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"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

Titel: "ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertolt Brecht , Helene Weigel , Wolfgang Jeske , Erdmut Wizisla
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schwitze ich, der Mantel ist zu dick.

        Schweißtropfen!
    Ich küsse Dich sorgfältig
    bidi

153  15. März 1946; A: New York, E: Santa Monica, hs. ( BBA )
    Liebe Heli,
    morgen, Samstag, ruf ich Dich wieder an, das ist gut.
    Am 23. spreche ich über Kurzwellen nach Deutschland, anläßlich des Geburtstags von Heinrich Mann. Ich werde Dir schicken, was ich sage. 1
    Der Orson Welles ist unerreichbar, die Agentin ist schon zornig. Laughton riskiert da allerhand, denn diese geschäftliche Unzuverläßlichkeit wird ja bleiben, auch wenn er artistisch dann gut funktioniert.
    Die 500 Dollar kannst Du einkassieren.
    Dieser Tage dachte ich plötzlich, ob Du nicht, (wegen der Müdigkeit) einen Schilddrüsentest machen sollst – es gibtauch das Gegenteil von Basedow, und sowas ist leicht zu beheben. Frag einmal Bauer.
    Du mußt sehr gesund sein für drüben.
    bidi
    (Nochmal danke für das pin up Bild – es ist anregend)
 
    1
 
Heinrich Mann feiert am 27. März 1946 seinen 75. Geburtstag. In seinen Romanen habe er eine »Verbrechergalerie von Industriellen, Militärs, Beamten und politischen Abenteurern« gezeichnet, schreibt Brecht in seiner Würdigung. Das säße jetzt »auf den Nürnberger Anklagebänken« ( GBA 23, 56).

154  20. März 1946 (Poststempel des vermutlich dazugehörigen Briefumschlags); A: New York, E: Santa Monica, hs. ( BBA )
    Liebe Heli,
    es ist so mit Ruth: Sie ist noch ziemlich erschöpft, und ihr Gedächtnis funktioniert noch nicht sehr gut, Monate kann sie überhaupt nicht erinnern. Grünthal 1 meint, sie dürfe nicht sogleich allein gelassen werden und es ist sicher richtig. Das beste für sie wäre, wenn sie ihr Buch fertig schreiben könnte. Das kann sie ganz in Ordnung bringen, und sie hätte was vorzuzeigen (was wichtig für sie ist).
    Danke für die Briefe!
    Der Mantel kam heut auch an. Das ist gut, es regnet viel hier, und ich denke geradezu an unseren Garten.
    (Arbeite nicht zu viel!)
    Danke.
    bidi
    Der Test heißt
            Metabolisme-Test, 2
    glaube ich.
            Ich küsse Dich
            (Beim Telefonieren denke
            ich mitunter an die
            Treppe.)
 
    1
 
Der Psychoanalytiker Max Grünthal behandelt Ruth Berlau.
2
 
Eine Methode zur Kontrolle der Stoffwechsel-Funktionen; Brechts Hinweis steht im Zusammenhang seiner Empfehlung, die Schilddrüse testen zu lassen.

155  21. März 1946 (Poststempel des vermutlich dazugehörigen Briefumschlags); A: New York, E: Santa Monica, hs. ( BBA )
    Liebe Heli,
    gestern hatte sich für den Abend Borchardt 1 angesagt, und ich suchte verzweifelt nach irgendjemand, der halbwegs dazu passen würde, ich dachte: fast nur Korsch.
    Eine halbe Stunde später rief Korsch an. Er ist gerade hier, er kam und paßte.
    Jetzt wäre ich wirklich gern daheim.
    Auden ist natürlich wieder nach Harvard zu einer lecture. 2 Wir sind aber ziemlich weit.
    Den Radiovortrag (4 Minuten) kannst Du nicht hören. Richtstrahlen nach Deutschland, auf Kurzwelle. Ich schicke aber den Text.
    Ruf doch am 23. den Heinrich Mann an.
    Ich denke gern an Dich
    bidi
    Ich küsse Dich vorsichtig und
    unvorsichtig, sorgfältig und
    flüchtig, schnell und langsam,
    Heli.
 
    1
 
Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager erhält Hermann Borchardt 1937 mit Hilfe von George Grosz ein Einreisevisum in die USA . 1944 nimmt er die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
2
 
Auden hält in den vierziger Jahren an verschiedenen Universitäten in den USA Lectures on Shakespeare .

156  Etwa Februar/März 1946; A: New York, E: Santa Monica, hs. ( BBA )
    Liebe Heli,
    schick doch den Brief gleich an Dieterles, ich habe die neue Adresse nicht hier. 1 Morgen abend rufe ich an, freue mich darauf. Arbeite viel. Ich küsse Dich, Helli.
    b
 
    1
 
Charlotte und Wilhelm Dieterle sind im Sommer 1945 in ein neues Haus gezogen.

157  2. April 1946 (Poststempel des vermutlich dazugehörigen Briefumschlags); A: New York, E: Santa Monica, hs. ( BBA )
    Liebe Heli,
    der Brief der Breiner kam heute, ich wußte aber alles schon von Dir selber. 1 Nur eines: daß sie befürchtet, Du schonst Dich nicht genug. Bitte, bitte, tu das. Es ist so gefährlichnach Unterleibsoperationen, wenn man zu früh wieder arbeitet. Und ich brauche Dich dringend so gesund wie möglich. Für vieles, Heli.
    Die Ballade (nebst anderen, die ich eben fertig mache und Dir noch schicke) 2 möchte ich in Berlin im Hebbeltheater aufgeführt haben, während der Vorführung der

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