Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
zumindest. Dann spürte sie ihn. Er baute wieder auf und begann sich in ihr zu bewegen. Er legte sich auf die Seite und zog sie mit, und sie liebten sich langsam und ruhig, fast still und andächtig, bis sie beide schneller wurden und Liane sich auf ihn setzte. Jetzt hatte sie ihn so weit, dass er stöhnte, und sie bestimmte den Rhythmus, ihre Brüste vor seinen Augen, nach denen er griff, und rechts und links von seinen Schenkeln sah sie noch immer ihre High Heels, die ihr ein unbeschreibliches Gefühl der Überlegenheit gaben. Sie hatte ihn und seine Lust im Griff, jetzt war sie die Dominante. Als er kam, riss er sie an beiden Oberarmen zu sich hinunter und vergrub seine Zähne in ihrem Hals.
Sie blieb auf ihm liegen, spürte seinen Herzschlag durch die schweißnasse Brust hindurch und hörte ihn schwer atmen, bis er: »Spiel es noch einmal« sagte. Also hatte er angesichts ihres Trenchcoats, der jetzt irgendwo zerknittert in einer Waggonecke lag, auch Casablanca im Sinn.
»Stell dich da drüben hin«, sagte er leise und zeigte in die Ecke des Waggons. »Leg die Hände an die Wand, und bück dich, den Hintern zu mir. Und breitbeinig. Ich möchte das sehen.«
Es war keine Frage, es war ein Befehl, und Liane gehorchte. Sie stand auf, warf die Haare nach hinten und ging in diese Ecke. Sie verschränkte die Arme und blieb stehen. Unter sich sah sie nur den dunklen Holzboden und eine vermutlich jahrzehntealte Schmutzschicht. Dann hörte sie ihn. Die Zeit war zu Wachs geworden, sie forderte nicht mehr, sie zerrann und spielte keine Rolle mehr. Er kam langsam von hinten auf sie zu, und diesmal kam er anders. Er packte sie an den Hüften und drang von hinten ein, Stoß um Stoß, bis sie schrie und sich gegen ihn drängte, um die Wucht noch zu verstärken, sie wurde zwischen ihren Schreien und Schweißausbrüchen zum Orgasmus ihres Lebens gefickt, und als er kam, war es tatsächlich wie der kleine Tod, ein Aussetzen aller Gedanken und Empfindungen, nur noch ein Blitzeinschlag, der durch den ganzen Körper raste und durch ihren Unterleib fuhr.
Sie blieben beide stehen, seine Hände stützten sich neben ihren an der Wand ab. Liane betrachtete seinen muskulösen Unterarm. Sie richtete sich auf und spürte, dass er in der Bewegung aus ihr hinausglitt.
»He!« Er schlug ihr leicht auf den Hintern.
Sie lächelte still, denn eben waren ihr die Worte eingefallen, die sie Marius gesagt hatte. Wie mit hundertzwanzig auf einer Schweizer Autobahn. Dies hier war der Turbo auf dem Hockenheimring.
Sie drehte sich um, und sie sahen sich an.
»Zeit für ein Bier«, sagte er.
Jetzt musste sie lachen. Von oben bis unten sah er nach Liebe aus, von seinem Brustkorb perlten Schweißtropfen, sein Hals war feucht, die Haare verschwitzt. Aber seine Augen glänzten unternehmungslustig. Er war zwar ein Mann und trotzdem noch ein Junge. Ein großer Junge.
»Hab ich auch Lust drauf«, sagte sie. »Aber nicht unbedingt in einem Trenchcoat.«
»Ist doch sexy!«
»Aber jetzt hat er ausgedient.«
»Wer sagt denn das?« Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie. Er küsste sie so zärtlich, dass Liane die Luft wegblieb. Nicht wie ein Fremder, mit dem sie gerade noch exzessiven Sex gehabt hat, nein, wie ein Liebhaber, dem sie wichtig war.
Sie liefen Hand in Hand zu ihrer Wohnung zurück. Liane in ihrem zerknitterten Burberry und in ihren High Heels, er in Jeans und offenem schwarzem Hemd – und das mitten durch Konstanz. Konnte sie Marius so für alle sichtbar Hörner aufsetzen?
Sie hakte sich ein, das tat man auch bei guten Freunden. Nur für den Fall, dass ihnen Biggi oder sonst wer aus ihrem Freundeskreis über den Weg laufen sollte … obwohl, dachte sie im selben Moment, dann wäre ich wenigstens das leidige Jürgen-Gerücht los.
Bei Tamara war das Abendgeschäft schon wieder angelaufen, die Ersten tranken eine Schorle oder ein Bier, und Liane verkniff es sich, die Gäste genauer zu betrachten. Egal, wer da saß, schließlich war das hier ihre Sache. »Erst gestern Nacht«, hörte sie Jochen hinter sich sagen.
Sie schloss die Haustür auf und drehte sich zu ihm um. »Du wolltest es wissen.« Sie lächelte ihn an.
»Du nicht?«
»Doch.«
»Und weißt du es jetzt?«
Sie zögerte. »Ich weiß ein bisschen mehr über mich.«
»Ich auch.«
Sie musste lachen. »Ja, stimmt!«
Beschwingt ging sie ihm voraus die Treppe hinauf, genoss noch einmal das Gefühl seines Blicks und möglicherweise seiner Gedanken, die auf ihr lagen.
Auf
Weitere Kostenlose Bücher