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"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

Titel: "ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertolt Brecht , Helene Weigel , Wolfgang Jeske , Erdmut Wizisla
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( BBA )
    Liebe Helli,
    danke für die schnellen Schlüsselchen. Sie passen und so kam ich zu meinen Hemden. – Laughtons fahren Montag nach Hause, ich wollte, ich könnte auch .
    Sag dem Berke, er muß gerade jetzt für Czinners Co-produktion kämpfen. Laughtons Versuch, das europäische Element (und meinen Mann in der Produktion) auszuschalten, ist ganz falsch. Das Stück ist von einem Europäer geschrieben und über einen Europäer (Galilei). Ich glaube, mit Druck jetzt ist es zu machen. Ich habe mit Welles am Beginn auf meine commitments an Czinner gesprochen, er war bereit, mit ihm als Partner zu arbeiten.
    Gut ist Welles' Idee, im August die Proben in Hollywood zu starten (wenn es finanziell geht), dann in San Francisco zu öffnen. 1 Da hätte es Laughton und ich angenehm, und Du wärst dabei, ohne nach N. Y. zu müssen, wo es doch unbequem ist, in kleinen Zimmern usw. Hoffentlich geht das.
    N. Y. verspreche ich Dir definitiv vor Europa. Vielleicht beir Premiere »Galileo« schon. Aber jetzt, für mich, ist es ein veritables Inferno. Ruth ist schlecht dran, hat hohes Fieber, ist konfus, ich durfte nicht mehr hinaus zu ihr. Wenn es halbwegs besser wird, könnte sie im Juni mit einer dänischen Freundin nach Dänemark fahren, weitaus das Beste für sie. 2
    Wenn jemand hierher fahren sollte, gib ihm meinen Regenmantel mit.
    Karin besuche ich morgen.
    Vergiß nicht den check-up bei Bauer. 3 Und mager nicht ab. (Wie es jetzt ist, ist es angenehm.)
    Ich küsse Dich, Helli
    b
 
    Steff kann seine Freunde in meinem Arbeitszimmer empfangen. Mein Telefon ist in Ordnung, L. hat mich auch dann erreicht. Ich will Dich lieber in Deinem Schlafzimmer wissen, da bist Du besser bewacht! (Habe eben Deinen Brief bekommen, hatte Geburtstag vergessen, danke!)
 
    1
 
Die Proben zu Galileo . Brecht ist sehr an einer Zusammenarbeit mit Orson Welles interessiert.
2
 
Wahrscheinlich Ida Bachmann, die mit Ruth Berlau eine Wohnung teilt und wie Berlau für das Office of War Information arbeitet.
3
 
Wohl Robert O. Bauer, Arzt in Santa Monica; Hinweis von Cheryl Wilkinson.

143  11. Februar 1946; A: New York, E: Santa Monica, hs. ( BBA )
    Montag 11.  II . 46
    Liebe Helli,
    ich lerne: Gläser + Tassen spülen, Boden fegen, Abfall wegschaffen, Rühreier und Suppen machen, alles als Autodidakt. Ich fühle mich Dir sehr gewogen, wenn ich Gläser spüle, daß Du das nun so lange gemacht hast, unter anderm.
    Wenn Du übrigens (in Erinnerung an meinen Geburtstag) das kleine alte schwarze Ledernotizbüchlein als Modell wegbringst, sieh erst genau nach, ob nicht 2 alte Fotos von Dir drinstecken, deren ich mir immer bewußt war, es sind Aktfotos, pin up pictures, you know. Nichts für den alten Schweden.
    Diese Woche fange ich mit Auden an, es wird etwa 2 Wochen nehmen. Anfangs März möchte ich zurück sein. Die Behandlung Ruths wird länger dauern, jetzt kann sie keine Besucher empfangen, ist fiebrig wegen Flüssigkeitsmangel, da sie nicht ißt und nicht trinkt. Ich war nur einmal bei ihr, da war sie ganz, wie man im Traum ist, sprunghaft, ungeheuer erregt mit enorm schnell und oft wechselndem Ausdruck. Und in den Gesten äußerst theatralisch. Alles ist in sich logisch, aber ohne realen Boden. Sie hält die Kranken für »kammerater«, hält Reden an sie, sie sollten bereit sein, bemitleidet sie, zeigte sie mir als Opfer, wie sie leiden. Eine alte Frau hielt sie für Viertel, über einen Mann im Korridor fragte sie mich, ob das Lund sei. »Kannst Du uns alle herausbringen?« fragte sie. Als ich sagte: nein, nahm sie meinen Mantel auf, reichte ihn mir und sagte: »Dann farewell«.
    Die Ärzte sprachen von einer Reaktion auf die elektrischen Schocks, sind im ganzen aber mit der Wirkung der Behandlung unzufrieden und gehen zu Insulin-Schocks über. In Anbetracht der Krankheitsgeschichte ihrer Schwester sind sie geneigt, den Fall als einen schweren anzusehen.
    Seit sie das Kind verlor und die große Operation hatte, war ihr Nervenzustand schlecht, sie arbeitete (an Fotografie und einem Buch über die skandinavischen Seeleute im Krieg) sehr viel und aß und schlief wenig, so kam sie körperlich herunter. Dann hatte sie im Herbst eine Affäre mit einem der dänischen Seeleute, von der sie mir Anfang Dezember berichtete. Von da an – obwohl ich freundlich schrieb – scheint sie schnell in den Zusammenbruch gefallen zu sein, anscheinend nicht imstande, ihre Emanzipation mit der Zusammenarbeit und Verwicklung in meine Geschäfte und dem

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