Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
eine Nachricht angezeigt hätte. Was war da passiert?, fragte sie sich.
»Habe ich deinen Geschmack getroffen?«, wollte Oliver wissen, und sie sah in sein fragendes, gespanntes Gesicht und bejahte begeistert. Und das war sie auch, denn Oliver schien so gut Spanisch zu können, dass er ihr jetzt einfach die nächste Nachrichtensendung übersetzen musste. Nur wie konnte sie das hier vor Marius tun? Gar nicht. Sie würde Oliver einfach überreden, sobald sie im Auto saßen. Irgendwo im Netz oder im Fernsehen würden sie die Meldung schon wieder sehen. Im Notfall musste Oliver bei ihr übernachten. Der Zweck heiligt die Mittel, dachte sie. War er nicht ein Freund von Redensarten? Hier hatte er eine.
Sie fühlte sich sofort wohler und klinkte sich wieder ins Gespräch ein, obwohl es gar nicht nötig war, denn die beiden Männer hatten eine gemeinsame Leidenschaft entdeckt: das Kochen.
Cindy spielte mit ihren Fingernägeln und warf Liane einen gelangweilten Blick zu. »Wozu denn kochen«, fragte sie in die Runde, »wenn man auch schön essen gehen kann?«
»Oh, kochen heißt relaxen. Schon das Einkaufen auf dem Markt, dann die Zubereitung, das Schnippeln und Schneiden mit dem obligatorischen Kochwein …«, sagte Marius, »und noch mehr Spaß macht es natürlich zu zweit!«
»Also«, Cindy straffte ihren Körper, »mit mir sicher nicht. Mir machen ganz andere Dinge Spaß als … kochen.« Sie sagte es etwas verächtlich.
Aber Marius ging gar nicht darauf ein, sondern wandte sich wieder Oliver zu. »Und wo ist hier auf der Insel der schönste Markt? Ich meine keinen Touristenmarkt; wo gehen die Einheimischen einkaufen? Wo gehst beispielsweise du hin, wenn du frischen Fisch willst?«
Lianes Handy summte in ihrer Rocktasche, und sie griff schnell danach. Es war aber nur die Nachricht einer Kollegin, die ihr fälschlicherweise zum Geburtstag gratulierte. Das tat sie jedes Jahr, und jedes Jahr wies Liane sie darauf hin, dass sie falsch lag. Richtiger Tag, falscher Monat.
Die Vorspeisen kamen, und Cindy fing an, lustlos in ihren Austern herumzustochern. Marius unterbrach sein angeregtes Gespräch mit Oliver.
»Stimmt was nicht?«, fragte er besorgt.
Cindy warf ihm einen Kleine-Mädchen-Schmollblick zu. »Ist so ein gebratener Fisch wichtiger als ich?«, wollte sie wissen.
»Nein«, sagte er sofort. »Neben dir könnte höchstens eine Königslanguste bestehen.«
Dass Liane in schallendes Gelächter ausbrach, machte den Satz nicht besser.
Als sie zu ihren Autos gingen, war es kurz vor Mitternacht. Cindy wollte unbedingt noch in einen angesagten Club, abtanzen, wie sie sagte, und bestürmte Marius, der wenig begeistert war. Aber offensichtlich wollte er auch nicht großväterlich sein, denn schließlich gab er nach.
»Bei der Bearbeitung kapituliert jeder«, kommentierte Oliver trocken. Cindys Taktik, sich eng an Marius zu schmiegen oder ihn zu küssen, war aufgegangen. Er hielt ihr die Tür zu seinem Leihwagen auf, aber Cindy hielt in der Bewegung inne, weil Oliver nun zu seinem Käfer-Cabrio ging, das schräg gegenüber stand.
»Oh, ist das deiner?« Cindy ließ Marius stehen und kam herüber. »Super Schlitten«, sagte sie. »Ich habe ihn vorhin schon bewundert, als wir angekommen sind. Das ist natürlich die richtige Art, um stilvoll durch die Nacht zu fahren.«
Und vor einer Disco haltzumachen, dachte Liane, sagte aber nichts.
Cindy nickte Liane zu. »Dann genieß es«, sagte sie.
»Danke«, antwortete Liane und hatte das untrügerische Gefühl, dass Cindy gern mit ihr getauscht hätte. Nur das Auto oder auch den Mann?, fragte sie sich.
»Netter Typ«, befand Oliver, nachdem sie losgefahren waren. Nach einer Weile fragte er: »Und jetzt? Möchtest du auch in eine Disco? Oder in einen Club? Oder noch in eine Bar?«
Der Fahrtwind zerrte an Lianes langen Haaren, und sie kämpfte mit ihnen, um sie zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden. Dann beugte sie sich leicht zu Oliver hinüber. »Jetzt habe ich einen Anschlag auf dich vor …«
»Oh?« Das klang erfreut. Hocherfreut.
»Ohhh ja!«, machte Liane.
Er zögerte. »Ein mitternächtliches Bad im Meer? Eine Klippenwanderung unter dem Sternenhimmel? Oder dachtest du an mehr?«
»Ich dachte daran, dich um Hilfe zu bitten.«
»Hilfe?« Die Verwunderung war ihm anzuhören. »Geht es dir nicht gut? Wirst du tatsächlich verfolgt? Hast du Probleme?« Jetzt klang er richtig enttäuscht.
»Ich werde tatsächlich verfolgt und habe deswegen Probleme.«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher