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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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murmele ich leise vor mich hin. »Was hast du da nur angestellt?« Wie konnte ich das tun? Bin ich wirklich so ein gewissenloses Stück, das auf jegliche Frauensolidarität pfeift? Ich betrachte den nackten Ingo im Bett. Ja, bin ich wohl. Gestern Nacht war es mir jedenfalls schnurzpiepegal.
    Auf einmal kommt es mir überhaupt nicht mehr richtig vor, zusammen mit Ingo noch in aller Seelenruhe einen Kaffee zu trinken. So, als wäre nichts gewesen. Nein, es ist besser, wenn ich so schnell wie möglich abhaue. Und mich in nächster Zeit auch nicht mehr bei ihm melde. Ich muss ihn einfach vergessen oder zumindest Abstand gewinnen, sonst werde ich nie darüber hinwegkommen, die große Liebe verloren zu haben, obwohl sie mir schon so nah war.
    Leise suche ich meine Sachen zusammen, ziehe mich an und verlasse dann so geräuschlos wie möglich Ingos Wohnung. Auf Julias Bild habe ich noch einen Zettel gelegt, auf den ich eine Nachricht für Ingo geschrieben habe.
     
    Lieber Ingo,
    es tut mir leid, was heute Nacht passiert ist. Nein, so richtig leid tut es mir nicht, denn ich habe es genossen. Schade nur, dass ich erst jetzt gemerkt habe, wie sehr ich Dich liebe. Denn jetzt ist es zu spät, ich weiß bereits, dass Julia ein Kind von Dir erwartet. Frag nicht, woher, ich weiß es. Ich wünsche euch alles, alles Liebe! Und dass wir uns irgendwann, wenn ein bisschen Zeit vergangen ist (ich schätze, zwischen fünf und zehn Jahren) irgendwann mal wieder sehen.
    Carla.
     
    Draußen auf der Straße heule ich hemmungslos los. Ein paar Passanten, die bereits unterwegs sind, sehen mich verwundert an. Sollen sie halt. Wenn sie noch nie eine Frau mit Liebeskummer gesehen haben, ist das nicht mein Problem. Vom Auto aus schicke ich Luzie eine SMS:
     
    Es ist viel verlangt, das weiß ich, aber bitte übernimm diese Woche den Laden. Ich kann einfach nicht mehr und will nur noch weg.
     
    Ich schicke sie ab und schalte mein Handy dann aus. Und so wird es auch bleiben, ich schalte es erst wieder an, wenn ich das Schlimmste überwunden habe. Keine Ahnung, wie lange das dauern wird. Wahrscheinlich eine Weile. Aber es ist höchste Zeit, dass ich darüber hinwegkomme. Darüber hinweg, nicht nur den Mann, den ich liebe, sondern wahrscheinlich auch meinen besten Freund verloren zu haben. Hätten wir doch nie diese beknackte Therapie gemacht! Oder, noch besser: Hätte ich sie doch nur wirklich ernst genommen und Ingo eine echte Chance gegeben!
    Zu Hause packe ich eilig ein paar Sachen zusammen, werfe sie in einen Koffer, den ich in meinem Corsa verstaue, und düse los. Erst, als ich schon gute zwanzig Minuten auf der Autobahn bin, fällt mir auf, dass ich das Wichtigste vergessen habe: Der Schlüssel zu unserem Ferienhaus in Hohwacht hängt immer noch bei mir zu Hause am Brett. Kurz überlege ich, zurückzufahren. Aber dann traue ich mich nicht, zu groß ist die Angst, dass Ingo mittlerweile aufgewacht sein könnte, und versucht mich zu erreichen. Ich will ihn nicht sehen. Ich will überhaupt niemanden sehen, sondern mit mir und meinen Gedanken allein sein. Irgendwie werde ich schon ins Haus reinkommen, ist ja schließlich nicht Fort Knox mit Hochsicherheitsschlössern und Selbstschussanlage.
     
    Drei Tage später sitze ich wie jeden Morgen am Strand und beobachte den Sonnenaufgang über dem Meer. Schön sieht das aus, der Anblick macht mich ganz friedlich und ruhig. Es war übrigens gar nicht so schwer, ins Haus zu kommen. Zumal unsere direkten Nachbarn noch einen Ersatzschlüssel hatten, das hat die Sache ungemein erleichtert.
    So verbringe ich meine Tage am Strand und hänge meinen Gedanken nach. Neunundneunzig Prozent dieser Gedanken kreisen natürlich immer noch um Ingo. Wieder und wieder gehen mir gemeinsame Erlebnisse durch den Kopf: das Sackhüpfen an seiner Schule. Die vielen, vielen Abende, die wir zusammen bei ihm oder bei mir verbracht haben. Mein erotischer Traum von ihm, der nur durch die Wirklichkeit noch getoppt werden konnte. Und natürlich unser Wochenende in Hohwacht, an dem ich ihn mehr verletzt haben muss, als ich es jemals für möglich gehalten habe. Rückblickend betrachtet, mir dem Wissen, dass er damals noch ganz schrecklich verliebt in mich war, könnte ich mir natürlich pausenlos in den Hintern treten. Wie sehr muss es ihn verletzt haben, als ich lachend feststellte, dass es mit uns beiden ja nun wirklich keinen Sinn haben würde!
    Und auch an Hohwacht vor zwanzig Jahren muss ich denken. Langsam habe ich das Gefühl,

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