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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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Eltern tot sind, aber mit Ilse habe ich darüber nie gesprochen, und auf einmal ist es mir sehr unangenehm.
    »Carla, du bist noch jung, du willst ja vielleicht auch noch eine Familie gründen.«
    »Ach«, sage ich, »da habe ich mittlerweile die Hoffnung schon aufgegeben.«
    »So ein Unsinn!«, ruft Ilse so laut aus, dass die Umsitzenden zusammenzucken. »Jetzt klingst du wie eine echte Drama-Queen. Mit zweiunddreißig ist der Zug noch lange nicht abgefahren. Aber genau deshalb möchte ich dir und Ingo ja auch helfen. Damit ihr herausfindet, was in einer Beziehung wirklich wichtig ist. Ob es dann wirklich mit euch beiden klappt, sei mal dahingestellt. Ich denke nur, dass es euch für die Zukunft helfen würde.«
    »Ich weiß nicht«, wende ich ein. »Vielleicht bin ich ja auch so wie du und will lieber allein bleiben, als einen Kompromiss eingehen.« Aber schon während ich das sage, spüre ich, dass das nicht wahr ist. Allein bei dem Gedanken, allein alt zu werden, wird mir ganz schlecht. Nein, nein, nein, das will ich auf keinen Fall. Heroische Vorsätze hin oder her.
    »Mit Kompromiss«, erklärt Tante Ilse, »meine ich nicht, dass du jemanden nehmen sollst, den du nicht liebst. Ich meine nur, dass du dich vielleicht mit dem Gedanken anfreunden solltest, auf das ganz große Feuerwerk zu verzichten.«
    »Nicht so einfach, wenn man es immer vorgelebt bekommen hat.«
    »Ja, deine Eltern haben dir da ein schweres Erbe mit auf den Weg gegeben. Obwohl sie das mit Sicherheit nicht wollten. Aber es ist eben schwer, mit etwas nicht Perfektem zufrieden zu sein, wenn man das Perfekte immer vor Augen hat.«
    »Das kannst du wohl sagen.«
    Dann schweigen wir und löffeln unser Chili con carne. Nach dem Essen guckt Ilse mich auffordernd an.
    »Und was ist jetzt, Carla? Willst du es noch weiter versuchen?«
    »Hm…« Ich bin immer noch unentschlossen. »Ich könnte es mir vielleicht sogar vorstellen, aber die Angst, Ingo als Freund zu verlieren, ist doch ziemlich groß.«
    »Ich denke, die Angst musst du nicht haben. Du wirst ihn nie verlieren. Wenn ich merke, dass es in eine gefährliche Richtung läuft, ziehe ich sofort die Notbremse.«
    »Na«, erwidere ich lachend, »ob ich wirklich darauf vertrauen kann, dass du das merkst?« Ilse guckt beleidigt.
    »Okay, okay.«
    »Ihr müsst auch nicht so tun, als ob ihr ein Paar wärt«, fügt Ilse hinzu. »Mit dem Vorschlag bin ich wohl etwas übers Ziel hinausgeschossen.«
    »Nö«, widerspreche ich. »Wenn wir das Ganze jetzt weitermachen, dann auch richtig.«
    »Wie du willst.«
    »Aber wehe, du erzählst jemandem davon, vor allem nicht Mama und Papa!« Ich kann mir nämlich schon vorstellen, wie die das finden, und habe keine Lust, mir von ihnen reinreden zu lassen.
    »Dann bist du erledigt«, füge ich mit gespielt drohendem Unterton hinzu.
    »Und wehe«, erwidert sie, »du erzählst jemandem, was ich dir eben über mein eigenes Liebesleben gebeichtet habe. Dann bin ich nämlich auch erledigt, und zwar bei all meinen Patienten.«
    Jetzt müssen wir beide lachen. Schon wieder gucken sich sämtliche Gäste nach uns um. Mir egal, sollen die halt gucken.
     
    Notiz an mich selbst:
    Selbst wenn ich Ähnlichkeiten
    mit Tante Ilse habe: Niemals
    Leopardenleggings tragen!
     
    Abends auf dem Heimweg kaufe ich eine Flasche Wein und ein paar leckere Antipasti im Supermarkt. Als ich um halb acht vor Ingos Tür stehe, staunt der nicht schlecht. Vor allem, als ich dann auch noch sage: »Guten Abend. Ich bin’s, deine neue Freundin. Lässt du mich rein, oder müssen wir vor deiner Tür essen?«

6. Kapitel
     
    In den nächsten Tagen gibt es noch einige Leute, die nicht schlecht staunen. Allen voran meine Eltern. Als Ingo und ich uns mit ihnen zum Sonntagsbrunch treffen und händchenhaltend im Café auftauchen, wundern sie sich zuerst nicht. Tatsächlich haben wir das ja manchmal schon gemacht. Aber als wir auch am Tisch konsequent weiter unsere Hände festhalten –wenn wir sie nicht gerade zum Essen brauchen –, scheint das zumindest meiner Mutter aufzufallen. Immer wieder wirft sie uns leicht irritierte bis verwunderte Blicke zu und scheint darüber nachzugrübeln, was mit uns eigentlich los ist. Ich grinse in mich hinein. Von uns aus sagen wir nichts, da müssen sie schon selbst drauf kommen.
    »Erzählt doch mal«, tastet Mama sich irgendwann vorsichtig vor, »was bei euch so alles passiert ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    »Och, nicht so viel«, erwidert Ingo und

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