Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
zurück. »Nein, ich bin Journalist. Und ich weiß jetzt auch wieder, woher ich diese Visage kenne.«
Liane sah ihn an. »Dann sag’s mir.«
»Es gibt einen mächtigen Mann in Russland, der Öltestbohrungen in der Arktis vorantreibt. Gegen die laufen alle internationalen Naturschutzverbände Sturm, weil ein Unfall unabsehbare Folgen für das Ökosystem hätte.«
»Und das ist er?«
»Alexej Komarow.« Riley schüttelte leicht den Kopf. »Das ist nicht zu fassen. Der Knabe wird erpresst oder soll erpresst werden. Diese Fotos hier werden ihn politisch und gesellschaftlich umbringen.« Er begann zu lachen. »Wenn das stimmt, was wir hier sehen, und der Typ kein Doppelgänger ist, dann sind die Bilder bestimmt nicht für unsere Hände bestimmt!« Er griff nach Lianes Hand. »Das ist jedenfalls ein Knaller. Echter Zündstoff!«
»Willst du die jetzt etwa veröffentlichen?«
»Das weiß ich noch nicht.« Riley schmunzelte noch immer. »Aber für die Umweltorganisationen und andere Staaten wäre es ein ideales Druckmittel.«
»Vielleicht ist das ja die Aktentasche einer Umweltorganisation, und wir haben nur dazwischengefunkt?« Liane betrachtete die Dokumente vor ihnen auf dem Tisch. Fünf Seiten, ohne Anrede, also kein Brief, sondern vielleicht eine Aufzählung. »Das würde mich interessieren«, sagte sie. »Wo könnte man das übersetzen lassen?«
»Hier? In Rom? Das dürfte schwierig werden. Je nachdem, was da drinsteht, ist das vielleicht nicht gerade die beste Idee, damit zu Außenstehenden zu gehen.«
»Ich habe ein Übersetzungsprogramm im Handy.« Liane nahm ihr Smartphone. »Aber wenn wir jedes einzelne Wort zusammensuchen müssen …«
»Da haben wir heute Nacht wenigstens was zu tun.« Riley grinste.
»Sieht ja fast so aus, als würdest du dich freuen?« Liane beäugte ihn.
»Ja, klar. Aber mal im Ernst. Ich bin Journalist, was denkst du, welche Storys mir gerade durch den Kopf schießen? Ich frage mich, wie die Tasche dahin gekommen ist. Warum lagen diese Fotos einfach so in einer Aktentasche auf einem Stuhl am Züricher Flughafen?«
»Also«, Liane verzog keine Miene, »die Frage ist ja wohl klar, eine Verwechslung. Eigentlich hätte dein Doppelgänger dort sitzen müssen. Die Tasche wurde wahrscheinlich zum verabredeten Zeitpunkt am verabredeten Platz abgestellt. Nur du warst der falsche Mann.«
»Phantastisch!« Riley trank einen Schluck. »Eigentlich dürfte ich keinen Champagner, ich müsste Wodka trinken!« Er machte eine Handbewegung zur Piazza Navona. »Und dort unten geht alles seinen normalen Gang, während sich hier oben gerade die Welt verschiebt.«
Lianes Handy klingelte, sie warf einen Blick darauf. »Zumindest keine russische Vorwahl«, sagte sie und nahm an. Es war Robert Stonestone, der nachfragte, ob in England alles zu ihrer Zufriedenheit gelaufen sei.
»Es war grandios«, erklärte Liane. »Sie haben das wirklich gut organisiert, ich hatte den Eindruck, alle Teilnehmer waren sehr zufrieden, Royal Birkdale war eine unglaubliche Erfahrung, auch für mich.« Und der Unbekannte noch dazu, dachte sie.
»Freut mich«, entgegnete Robert und zögerte kurz. »Hat Ihr Neffe Sie denn noch erreicht?«
»Mein Neffe?«
»Ja, der Sohn Ihrer Schwester. Er hat Sie nur kurz beim Einsteigen in den Bus nach Birkdale gesehen und war sich nicht sicher, ob Sie es tatsächlich waren.«
»Ah, ja, ja.« Liane zögerte. »Aber welcher meiner Neffen? Hat er einen Namen genannt?«
»Nein, er wollte nur Ihren Namen wissen.«
»Ah. Und wie alt war er, und wie sah er aus?«
»Wieso? War es falsch von mir …?«
»Nein, nein, keine Sorge. Ich habe nur mehrere Neffen, die golfverrückt sind. Drei Golf spielende Schwestern, wissen Sie!«
Robert lachte. »Ja, ich habe zwei ältere Brüder, ich weiß, was Sie meinen. Nun, also, er war vielleicht sechsundzwanzig oder achtundzwanzig Jahre alt, groß, muskulös, dunkelhaarig, fast südländisch.«
»Ah ja, dann weiß ich, wer es war, ich werde ihn anrufen, vielen Dank für die Nachricht.«
»Aber gern! Und bis hoffentlich bald mal wieder.«
Als sie das Smartphone auf den Tisch legte, sah sie Rileys fragenden Blick.
»Alles in Ordnung?«, wollte er wissen. »Du wirkst so nachdenklich.«
»Ja, ich glaube, wir sollten uns mal die Beine vertreten, irgendwohin laufen, das könnte uns guttun.«
»Eine bestimmte Vorstellung?«
»Ja, dahin, wo es keine Russen gibt. Zur Spanischen Treppe vielleicht …«
Riley musste lachen. »Und was machen wir mit dem
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