Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
spitzen Fingern ein Tablet hervor, das er vor ihnen auf den Tisch legte.
»Ein iPad. Sehr gut. Jetzt können wir herausfinden, wie der Knabe heißt, dem das gehört.«
»Oder die Knäbin«, warf Liane ein.
»Oder eine Lady, ganz genau.« Er zwinkerte ihr zu und fasste noch einmal hinein. Ein weißes DIN-A 4-Kuvert kam hervor, unbeschriftet und die Lasche nur eingesteckt, nicht zugeklebt.
»Das ist alles?« Liane beugte sich vor und nahm Riley die Tasche ab. »Keine persönlichen Gegenstände? Kein Geldbeutel, kein Lippenstift, kein Notizzettel?« Sie weitete die Tasche mit den Händen und schaute nun selbst hinein. Nur schwarzes Innenfutter. Sie schien tatsächlich leer zu sein. »Gibt’s doch nicht«, sagte sie, glitt mit schmaler Hand hinein und tastete mit ihren Fingern die beiden Fächer der Tasche ab. »Ah!«, triumphierte sie, »doch noch was! Ziemlich glattes Papier!« Sie zog ein handtellergroßes Foto heraus und legte es auf das weiße Kuvert. Ein Porträt, nicht besonders scharf, wie im Vorbeigehen aufgenommen. Sie sahen es sich beide an.
»Das gibt es doch nicht«, sagte Riley.
»Das bist du«, stellte Liane fest. »Was erzählst du mir für einen Quatsch, dass dir die Aktentasche nicht gehört?«
Riley schüttelte nur den Kopf. »Die Tasche gehört mir nicht, und das Foto kenne ich auch nicht.« Er nahm es in die Hand, um es genauer betrachten zu können. »Das bin ich überhaupt nicht. Er sieht mir ähnlich, ganz seltsam ähnlich.« Er starrte noch immer darauf, dann sah er Liane an. »Und ich besitze gar keine grüne Sportjacke.«
Liane nahm ihm das Foto ab, hielt es hoch und verglich es mit Rileys Gesicht. »Die Nase stimmt nicht«, sagte sie schließlich.
»Kann sie auch nicht, wenn ich es nicht bin.«
»Hast du einen Bruder?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nur eine Schwester. Und selbst wenn, wie ist dann die Tasche auf den Stuhl neben mich gekommen?«
»Schalt mal das iPad ein, vielleicht finden wir da etwas.«
Riley schaltete es ein. »Das ist bald am Ende«, stellte er fest. »Oder hast du ein passendes Ladekabel?«
»Klar.« Liane wollte gerade aufstehen, als er »Was ist denn das für eine Sprache?« sagte. Sie beugte sich zu ihm hinüber.
»Ich würde mal sagen: Kyrillisch. Und es müsste Code eingeben heißen, denn das erscheint bei mir immer an dieser Stelle.«
»Perfekt!« Riley schüttelte genervt den Kopf. »Das bringt uns ja nun überhaupt nicht weiter. Ein Foto, das einen Typen zeigt, der mir ähnlich sieht, und ein gesperrtes iPad. Super!« Er griff nach dem Glas und nahm einen tiefen Schluck. »Was soll das?«
Liane deutete auf den Umschlag. »Lass schauen, was da drin ist …«
Riley schob ihn ihr hinüber. Sie griff hinein und zog einen Packen Papier heraus.
»Noch mehr Fotos von meinem Doppelgänger?«, wollte Riley wissen.
Liane sagte gar nichts mehr. Zuerst hatte sie lachen wollen, aber das Lachen erstarb ihr in der Kehle.
»Was ist denn?« Riley musterte sie unsicher.
Sie schob ihm wortlos das oberste Foto hin.
Er starrte darauf, dann sah er sich instinktiv um. »Da muss was ganz arg schiefgelaufen sein!«
»Und ich fliege mit dieser Tasche munter in der Gegend herum …« Jetzt war es Liane, die nach ihrem Glas griff und einen tiefen Schluck nahm. »Das glaube ich einfach nicht.«
Das Foto zeigte einen großen, schweren Schreibtisch und zwei Männer in leidenschaftlicher Umarmung. Ein junger, muskulöser Bursche und ein sehniger, trainierter Mann um die sechzig. Die Szene war eindeutig, auch wenn sie beide noch ihre Hosen anhatten, der Ältere allerdings hatte sie schon geöffnet.
»Der erinnert mich an jemanden …«, sagte Riley mit einem scharfen Blick. »Aber ich komm nicht drauf!«
Liane blätterte die Fotos durch. »Okay, zwei Schwule, das ist ja weiter nichts Besonderes.« Sie blickte auf. »Aber irgendwas muss es mit den Fotos auf sich haben.«
»Ich kenne dieses Gesicht. Ich weiß im Moment nur nicht, wohin damit.«
»Jedenfalls hat es etwas mit Russland zu tun.« Liane schob ihm die Fotos rüber.
Er sah sie langsam durch, danach hielt er inne und überlegte. »Weißt du überhaupt, was ich tue?«, wollte er von Liane wissen.
»Was du tust?«
»Ja. Beruflich, meine ich.«
»Haben wir darüber schon gesprochen?«
Er schenkte ihr ein Lächeln. »Nein, ich glaube, wir hatten bisher keine Gelegenheit dazu.«
»Bist du von der Polizei? Spion? Agent? Erkennst du hier gerade einen international gesuchten Verbrecher?«
Riley lehnte sich
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