Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
nie Probleme gehabt, von Männern wahrgenommen zu werden; allerdings meistens von den Falschen, wie ich fand.
Ich konnte Prolls , wie ich sie nannte, nicht leiden. Die derben Sprüche von denen brachten mich immer in Rage und wenn die so selbstherrlich daherkamen, fragten wir uns immer, ob die zu Hause keinen Spiegel hatten? Viele gaben sich unerträglich! Ganz schlimm wurde es meistens, wenn sie auch noch in größeren Horden auftraten, so wie diese Gruppe an jenem Abend im Liberty .
Silke und ich saßen an der Bar und nuckelten an unseren Cuba-Libres. Es verging ungefähr eine halbe Stunde, in der sich nichts tat - die Tanzfläche war gähnend leer und der DJ mühte sich redlich, die ersten Leute zum Tanzen zu bewegen. Plötzlich erhoben sich aus der Gruppe, wie auf Verabredung, zirka sechs, sieben Mutige und schwärmten aus. Sie hatten schon vorher prüfende Blicke in die Richtungen der vorhandenen Mädels geworfen. Zielstrebig steuerten sie ihre auserkorenen Opfer an. Ich registrierte aus den Augenwinkeln, dass zwei Jungs auf Silke und mich zuschossen, mein Herz machte blöderweise einige Sonderhüpfer, das ging mir leider immer so.
»Ich kann zwar nicht besonders gut tanzen, aber vielleicht könntest du mir das ja ein wenig beibringen, woll?«
Au Backe, dachte ich, das konnte ja heiter werden! Ich schaute ihn an und sah in zwei ganz große, dunkelbraune Augen, die mich ein wenig linkisch angrienten, darum bettelnd, ihm keinen Korb zu geben. Ich lächelte zurück und sagte gönnerhaft irgendetwas wie: »Na gut, wir können es ja mal versuchen!«
Auf der Tanzfläche kam er gleich zur Sache. Er zog mich an sich und schon ging's los. Es lief gerade Dancing Queen von Abba und dieser Schuft schob los, als hätte er sein Leben nie etwas anderes gemacht als Tanzen. Ich spürte seinen Körper unverschämt dicht an meinem. Er ließ mir keine Chance, auf Abstand zu gehen, dafür spürte ich seine rechte Hand auf meinem Rücken, die einem Schraubstock ähnlich, mich an ihn presste, dass mir die Luft wegblieb. Außerdem spürte ich noch ganz andere Sachen, was mir noch sehr gut in Erinnerung war... Mir verging wirklich Hören und Sehen!
Der Kerl hatte es wirklich drauf! Ich hatte auch immer gedacht, ich könne gut tanzen, aber der Typ schien Tanzlehrer oder Ähnliches zu sein. Wir sprachen die ersten Minuten kein Wort - ich glaube, ich hätte auch vor lauter Aufregung und Kurzatmigkeit keine vernünftige Silbe hervor gebracht. Die anderen starrten neidvoll und anerkennend zu uns rüber. Ehe ich mich's versah, tanzten wir nur noch alleine, die anderen hatten einen Kreis um uns herum gebildet und klatschten uns anspornend zu. Immer schneller drehten wir uns in wahnsinnigen Pirouetten und Ausfallschritten, bis der DJ plötzlich eine langsame Runde ankündigte. Wahrscheinlich war er von der Gruppe entsprechend geimpft worden, ich jedenfalls glaubte an keinen Zufall.
Es folgte natürlich Je t'aime und ich dachte, ich bekäme einen Herzinfarkt. Ich wollte mich ihm entwinden und mich setzen, brachte aber kein Wort über meine Lippen. So tanzten wir aneinander geschmiegt und statt, dass sich mein Herzschlag nach der rasenden Tanzerei beruhigte, stolperte es weiter in Ausfallschritten und Quick-Steps, dass es mir peinlich war, da ich dachte, das könne ihm doch nicht entgehen. Zum ersten Mal nahm ich seinen Duft bewusst wahr, er erinnerte mich irgendwie an Haselnuss, so kam es mir vor. So taufte ich ihn heimlich mein Haselnussschnittchen . Noch immer waren kaum mehr als zehn belanglose Worte zwischen uns gefallen.
Später stellte er sich mir dann als Peter Hartmann vor. Er sei auf Sechs-Wochen-Lehrgang in St. Andreasberg und im letzten Jahr frisch gebackener Diplom-Betriebswirt geworden und habe seit einem Jahr eine Anstellung als Gruppenleiter in einem Metall verarbeitenden Betrieb in Essen. Er konnte nicht nur Tanzen wie ein Gott, er hatte auch Charme und Witz. Mit anderen Worten, ich war verliebt - und wie!
Wir trafen uns fast täglich. Ich zeigte ihm meine Stadt und die umliegenden Ortschaften und noch ganz andere Sachen, an denen er weit größeres Interesse zeigte. Er fuhr seinerzeit einen zitronengelben Ford-Capri, der leider nicht sehr geräumig war. Silke überließ mir daher netterweise ab und zu ihren Wohnungsschlüssel. Ich erinnerte mich an heiße Liebesszenen in ihrer Wohnung und an den verwegensten anderen Orten mit dem Capri. Peter war zwar ein
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