Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
interessierte und er stieg in der Firma rasch auf. Nach nicht einmal acht Jahren brachte er es bis zum Prokuristen. Entsprechend rasant stieg seine Bezahlung von Jahr zu Jahr. Als ihm dann ein Headhunter die Stelle eines Geschäftsführers in einem Konkurrenzunternehmen anbot, konnten wir unser Glück zuerst gar nicht fassen. Das war wie der Aufstieg aus der Kreisliga in die Oberliga, wie Peter es gerne formulierte.
Als unsere Töchter geboren wurden, war Peter bei den Geburten dabei. Das war ein unbeschreibliches Gefühl von Nähe gewesen, diese Geburten gemeinsam durchgestanden zu haben. Wir wuchsen noch mehr zusammen. Conny beschrieb das gerne so, dass zwischen uns kein Blatt Papier passte. Ich war glücklich, einen solchen Mann zu haben. Peters Arbeitspensum wuchs mit seiner Verantwortung. Ich war mit der Erziehung von Anne und Kristin vollauf beschäftigt. Als Peters Vertrag um weitere acht Jahre verlängert wurde, entschlossen wir uns, in Lüttringhauen ein Häuschen zu kaufen. Wir suchten nicht lange, dann fanden wir unser Traumhaus. Es lag am Ortsrand und hatte einen schönen, eingewachsenen Garten. Nach einigen Umbauten, die vor allem das Dachgeschoss, die Bäder und die Terrassen betrafen, zogen wir ein.
Wir führten eine klassische Ehe, wie wir es gerne nannten. Durch Peters gutes Einkommen war ich in der Lage, mich ganz den Kindern und unserem Haus zu widmen. Anne und Kristin hatten ein sehr enges Verhältnis zu ihrem Vater. Sie konnten ihn so geschickt um den Finger wickeln, dass häufig ich die Böse war, weil ich eben nicht so vieles durchgehen ließ wie er. Das hatte Peters und mein Verhältnis zueinander jedoch nie belastet, sicher auch, weil Peter immer zu sagen pflegte, das letzte Wort hat aber Mama!
HatteMama wirklich das letzte Wort?, fragte ich mich. Als Mutter in Erziehungsfragen sicherlich. Außer Mutter war ich aber auch Frau. Bevor wir uns entschlossen, die Kinder zu bekommen, hatten wir einige Zeit das Für und Wider diskutiert. Peter wollte am liebsten gleich loslegen. Für ihn war immer klar, dass er eine Familie haben wollte. Ich hatte das ja auch unterstützt, aber andererseits hätte ich lieber noch einige Jahre mit dem Kinderkriegen gewartet und in unseren ersten Ehejahren lieber etwas mehr unternommen: Hätte Bälle und Konzerte besucht, Reisen unternommen, in Discos getanzt. Peter schien dagegen schon viel reifer und ernsthafter zu sein als ich. Ein wenig führte ich das auf seinen Beruf zurück, aber wenn ich mir seine Eltern so anschaute, dann lag diese ihm eigene Ernsthaftigkeit und Traditionsverbundenheit auch in seinem Elternhaus begründet. Zwar sagt man den Rheinländern gerne nach, dass sie oft und viel feiern, das stimmte schon, aber bei Peter und seinen Eltern traf das nicht im selben Maße zu. Ich wollte hingegen in meinen jungen Jahren noch Spaß und Leichtigkeit erleben.
Wegen meines Umzugs von Goslar nach Köln hatte ich von Stund an auch keinen Job mehr. Ich hatte mich, das muss ich im Nachhinein zugeben, auch gar nicht mehr ernsthaft darum bemüht. Mit Peters Schwester Astrid unternahm ich damals vieles gemeinsam. Meine Schwägerin hatte den ganzen Sommer über frei, denn sie wartete nach dem Abitur auf den Beginn ihres Volkswirtschaftstudiums, welches erst im Herbst in Heidelberg beginnen sollte. So verbrachten Astrid und ich während der ersten Monate meiner Ehe viele Stunden gemeinsam auf dem Tennisplatz.
Nachdem unsere Wohnung fertig hergerichtet war und wir einziehen konnten, zog Astrid nach Heidelberg um und begann ihr Studium. Ich erinnerte mich, dass wir seit diesem Zeitpunkt ernsthaft an unsere Familiengründung herangingen. Peter hatte ja einerseits recht: Es war durchaus der richtige Zeitpunkt dafür, andererseits hatte ich später häufig das Gefühl, zu früh Mutter und Hausfrau geworden zu sein.
Mit einem Seufzer tauchte ich aus meinen Erinnerungen wieder auf. Zeit zum Aufstehen, die Mittagsruhe war fast vorbei.
Kapitel 6
In den vergangenen Tagen war mir aufgefallen, dass sich an den Tischen des Speisesaals Männlein und Weiblein zunehmend durchmischt hatten. Unsere Gruppe von Kurpatienten, die am selben Freitag die Kur begonnen hatten, bestand aus siebenundzwanzig Leuten, wobei die Frauen in der Überzahl waren. Es liefen auch noch andere Kurgäste durch die Flure und Säle, das mussten Verlängerer von der Vorgruppe sein. Wie ich hörte, war es durchaus üblich, dass eine Kur um
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