Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
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»Es ist Freitag. Willst du das ganze Wochenende über allein in der Wohnung bleiben?«
Du kannst ja dableiben . Der Satz lag ihr auf der Zunge. Aber wollte sie das wirklich? Badezimmer und Bett teilen? Ihr Bett? Irgendwie ging das nicht. Und außerdem würde damit der Zauber des fremden Liebhabers verschwinden.
»Ich habe keine Angst.«
»Aber ich habe Angst um dich. Ich weiß nicht, vor wem ich dich schützen muss und warum. Willst du es mir nicht sagen?«
»Vielleicht will ich gar nicht geschützt werden?«
Fand sie seinen Blick nur so seltsam, oder sah er sie wirklich seltsam an?
»Gut«, sagte er, »wie du willst.«
Sie tauschten noch einige Belanglosigkeiten aus, dann ging Jochen. Liane wollte allein sein und auch kein Bier oder sonst etwas mit ihm trinken. Sie sah ihm nach, wie er die Treppe nach unten ging, und zog die Wohnungstür zu. Das Schloss war nicht beschädigt, es rastete ganz normal ein. Es muss tatsächlich verdammt einfach sein, in eine Wohnung zu kommen, wenn man Profi ist.
Sie fischte sich einen Jogginganzug aus dem Durcheinander in ihrem Ankleidezimmer, schenkte sich ein Bier ein, nahm das Handy und setzte sich auf den Balkon. Hier draußen über der Gasse fühlte sie sich im Moment am sichersten.
Und das Erste, was sie sah, war Jochen. Er stand an einem der Stehtische bei Tamara, hatte sich ein Pils kommen lassen und sah nun zu ihr hoch. Sie nickte ihm zu, und er prostete hinauf.
Er kommt mir zu nah, dachte Liane und suchte Rileys Nummer in ihren Adressen.
»Hi, Darling!« Seine Stimme klang fremd. Sie musste sich erst wieder an ihn gewöhnen.
»Riley!« Sie hatte keine Lust auf lange Floskeln. »Riley, das mit deiner Umweltorganisation scheint noch nicht zu fruchten. Oder hat deine Umweltorganisation meine Adresse?«
Es war kurz still in der Leitung. »Was meinst du?«
»Was ich meine?« Sie spürte, dass ihre Stimme sich überschlug, gleichzeitig hatte Jochen sie im Blick. Dem war schon klar, dass dieses Telefonat etwas mit dem Einbruch zu tun hatte. Aber ging es ihn etwas an? »Ich meine, dass bei mir am helllichten Tag eingebrochen wurde. Alles ist durcheinander, die Schubladen rausgerissen, schlimmer als in Rom!«
»Das tut mir leid!«
»Ja, mir auch«, sagte sie schnell. »Aber damit ist es nicht getan. Es muss aufhören! Die suchen nach wie vor nach den Fotos. Offensichtlich ist es Alexej Komarow noch nicht zu Ohren gekommen, dass die Dinger nicht bei mir liegen. Soll ich ihn selbst anrufen?«
»Das kannst du nicht.«
»Hast du eine Ahnung, was ich alles kann!«
»Nein!« Wieder entstand eine kleine Pause. »Er ist heute Nachmittag erschossen worden.«
»Quatsch!«
»Kein Quatsch!«
Liane zögerte. War das jetzt gut oder schlecht? »Und wer ist jetzt hinter den Fotos her?«
»Keiner«, er stockte, »eigentlich.«
»Super!«
»Oder es waren von Anfang an nicht Komarows Leute.«
»Soll ich ein Plakat an meine Wohnungstür nageln, dass die Fotos jedenfalls nicht bei mir sind, oder was soll ich tun?«
Er schwieg.
»Shit, Riley! Was für ein bodenloser Mist! Ich habe nichts damit zu tun und hänge da voll drin! Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
»Vor allem die Wohnung verlassen. Geh in ein Hotel. Irgendwo um die Ecke. Wir bezahlen dir das.«
»Wir? Wer ist wir ?«
»Ich. Ich bezahle dir das.«
»Du? Und danach? Und für wie lange? Riley, was spielst du hier für ein Spiel?«
»Das hat sich alles verselbstständigt, Liane, ich habe keinen Einfluss mehr darauf.«
Liane schloss die Augen. Oje. Was hatte sie nur getan! Spätestens bei dem Überfall in Rom hätte sie die Fotos ganz einfach der Polizei aushändigen sollen. Warum bloß hatte sie bei dieser ganzen Geschichte mitgespielt?
»Du meinst, sie kommen zurück?«, fragte sie schließlich.
»Vielleicht wollen sie dich fragen.«
»Ja, danke. Darauf kann ich gut verzichten!«
Sie sah hinunter zu Jochen. Wieso war er gestern Abend eigentlich wie aus dem Nichts aufgetaucht? Du siehst Gespenster, beruhigte sie sich. Das war ein Zufall, eine Begegnung zwischen einem Mann und einer Frau. Weiter nichts. Sie sah die Sexfotos von Alexej vor sich. Und wenn im Güterwaggon, der so gut für ihr Liebesspiel eingerichtet gewesen war, jemand fotografiert hatte? Ja und, was machte das, sie war nicht berühmt! Konnte man mit Sexfotos von ihr Geld verdienen oder jemanden bestechen? Nein.
Trotzdem, jetzt musste sie handeln. Sie musste packen und zumindest übers Wochenende verschwinden. Oder noch mal mit
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