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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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Gemeinsamkeit und Vertrauen entstanden. Ich könnte das überhaupt nicht, gleich am ersten Abend mit jemandem ins Bett gehen. Ich mag Männer, nicht dass ihr mich falsch versteht, nur würde ich mir einen eventuellen Kandidaten vorher genauer ansehen. In meinem Alter ist die Zahl der Bewerber leider schon recht begrenzt. Aber lieber keinen, als den Erstbesten. Qualität muss schon sein!« Hannelore war in Fahrt gekommen.
       Ich hatte sie bis dato als resignierte, trauernde Witwe eingestuft, die nur noch ihrem Lebensherbst in Einsamkeit entgegensah. Wieder einmal stellte ich fest, dass ich zu voreiligen Schlüssen neigte.
       »Sei ehrlich, Hannelore! Du hast vor Bernd höchstens zwei andere Männer gehabt, oder?«
       Typisch , dachte ich. Manchmal wurde mir Angie mit ihren direkten Regelverstößen geradezu hochnotpeinlich. Hannelore nahm es jedoch gelassen und konterte: »Sag mal, irgendwie verwechselst du mich wohl mit deiner Großmutter. Ich bin Jahrgang Fünfzig. Als ich siebzehn war, begannen die legendären 68er gerade mit ihrer Weltrevolution. Es gab Che Guevara, Joints, Beat, Exzesse, Partys ohne Ende. Meine liebe Angelika, glaube mir, ich habe nichts verpasst. Ich bin zwar Oma von einem süßen Enkel, aber deshalb musst du nicht denken, nur du allein würdest das wilde Leben kennen!«
       Verdutzt ließ sich Angie mit einem, »T'schuldigung«, vernehmen. »Was hast du da eben für einen Namen erwähnt? Che duvera ? Wer war das denn?«
       »Che Guevara, du Rübe! Das war ein kubanischer Revolutionär, der 1967 erschossen wurde. Mit vollem Namen hieß er Ernesto Guevara de la Serna . Er war für uns ein großes Vorbild im Kampf gegen das Kapital. Jeder trug sein Konterfei auf dem T-Shirt.«
       »Wow, das klingt ja richtig nach Klassenkampf. Gehörtest du zu denen? Warst du etwa eine Sozialistin?«, jetzt war Angies Interesse geweckt.
       »Es ging damals nicht um Sozialismus, sondern um Kommunismus! Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied. Ich glaube jedoch nicht, dass du das schon verstehst. Vielleicht, wenn du mal groß bist...?«, stichelte Hannelore weiter. Angie zog eine Schnute und gab kleinlaut auf.
       Mittlerweile hoben sich die Gebäude von Heiligendamm schärfer aus der Umgebung ab. Außer einem Reiter war uns bisher niemand begegnet. Es war für uns anstrengend und ungewohnt, durch den lockeren Sand des Strandes zu stapfen. Am nassen Wassersaum war das Gehen zunächst einfacher gewesen, weil der Boden dort fester war. Dem immer wieder heraufzüngelnden Wassern wichen wir aber doch schließlich aus - sonst hätte unser Spaziergang mit nassen Füssen geendet.
       Bis ganz nach Heiligendamm zu laufen, war uns bei dem Sturm zu weit. So drehten wir um, und ließen uns jetzt, von dem mächtigen Sturm in unserem Rücken, voran schieben. Wir öffneten unsere Jacken, fassten die Säume mit jeder Hand und breiteten die Arme weit aus. So segelten wir lachend und brüllend, immer wieder stolpernd, im Zick-Zack vor uns hin. Wir mussten ausgesehen haben wie Strandsegler. Völlig aus der Puste, kamen wir wieder bei unseren Fahrrädern an.
       »Kommt, wir fahren zurück nach Doberan und suchen uns dort ein gemütliches Café. Ich brauche jetzt dringend eine heiße Schokolade. Ich lade euch ein. Wir nehmen das Café, Hanne, an dem wir gestern vorbeigekommen waren. Weißt du noch, wo das war?« Angie hatte die Spendierhosen an.
       »Klar, weiß ich das noch! Meinst du etwa, ich bin schon so altersdement wie du?«
        Hannelore war als erste auf ihrem Fahrrad und düste los.
        »Los!«, schrie sie uns zu. »Wer zuerst am Ortsschild von Bad Doberan ist, hat gewonnen!«
       Ich dachte, ich sei im falschen Film! Ehe ich mich versah, war Angie, mit geducktem Oberkörper in den Pedalen stehend, bereits dabei, die Verfolgung aufzunehmen. Wie die kleinen Kinder. Na gut. Denen würde ich's zeigen: Attacke!
       Wir rasten los wie die Blöden und machten mit dem Wind im Rücken richtig Fahrt. Ich verhedderte mich zweimal mit meiner ungewohnten Kettengangschaltung. Es blieb mir mit diesem Ding ein ewiges Rätsel, wie man wissen sollte, in welchem Gang man war. Es war zum Haare-Ausraufen. Die beiden vor mir ließen mir keine Chance: Ich war die letzte am Ortsschild!
       Hannelore hatte mit knappem Vorsprung gewonnen und warf sich mit stolzgeschwellter Brust Angie in die Arme, die dabei fast vom Fahrrad fiel. Hämisch sahen mir die beiden entgegen.
       »So, ihr Gören! Damit

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