Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Nachdruck ihren Bekannten von den Sicherheitssystemen anrufen und ihn doch noch um eine Abendschicht bitten. Aber halfen ein paar Riegel mehr?
Der kurze Signalton einer eingehenden SMS ließ sie zu ihrem Handy greifen, das neben ihrem Bierglas auf dem Balkontisch lag.
»Facetime?«
Facetime? Nicht skypen? Das hatte sie noch nie gemacht. Aber vielleicht war es ja die schnellere Möglichkeit, Marius zu erklären, was hier so abging. Sollte sie ihn bitten zurückzukommen?
»Okay«, schrieb sie, und schon klingelte ihr Smartphone, und das braun gebrannte Gesicht ihres Mannes füllte das Display aus.
»Liebling«, sagte er, »schön, dich zu sehen.«
Liebling? Das waren ja ganz neue Töne. Wann hatte er je Liebling zu ihr gesagt?
»Liebling«, wiederholte er, »ich habe mich verliebt! Du hast es geschafft, bingo!«
Ach, du heilige Sch…, dachte sie. Das konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen.
»Es kam so über mich, keine Ahnung, wie. Sie tauchte auf, ich habe sie gesehen, und sie ist eine Frau, weißt du, Lia, eine Frau, die das Wort Sinnlichkeit erfunden hat. Ich kann gar nicht beschreiben, wie mir ist. Du hattest recht, das gibt mir den neuen Impuls, den du gesucht hast. Ich bin fix und fertig, dass es so etwas noch gibt.«
»Ich auch«, sagte Liane.
»Schon der erste Blick. Mich hat es förmlich weggerissen. Und sie auch. Ganz harmlos eigentlich. Ich saß in einem Straßenrestaurant mit meinen Kumpels und habe mich über die Aussichtslosigkeit ausgelassen, irgendwo eine tolle Frau zu finden, weißt du, einfach so herumgeredet, Erfahrungen mit den Kumpels ausgetauscht und so – und da läuft sie vorbei! Den Bruchteil einer Sekunde haben sich unsere Blicke getroffen, sie blieb stehen, sah noch mal zurück, und ich war wie vom Donner gerührt. Liane, hättest du mit so etwas gerechnet?«
»Ich? Nein … aber, Marius …«
»Ich auch nicht. Es ist wunderschön. Dann habe ich mir überlegt, wo ich ihr begegnen könnte, so ganz easy, sie war in Richtung Hafen gegangen, wie eine Ballerina, weißt du, in ein leichtes weißes Kleid gehüllt, das irgendwie um sie herumwehte, es sah aus wie ein schwereloser Tanz, ich konnte nicht mehr wegsehen. Und ich bin hinter ihr her. Vor einer großen Jacht, die haben dort ja Superkähne, unbezahlbar, blieb sie stehen, und ich dachte schon, Mist, jetzt ist sie die Frau von so einem reichen Scheich oder sonst einem Multi, und gleich geht sie über die Gangway und ist weg, aber nein, sie drehte sich um und war nicht mal erstaunt, dass ich da war, hinter ihr stand. Sie habe das gewusst, hat sie nur gesagt, von der ersten Sekunde an. Was sagst du dazu, Liane?«
»Du hast noch nie so viel geredet …«
»Ja, es ist mir den ganzen Tag nach Reden und Lachen und sonst was zumute.«
»Vor allem sonst was, nehme ich an.«
Jetzt lachte er wirklich, und seine Augen blitzten. Ja, er war tatsächlich verliebt. In so eine Ibiza-Braut. Konnte das denn wahr sein?
»Liane, das ist in gewissem Sinne dein Werk. Er steht und steht und steht, und ich bin zwanzig Jahre jünger!«
»Das hört sich doch gut an«, sagte sie lahm.
»Ja, sie hat alle möglichen Finessen drauf. Dabei wirkt sie so blütenzart wie eine Fee. Aber Erdbeeren und Champagner aus ihrer … sag mal, Liane, haben wir je an so etwas gedacht?«
»Nein, haben wir nicht.«
»Ich könnte dir noch so ein paar Tipps geben, falls du auch so ein Wunder gefunden haben solltest.«
»Nicht nur haben solltest , sondern gefunden!«
»Ja, Eis am Stiel. Richtig dickes Erdbeereis. Da kriegst du als Mann erst mal einen Kälteschock, aber dann wird es sensationell!«
»Sie scheint auf Erdbeeren zu stehen.«
»Erdbeeren und Austern, ja!« Er strahlte eine kindliche Freude aus. Sie stand ihm geradezu ins Gesicht geschrieben. »Und Austern, weil, na ja, das brauche ich dir ja nicht zu sagen. Erstens sind sie anregend, ein Aphrodisiakum, was ich im derzeitigen Zustand allerdings nicht wirklich brauche …«, es fehlt nur noch, dass er sich mit einem hö, hö auf den Bauch schlägt, dachte Liane und spürte, wie sich ihre Augenbrauen ärgerlich zusammenzogen, »… und zweitens ist die Auster ja ein Bild der Weiblichkeit. Hast du dir schon mal überlegt, was man mit so einer Auster alles anstellen kann?«
Nein, zugegebenermaßen hatte sie sich das noch nicht überlegt, und eigentlich wollte sie sich das auch nicht überlegen. Nicht jetzt.
»Und was hat sie sonst so auf dem Kasten?«
»Sie sprüht vor guter Laune und Zukunftsplänen, sie
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