"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)
dünn wurde. Ich strich alles Virtuose weg, ließ nur 1 Telefongespräch (mit den letzten Sätzen, bevor der Mann kommt) und als Hauptsache die Szene zwischen Mann undFrau. Die Schauspielerin ist äußerst mittelmäßig, aber die Szene ja jetzt nur ein Farbfleck.
Das werden wir noch machen und gut.
Danke für die Briefe.
Nach Dienstag schreibe ich öfter. Heimkunft spätestens Ende Juni. Ich denke an Dich.
Und küsse Dich
b
1
Der ehemalige Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat Julius Deutsch hat als General der republikanischen Truppen im spanischen Bürgerkrieg gekämpft und ist über Paris in die USA emigriert. Was Brecht und die Weigel von ihm wollen, ist nicht ermittelt. Es folgt eine gestrichene Zeile, die nicht zu entziffern ist.
2
Brecht, der es mit der Orthographie von Eigennamen nie genau nimmt, schreibt »Schmidt«, meint jedoch sehr wahrscheinlich Josef Schmid, den musikalischen Leiter beim Film Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt? , bei dem die Lewis-Ruth-Band spielt, die zuvor schon bei der Dreigroschenoper musiziert hat. Schmid übernimmt 1947 auch die musikalische Leitung bei der Galileo -Premiere im Maxine Eliott's Theatre in Beverly Hills.
3
Brecht lernt Brainerd Duffield kennen, als dieser und Emerson Crocker im Auftrag von Charles Laughton die erste Übersetzung des Galileo bearbeiten. Duffield spielt den Ehemann in Die jüdische Frau und den Bibelforscher in Moorsoldaten . Brecht schätzt den Schauspieler; im Herbst 1946 studiert er mit ihm die Rolle des Ferdinand aus The Duchess of Malfi ein.
136 15. Juni 1945 (Poststempel des vermutlich dazugehörigen Briefumschlags); A: New York, E: Santa Monica, hs. ( BBA )
Liebe Helli,
diese Leute (Geldgeber) luden hinter meinem und Viertels Rücken die Presse ein, als nicht mehr als 1 (eine) Stunde Bühnenprobe der Technik gewesen war. Folge: nichts klappte und so war die Kritik schlecht (obgleich respektvoll zu dem Stück – das Buch kennt man). 1
Viertel hat ausgezeichnet gearbeitet. Ich bin froh gewesen, daß ich Dich nicht in diesem Mischmasch drin hatte – im Vergleich zu Bassermann sprichst Du allerdings pures Englisch. Aber Du bist nicht 80.
Er war großartig, übrigens. Ich gab ihm »Galilei« (für Deutschland).
Bergner ist hier, und wir arbeiten schon. Ich habe dann ein Billett für 1. Juli eingereicht.
Eine Chance, daß ein Verlag 7 Stücke in englisch druckt. 2
Sehr heiß.
Steff schreibe ich heut.
»Und habe ich Dich in gutem Gedenken« 3 – werd nicht zu dünn.
b
Gruß von Reyher!
Und von Karin.
Homolka kommt Sonntag ins Stück.
Die »Jüdische Frau« haben wir am 2. Abend gestrichen, es tat mir leid wegen Duffield – den alle für sehr schlecht hielten, ich nicht.
Ich habe die »Jüdische Frau« zusammengestrichen, weil nur ein Virtuose das spielen kann, aus keinem anderen Grund, aber sie konnten nicht einmal das spielen.
Gruß an Barbara.
1
Unter dem Titel The Private Life of the Master Race werden am 11. Juni 1945 im Theatre of All Nations in New York neun Szenen aus Furcht und Elend des III . Reiches aufgeführt. Unter der Regie von Berthold Viertel (Mitwirkung: Brecht) spielen Else Bassermann, Alfred Bassermann, Elisabeth Neumann, Clarence Derwent, Vilma Kurer u. a. Die Aufführung wird en suite bis zum 17. Juni gespielt. Die Musik stammt von Hanns Eisler, das Bühnenbild von Leo Kerz. Die Buchausgabe liegt seit dem 15. November 1944 vor: Bertolt Brecht, The Private Life of the Master Race . A Documentary Play . English Version and An Essay on the work of Brecht by Eric Russell Bentley. New York: New Directions, 1944.
2
Der Verlag Reynal & Hitchcock plant eine Ausgabe mit Stücken Brechts, zeitweise ist von drei Bänden die Rede; im Februar unterzeichnet Brecht den Vertrag. Reynal & Hitchcock reduziert sein Angebot im Juli 1947 auf einen Band, der schließlich nicht zustande kommt.
3
Die Herkunft des Zitats ist nicht ermittelt; möglicherweise ist es nur der Adressatin und dem Absender vertraut.
137 17. Juni 1945 (Poststempel des vermutlich dazugehörigen Briefumschlags); A: New York, E: Santa Monica, masch. ( BBA )
Liebe Helli,
ich habe bereits angefangen, mit der Bergner die »Malfi« fertig zu machen, und bitte Dich dringend, jetzt nichts mehr dergleichen als Ausrede für Hierbleiben anzusehen, es ist heiß wie in Manila. Absolut scheußlich. Ich denke dauernd an den Garten und Dusche und mitunter an den kleinen Sonnenbadfleck.
Das Theater ist voll von den
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