Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
eigenhändig hinzugefügt.«
Ich nehme den ersten Löffel. »Schmeckt aber sehr gut«, lobe ich.
»Danke«, antwortet Ingo. »Die restlichen Gänge sind dann auch tatsächlich selbst gekocht.«
»Da bin ich ja mal gespannt!« Wir löffeln unsere Kürbiscreme, die wirklich ganz hervorragend schmeckt.
»Carla«, sagt Ingo irgendwann, »worüber ich mit dir reden wollte …«
»Lass uns doch erst einmal in Ruhe essen«, unterbreche ich ihn. »Wir haben doch Zeit.« Außerdem, füge ich im Geiste hinzu, werde ich sowieso keinen einzigen Bissen mehr herunterbekommen, wenn ich erst einmal aus seinem Mund und persönlich gehört habe, dass er vorhat, demnächst mit Julia auf Familie zu machen.
»Gut«, Ingo wirkt fast erleichtert. So ganz einfach scheint es für ihn auch nicht zu sein, mir von den großen Veränderungen in seinem Leben zu berichten. »Noch einen Schluck Wein?«
Ich nicke. »Gern.«
Er gießt mir großzügig nach. Dafür, dass wir erst bei der Suppe sind, ist die Karaffe schon ziemlich leer. Wir haben beide einen ganz schönen Zug am Leib, was für beiderseitige Nervosität spricht.
Nach der leckeren Suppe präsentiert Ingo mir eine frisch gegrillte Seezunge. Ich bin begeistert. Und gerührt. Denn das ist und bleibt – neben den Senfeiern meines Vaters – mein absolutes Lieblingsgericht, während der Ferien in Hohwacht habe ich mich daran fast dumm und dämlich gefressen.
»Habe ich heute früh ganz frisch auf dem Markt gekauft«, erklärt er mir. »Hoffentlich ist sie was geworden«, fügt er dann hinzu, »ich hab so etwas nämlich noch nie gemacht.«
Aber auch die Seezunge schmeckt hervorragend, ein leichter Knoblauchhauch rundet den Geschmack perfekt ab. Dazu steigen wir auf Weißwein um, was vielleicht besser ist, denn Rotwein steigt mir immer rasend schnell in den Kopf.
»Wirklich extrem köstlich«, lobe ich Ingo, als er die Teller abräumt. »Was gibt’s als Nachtisch?«
»Lass dich überraschen.« Zwei Minuten später kehrt er zurück – und serviert Hamburger Rote Grütze mit Vanillesoße.
»Die hast du selbst gemacht?«, frage ich beeindruckt.
Ingo nickt ernst. »So aus frischen Früchten und allem?«
»Ähm«, er grinst. »Nicht ganz. Aber ich habe die Vanillesoße aus der Packung selbst angerührt.«
Ich muss lachen. »Penner!«
»Ich weiß.«
Nach dem Essen wechseln wir vom Tisch rüber auf Ingos Sofa, trinken weiter unseren Wein und plaudern über dies und das. Wie es in letzter Zeit in der Schule war, was bei mir im Laden alles passiert ist (wie immer: nichts!) und überhaupt.
Ich weiß ja, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Gleich wird Ingo wieder auf das Thema zurückkehren, weshalb ich überhaupt hier bin – vor lauter Kummer nehme ich gleich noch einen großen Schluck Wein und lasse mir von Ingo neu nachschenken.
»Was ich dir noch erzählen wollte«, setzt er dann an, und ich wappne mich innerlich schon gegen das Schlimmste, »vor ein paar Tagen habe ich in der Osterstraße eine von den beiden Reisebürokauffrauen getroffen.«
Ich atme innerlich auf. »Echt?«
»Ja«, bestätigt er. »Sie hat mich angesprochen und mich gefragt, ob wir jetzt eigentlich ein Paar seien.«
»Tja, da musstest du sie wohl enttäuschen.«
»Nö«, meint Ingo. »Hab einfach behauptet, dass wir seitdem total glücklich sind und bald heiraten werden.«
Ich muss kichern, obwohl ich das gerade gar nicht so richtig lustig finde. Muss ein doofer Reflex sein. »Sie hat mich dann gefragt, ob sie die Geschichte verwenden dürfe.«
»Verwenden?«
»Hab ich auch nicht so ganz verstanden, sie schreibt wohl nebenher und arbeitet an ihrem ersten Buch oder so.«
»Oh weh«, entfährt es mir, »noch einer, der ein Buch über uns schreiben will!«
»Sie fand das eben so romantisch, dass sie es gern für einen Roman verwenden würde. Hab ich ihr aber nicht erlaubt.«
»Nein?« Überrascht sehe ich Ingo an, der irgendwie noch ein Stückchen näher an mich herangerutscht ist.
»Nein«, stellt er noch einmal fest. Ich schlucke schwer, auf einmal habe ich das Gefühl, jemand hätte Ingo und mich unter Strom gesetzt. Ich kann meinen Blick gar nicht mehr von ihm abwenden und falle wie in Zeitlupe in seine blauen Augen. »Weil das unsere Geschichte ist, die gebe ich nicht her. Für kein Geld der Welt.«
»Geld der Welt«, murmele ich und bemerke, dass sich in meinem Kopf alles zu drehen beginnt. Ingo legt eine Hand an meine Wange und streichelt sie zärtlich, augenblicklich beginnt die Haut an
Weitere Kostenlose Bücher