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"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

Titel: "ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertolt Brecht , Helene Weigel , Wolfgang Jeske , Erdmut Wizisla
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Kult, den sie mit meinen Arbeiten und mir trieb, noch zusammen zu bringen. Jedoch kann dieser psychische Konflikt nur der unmittelbare Anlaß gewesen sein. Er löste die Krankheit nur aus, wie alle Ärzte meinen.
    Ich schreibe Dir all das, weil Du fragtest am Telefon und wohl beunruhigt bist. Ihre Papiere zeigen auch, daß sie sich in der letzten Zeit sehr mit Dir beschäftigte, am Ende sehr sehr freundlich – wie mit einer sehr guten Freundin.
    Ich sah noch nicht viele Leute. Laughtons fahren heute ab. Wenn er zu Dir über Czinner redet, sag ihm, daß ich etwas besorgt bin darüber, daß das »europäische Element« ausgeschaltet werden soll – organisatorisch – denn, daß ihm Czinners Nase nicht gefällt, ist kein valider Grund unter Partnern – sonst hätte ich auch was über Phil Bergs Nasezu sagen. 1 Es ist ein Schaden für mich, wenn ich Czinner verliere (und keiner für L. wenn er ko-produziert, es ist eine Co-produktion mit Orson Welles ). Czinner kann ich meine Stücke (deutsch) schicken, er kann Übersetzungen vermitteln, Produktionen aufbauen. Bergner will »Der gute Mensch von Sezuan« spielen, (im Herbst schon die »Malfi«), usw. Er hat ein ständiges Büro, Geldgeber, Erfahrung, Respekt vor mir u. s. w. L. würde mir einen immensen Dienst erweisen und, ich glaube, sogar inbetreff auf Cz. umlernen. (Cz. warnte ihn, wie L. erzählt, vor dem Überamerikanisieren oder dem Mich-nicht-Ausnutzen indem man mir keine Position gibt und so ist er für L. ein »Warner«, d. h. etwas Entsetzliches.)
    Sage L. auch, daß im selben Augenblick, wo Cz. drinnen wäre, ich mit fliegenden Fahnen zu ihm, L., überginge, aber sage das nicht als zu politisch, intrigantenhaft, nur, daß ich Cz. zwingen würde, L.s Wünsche pünktlichst zu verfechten. Cz. weiß, daß ich in Wirklichkeit nur L. als Galilei sehen möchte und mit ihm künstlerisch völlig einig bin und ständig war. Schildere ihm, daß ich immer für den Schauspieler war.
    Das ist der längste Brief, den ich je geschrieben habe.
    Ich küsse Dich
    b
 
    Samstagabend ruf ich Dich wieder an, da mußt Du zu Hause sein.
 
    1
 
Phil Berg, später einer der erfolgreichsten Agenten Hollywoods (er vertritt Judy Garland, Clark Gable, Gary Cooper u. a.), vermittelt in den Tantiemenverhandlungen bei der Galileo -Produktion.

144  14. Februar 1946 (Poststempel des vermutlich dazugehörigen Briefumschlags); A: New York, E: Santa Monica, hs. ( BBA )
    Liebe Helli,
    nein, wenn ich Dich da hätte abchecken wollen, hätte ich um 3 oder 4h früh anrufen müssen. Es sind 3 Stunden Unterschied in der Zeit. 9h bei Euch ist 12h hier. (Nicht, als ob ich das unkomfortable Aufbleiben scheute!)
    Morgen schließe ich mit dem Verlag ab wegen der »Gesammelten Werke«. Das ist ein step vorwärts.
    Heut lunche ich mit Auden.
    Ja, noch was: Laß Dir von Brush seine »Galilei«-Kopie geben (englisch), da sind Bleistiftnotizen (und Unterstreichungen) von Reyher drinnen. 1 Schick sie mir.
    Und vielleicht schreibst Du Reyher ein paar Worte, er kümmert sich ganz außerordentlich nett um mich.
    Samstag ruf ich Dich an, Helli.
    Ich küsse Dich
    b
    Rauch nicht zu viel!
 
    1
 
Der kalifornische Lyriker Albert Brush beteiligt sich an der Entstehung der amerikanischen Galilei -Bearbeitung. Im Programm zeichnet er für die Übersetzung der Gesangstexte verantwortlich.

145  20. Februar 1946 (Poststempel des vermutlich dazugehörigen Briefumschlags); A: New York, E: Santa Monica, hs. ( BBA )
    Liebe Helli,
    ich war froh über das Telefonieren. Den Brief bekam ich heut. Laughton übernimmt eine enorme Verantwortung, wenn er, nur wegen Czinners Nase, den Orson Welles völlig frei schalten und walten läßt mit der Arbeit von 18 Monaten. Ich kann schon jetzt Welles nicht erreichen, und dann frägt Audrey Wood mich , wie sie ihn erreichen kann; er ist nicht mehr im Waldorf Astoria. Solche Dinge sind doch keine Primadonnenscherze mehr. Ich verstehe Laughton nicht; ich ziehe eine Intrige einer Laune vor – dem Berke werde ich den Vertrag schicken, sobald irgendeiner vorliegt. Aber zunächst erreicht, wie gesagt, die Wood den Welles nicht. So wird es weitergehen. (Hat Berg wegen Filmoption etwas verhandelt? Ich bin überzeugt, nicht einmal das!) Kurz, durch Laughtons launisches und wetterwendisches Benehmen (er sollte besser nie Welles alle Führung überlassen) ist alles wieder auf hoher See. – Berke muß sehen, daß ich hohen Vorschuß bekomme und auch das Investiergeld mache, von dem er

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