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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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Draufgänger, aber ich spürte, dass er es ehrlich mit mir meinte. Es war eine wundervolle Zeit, an deren Ende wir uns gegenseitig unsere Liebe gestanden.
       Leider waren die sechs Wochen im Nu vorbei und Peter ging zurück nach Köln. Er wohnte dort noch bei seinen Eltern und war auf der Suche nach einer eigenen Wohnung. Es war ihm ein wenig peinlich, dass er noch das Zimmer in seinem Elternhaus bewohnte. Wir telefonierten sehnsüchtig und lang anhaltend miteinander und schrieben uns heiße Briefe. Diese Briefe bewahrte ich noch immer, mit einer rosa Schleife zusammengebunden, in meiner Erinnerungskiste auf unserem Dachboden auf.
       Er konnte gut und gefühlvoll schreiben. Mit Entzücken dachte ich an die Zeiten, in denen diese Briefe mit glühender Sehnsucht von mir erwartet, mit zittrigen Händen aufgerissen und dann stundenlang immer wieder und immer wieder, jedes Wort genießend, gelesen wurden.
       Über diese köstlichen Erinnerungen schlief ich ein...
     
    Herr Sibelius hielt das Blatt Papier mit meinen Antworten in der Hand und schaute mich an.
       »Diese Frage ist hinterhältig, nicht wahr?«, lächelte er und nickte, sich selbst beipflichtend. »Grundsätzlich ist Angst ja durchaus etwas Positives. Ohne sie wären wir in unserer Evolutionsgeschichte nicht bis heute gekommen. Angst vor bestimmten Situationen hat uns geholfen, zu überleben, und sie tut es in unserer Zeit immer noch. Leider ist es jedoch so, dass wir in unserem heutigen, modernen Leben Ängste entwickeln, die uns nicht mehr helfen, zu überleben, sondern, die uns blockieren, uns unserer vielfältigen Möglichkeiten berauben. Natürlich ist die Angst, die sie davon abhält, nachts alleine durch den dunklen Park zu gehen, durchaus nützlich und hilft uns, möglichen Gefahren aus dem Weg zu gehen. Aber Ihre Liste hier zeigt, dass es auch viele Ängste gibt, die uns nicht dienlich sind. Das haben Sie wahrscheinlich schon selbst bemerkt, als Sie Ihre Antworten aufschrieben, nicht wahr?«
       Ich nickte. »Ja, es war erstaunlich für mich zu sehen, dass ich mich tatsächlich davon abhalten lasse, gewisse Dinge zu tun, nur weil ich undefinierbare Ängste davor habe, sie zu tun.«
       »Da geben Sie uns auch schon das Stichwort, liebe Frau Hartmann, undefinierbare Ängste , wie sie sie nennen. Schreiben Sie doch bitte zum nächsten Mal auf, welches Ihre Ängste genau sind, die Dinge zu tun, die auf ihrem Zettel stehen. Machen Sie aus undefinierbaren Ängsten, definierte Ängste!«, und, setzte er hinzu, mich verschmitzt anlächelnd: »Machen Sie sich bitte auch Gedanken über die Dinge, die Sie gerne tun würden, die Sie nicht auf diesen Bogen geschrieben haben. Das sind die Wichtigsten, an denen sollten Sie zuerst arbeiten!«
       Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Konnte der hellsehen? Unwillkürlich dachte ich an den Besuch der Sex-Show auf St. Pauli. Die Position, die ich ersetzt hatte durch nicht mehr so angepasst sein . Ich fühlte mich ertappt wie ein pubertierender Teenager.
       Herr Sibelius war so taktvoll, sich mit seinem Kugelschreiber zu beschäftigen, der augenscheinlich genau so verklemmt war, wie ich mich gerade fühlte. Ich räusperte mich und fragte, um die Situation für mich wieder beherrschbar zu machen: »Sind denn Ängste nicht etwas völlig Normales, sind sie nicht notwendig, um uns alle auf der, wie soll ich sagen, richtigen Spur zu halten?«
       »Tja, Frau Hartmann, so könnte man denken. Leider führen aber diese Angstblockaden dazu, dass unsere Seele keine Luft mehr bekommt und mit ihren Warnsignalen den Körper traktiert. Dabei ist das Problem, dass diese Ängste im Unterbewusstsein sitzen und nur durch Fragen, wie wir sie hier stellen, in das Bewusstsein gelangen und dort auch sinnvoll verarbeitet werden können. Durch die Bewusstmachung dieser Ängste, helfen wir unserer Seele, wieder Luft zu bekommen.«
       Das leuchtete mir ein. Gespannt folgte ich seinen weiteren Ausführungen. »Auf manche Dinge kommen wir nicht von alleine, dazu brauchen wir andere Menschen, die uns helfen und uns einen Spiegel vorhalten. So, wie sich kein Arzt selber therapieren kann, so kann man sich auch nicht allein und ohne Unterstützung aus den Angstblockaden heraus arbeiten. Machen Sie sich die Natur Ihrer Ängste bewusst. Das ist schon die halbe Strecke auf dem Weg, sich und seine Wünsche wirklich zu erkennen. Erzählen Sie mir von Ihrer Lebenssituation«, forderte er mich abschließend auf.

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