Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Standbein aufs Spielbein. Und an Olivers Blick erkannte Liane, dass auch er von Cindys Formen beeindruckt war.
»Freut mich«, sagte er. »Ich würde euch nun gern zu einem Glas Wein einladen, leider ist die Flasche irgendwohin verschwunden.« Er machte eine entsprechende Handbewegung. »Und ist sicher längst leer.«
»Der Gedanke ehrt Sie«, sagte Marius freundlich. Er sah gut aus, ärgerte sich Liane, seine blauen Augen stachen aus seinem braun gebrannten Gesicht hervor, er wirkte lässig und entspannt. Ganz im Gegensatz zu früher, dachte Liane, wo ihn die kleinsten Unstimmigkeiten auf die Palme bringen konnten.
»Ich denke, auf Ibiza ist ein Du völlig ausreichend.« Oliver reichte den beiden die Hand. »Ich bin Oliver.«
»Fein, Oliver«, säuselte Cindy. »Und woher kennst du unsere liebe Liane?«
Liane biss sich auf die Lippen, verzog aber sofort den Mund zu einem strahlenden Lächeln. »Wir haben denselben Rhythmus«, antwortete sie, und Oliver grinste. Für das Grinsen hätte sie ihn küssen können.
»Ja«, sagte er. »Es war Liebe auf den ersten Blick!«
Auf Marius’ Stirn erschien kurz eine steile Falte, aber augenblicklich hatte er sich wieder im Griff. »Schön für euch.« Er sah sich um. »Und was tut man hier, wenn man nicht gerade bekifft ist?«
»Man genießt den Augenblick«, antwortete Liane. »Die Geschichte des Orts und seiner Menschen.«
»Der Ort hat eine Geschichte?«, hauchte Cindy. »Ist ja spannend. Lass doch mal hören.«
Sie mussten ausweichen, weil sich ein neuer weißer Zug in Bewegung gesetzt und ihren Opfertisch als Ziel ausgesucht hatte. Liane trat nur einige Schritte zurück und betrachtete die Gesichter der Männer und Frauen, die Hand in Hand an ihr vorübertanzten. Waren sie in Trance? Sie war sich nicht sicher, ob es das traf. Eher abwesend? Auf eine bestimmte Art abwesend, in einer anderen Welt? Jedenfalls schienen alle in sich zu ruhen. Sie tanzten in sachten, sanften Bewegungen dahin. Waren es Manager in einem Esoterikkurs?
Aber was interessierte sie das eigentlich, Liane quälten ganz andere Vorstellungen. Cindy an ihrem Platz, das war die Katastrophe. Marius als ihre neue Beute, das war zu blöd, um wahr zu sein. Und ganz offensichtlich taumelte er vor Glück in Cindys Netz.
Cindy stand abwartend da, schlang ihre Arme um Marius’ Hals und flüsterte ihm etwas ins Ohr, als sie Lianes Blick bemerkte. Marius lachte, und seine Augen blitzten.
»Schön, so ein verliebtes Paar zu sehen«, sagte Oliver, der Ahnungslose, in wehmütigem Ton.
»Ja, ganz besonders schön. Entzückend«, betonte Liane.
»Wie war jetzt die Geschichte dieses Orts?«, bohrte Cindy nach, indem sie sich zu Liane umwandte und ihre blonde Mähne nach hinten warf. Eigentlich hätte der eine oder andere Beseelte, die noch immer im Kreis an ihnen vorbeizogen, einen Blick riskieren müssen, denn schließlich waren auch Männer dabei. Aber keiner zeigte Interesse. Entweder waren sie immun oder tatsächlich in einer anderen Welt.
»Die Geschichte sehe ich doch schon«, begann Cindy kichernd. »Lauter weiße Nachthemden, bei uns nennt man so etwas Hemdglocker-Umzug, und der findet nur an der Fasnet statt. Also falsche Jahreszeit. Und außerdem fehlen die weißen Schlafkappen.«
Liane enthielt sich eines Kommentars, aber die beiden Männer stiegen voll drauf ein.
»Und außerdem gibt es an der Fasnet Besenwirtschaften. Siehst du hier eine, Schatz?«, sagte Cindy.
Sie hatte die Kerle wirklich im Griff, das musste man ihr lassen. Auch dieser Satz erntete Beifall, und Liane entschied sich nun endgültig, sie nachher von der Klippe zu werfen. Es gab dort oben diesen wunderschönen Aussichtsplatz, der war wie geschaffen für einen schnellen Ausrutscher ins Bodenlose.
Liane legte Oliver den Arm um die Hüfte und kam sich dabei miserabel vor.
»Wir hatten eigentlich vor, den Sonnenuntergang im Sunset Ashram zu genießen«, erklärte Oliver, »kennt ihr das Restaurant an der Cala Comte?«
»Es wurde uns als mythischer Platz für Verliebte empfohlen.« Marius grinste. »Das deckt sich also ganz mit unseren Vorstellungen.«
»Zumal es hier ja nichts zu trinken gibt«, sagte Cindy mit einem vorwurfsvollen Blick in die Runde. »Wieso sind wir eigentlich hierhergekommen?«
»Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie wir.« Oliver sah Liane liebevoll an. »Weil es Flecken auf dieser Erde gibt, die man sehen und fühlen muss.«
»Also, ich habe jetzt genug gesehen.« Cindy wandte sich wieder dem
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