"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)
ablehnen. Er fährt trotzdem mit Interzonenpaß wegen des österreichischen Passes und der Beteiligung an den Festspielen über Freilassing nach Salzburg, anschließend nach München und Augsburg. In Freilassing muß er auf von Einem warten, der ihn mit Hilfe eines amerikanischen Besatzungsoffiziers über die Grenze bringt, vgl. Journal e, Eintragung vom 28. August bis 4. September 1949. Am 12. April 1950 wird ihm die österreichische Staatsbürgerschaft zuerkannt.
179 Billett, Ende Dezember 1949; A: Berlin, E: Berlin, hs. ( BBA )
Liebe Helli,
Dank für ein gutes Jahr, vom dem Du das Größte warst.
b
1949
Familie Brecht verbringt den August 1950 im Ostseebad Ahrenshoop. Brecht kehrt schon etwas früher nach Berlin zurück.
Die Arbeit am Berliner Ensemble beherrscht die Korrespondenz der fünfziger Jahre. Obwohl Brecht und Weigel sich in Berlin aufhalten, schreiben sie sich immer wieder, um Organisatorisches zu klären.
181 Anfang September 1951; A: Berlin, E: Berlin, masch. Du. ( BBA )
Liebe Heli,
es ist Dir vielleicht lieber, wenn Du Dir jetzt schon die Punkte, die noch zu beachten sind, 1 durchlesen kannst, da ich aber heute vormittag mit Franz und Wera für den Almanach 2 arbeiten muß, kann ich nicht hereinkommen und sie Dir persönlich sagen.
Also:
I .
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Das Tempo beim Losziehen war sehr schön!
Vom »Mutterleib an« möchte etwas poetischer kommen.
III .
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Bei dem Satz » Wer ist besiegt?« (Antwort auf den Prediger »Wir sind eben besiegt«) möchte die Betonung auf dem »Wer« liegen.
IV .
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(große Kapitulation) Zum Marfiak 3 rufen »Er sitzt schon«.
Die Zwischentexte des Liedes waren sehr schön schnell.
Betonung: Und vom Dach der Star pfiff noch kein Jahr
IX .
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Unter der Wollhaube durch das Loch darf keine andre Farbe durchscheinen.
X .
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Gerade und aufrecht stehen, während Du dem Lied lauschst, nur mit dem Kopf hängen, 4
1
Brechts Hinweise beziehen sich auf eine Wiederaufnahme von Mutter Courage und ihre Kinder am 11. September 1951 im Deutschen Theater.
2
Wera Skupin ist im Sammelband Theaterarbeit als redaktionelle Mitarbeiterin angegeben, ebenso Claus Hubalek, der nach Auskunft von Egon Monk intern »Franz« genannt worden ist.
3
Wladimir Marfiak spielt den älteren Soldaten in der Szene 4.
4
Der Text bricht auf der Mitte der Seite ab.
Das erste große Auslandsgastspiel des Berliner Ensembles führt Weigel von 7. bis 17. Dezember 1952 nach Warschau, Krakau und Lodz. Brecht bleibt in Berlin. Weigel unterbricht die Tournee, um in Wien am Völkerkongreß zum Schutze des Friedens teilzunehmen. Dort liest sie Brechts Text »Zum Kongreß der Völker für den Frieden«.
184 2. September 1952; A: Berlin, E: Berlin, masch. Du., dikt. ( BBA )
2. September 1952
Lieber Brecht,
nach unserem gestrigen Gespräch habe ich mit Frau Bork und Herrn Direktor Moll gesprochen, ob die fragliche Äußerung des Nichtinteresses von Herrn Holtzhauer hier gefallen sei. Dies ist nicht der Fall. 1
In einem Gespräch mit Herrn Direktor Moll und Herrn Palitzsch, das sich um die Auszahlung von Trennungsgeldern (Trennungsgelder sind die Auszahlung von Diäten für die Zeit der Dramaturgie in Buckow) drehte, äußerte Herr Moll einige Bedenken und wies dabei auf einen Brief von der Staatl. Kunstkommission hin, ob die Staatliche Kunstkommission gegen die Auszahlung solcher Diäten nicht Einspruch erheben würde.
(Ich lege den fraglichen Brief der Kunstkommission bei und auch unsere Antwort.) 2
Es tut mir leid, daß es mal wieder zu einem Mißverständnis kam. Ich wollte Dich nur über diese Sachlage aufklären.
1
Elfriede Bork leitet das Künstlerische Betriebsbüro und zählt zu den engsten Vertrauten Helene Weigels. Sie ist verheiratet mit Kurt Bork, der als Hauptreferent für Theater im Ministerium für Volksbildung sich mit dem Berliner Ensemble zu befassen hat. Hans-Georg Moll ist der Verwaltungsdirektor des Berliner Ensembles. Helmut Holtzhauer leitet die Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten, mit der es regelmäßig Differenzen gibt, weil Brecht und Weigel sich gegen Reglementierungen wehren.
2
Nicht überliefert.
185 Mitte Dezember 1952; A: Berlin, E: Warschau, masch. ( BBA )
Liebe Helli,
wir sitzen mit Strittmatter über »Katzgraben« und ich denke, es wird jetzt ganz gut. 1 Kleinoschegg wollte, des von uns hinausgeschobenen Termins wegen, in irgendwas in Dresden einsteigen und ich sagte Frau Bork, sie solle sehr höflich und
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