Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
kennenlernen.«
»Ging mir genau so«, meint Ingo. »Da war so ein Kribbeln … Also, ich weiß nicht, ob es daher kam, dass die ganze Situation an sich schon aufregend war, oder ob es an Carla lag.«
»Das ist fürs erste auch egal«, sagt Ilse. »Wichtig ist, dass wir an genau diesem Gefühl weiterarbeiten. Und deshalb kommt nun die nächste Übung.«
Ich bin gespannt, was wir jetzt machen sollen. Immerhin macht es bisher großen Spaß, da hätte ich mir eine Paartherapie schlimmer vorgestellt. Weiß gar nicht, warum die meisten Leute davor zurückschrecken, ist doch eigentlich wie Kindergeburtstag.
»Eure nächste Aufgabe«, erklärt Ilse, »lautet: Streicheln.«
»Streicheln?«, entfährt es mir. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Aber unsere Privattherapeutin nickt.
»Exakt.«
»Äh«, stottere ich, »was genau soll das heißen?«
»Wie das Wort es schon sagt: Streicheln.«
»Sex?«, will ich wissen.
Ilse schüttelt den Kopf. »Streicheln. Nicht mehr und nicht weniger. Wir müssen anfangen, neben der mentalen auch die körperliche Ebene zu betrachten.«
»Ich bin bereit«, stellt Ingo grinsend fest, was ich mit »Idiot« kommentiere.
»Es ist ganz einfach: Ihr legt euch aufs Sofa oder aufs Bett, jeder trägt noch Unterwäsche. Und dann streichelt einer zuerst den anderen eine Viertelstunde und dann umgekehrt.«
Uff, das klingt nach … hm, ich weiß nicht.
»Allerdings: Unter Aussparung der Intimzonen.«
Na, wenigstens etwas.
»Ich fürchte, mit der Übung werde ich ein paar Probleme haben«, wende ich ein.
»Aber ihr habt mir doch erzählt, dass ihr auch sonst beim Fernsehen auf dem Sofa kuschelt.«
»Stimmt schon. Aber das ist etwas anderes.«
»Na ja, deshalb sind wir doch hier. Weil wir etwas anderes versuchen wollen.« Na gut. Ich mach ja alles mit.
Notiz an mich selbst:
Sei tapfer und denk an die
drei Königspudel!
7. Kapitel
Ich gebe es zu – vor dem nächsten Treffen mit Ingo drücke ich mich ein wenig. Nachdem wir Tante Ilse mit unserer neuen Aufgabe verlassen haben, wollte er sofort wissen, wann wir uns denn zum »Kuschelkurs« treffen wollen. Ich habe etwas ausweichend mit »lass uns telefonieren« geantwortet. Und seitdem einfach keine Zeit für ihn gehabt. Mal musste ich dringend meine Steuerunterlagen fürs erste Quartal fertig machen (Donnerstag), dann mit einer befreundeten Grafikerin den Flyer für unsere Muttertagsaktion entwerfen (Freitag), mit Luzie shoppen gehen und Frauengespräche führen, weil es mit Matze gerade nicht so gut läuft (Samstag – ich hoffe, Ingo spricht Luzie nicht darauf an, dann fliegt mein Schwindel sofort auf, aber dafür ist Ingo eigentlich viel zu gut erzogen), als nächstes habe ich Mama und Papa dabei geholfen, schon einmal die Fliesen im Personal-WC runterzuklopfen (Sonntag – und das stimmte wirklich!), dann wieder musste ich für die Steuer noch ein paar Sachen sortieren und nachreichen (Montag).
Tja, und jetzt ist Dienstag. Morgen Abend müssen wir zu Tante Ilse und bis dahin unsere Aufgabe erledigt haben. Schätze, heute komme ich nicht drumherum. Ingo hat mir heute früh auch schon eine SMS geschrieben: »Na, mein Kuschelmonster? Bei dir oder bei mir? ;-)« Owehoweh.
»Sag mal, ist irgendwas?«, will Luzie wissen, nachdem ich einem Kunden einen großen bunten Strauß verkauft habe.
»Was soll sein?«
»Das frage ich dich. Du hast gerade einen Strauß verkauft, den meine vierjährige Nichte besser zusammengebastelt hätte.«
»Findest du?«
»Ja. Und so, wie der Kunde dein Gebinde beäugt hat, fand er das wohl auch. War wohl nur zu höflich, um was zu sagen.«
»Ach«, seufze ich, »diese Paartherapie macht mich gerade ein kleines bisschen fertig.«
»Jetzt schon?«, wundert Luzie sich. »Was stellt denn Ingos Tante da mit euch an?«
Soll ich Luzie wirklich erzählen, was los ist? Oder muss ich mir dann wieder komische Kommentare anhören? Ach, was soll’s, ich verbringe ja sowieso den Großteil meiner Zeit mit ihr.
»Die Sache, dass wir uns wie ein Paar verhalten sollen, habe ich dir ja schon erzählt.«
»Ja. Und dass es sich eigentlich ganz nett anfühlt. Vor allem die Reisebürogeschichte fand ich persönlich zum Totlachen und total süß.«
»Stimmt schon. Aber nach unserem gespielten Kennenlernen und unseren Auftritten als Paar sollen wir jetzt auch das machen, was Pärchen halt so tun.«
»Sex?«, kommt es wie aus der Pistole geschossen.
»Zumindest die Vorstufe: Kuscheln.«
»Und?«
»Wie, und?
Weitere Kostenlose Bücher