Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
weitere ein bis drei Wochen verlängert werden konnte. Das hing von der Beurteilung der Ärzte ab.
Mit Blick auf die gemischt besetzten Esstische dachte ich so bei mir: Aha, das sind also die Kurschatten, von denen man immer so viel hört. Die überzähligen Frauen, die keinen Gesellschafter abbekommen hatten, schienen sich nicht alle mit ihrem Solodasein anfreunden zu können. Auffällig häufig buhlten ihre Blicke um die Aufmerksamkeit der Männer.
Wir drei, Angie, Hanne und ich, waren bisher von den Balzern verschont geblieben. Wahrscheinlich, weil sich die Männer nicht trauten, unsere geschlossene Damenriege zu stören. Mir war das recht. Ich fand es unmöglich, dass sich so viele Leute auf einer Kur plötzlich im Ausnahmezustand sahen. Hannelore sagte dazu nur: »Ich habe dir ja schon prophezeit, was auf einer Kur so abgeht. Das ist erst der Anfang! Richtig lustig wird es, wenn dann unverhofft einmal einer der Ehepartner zu Besuch kommt. Das ist dann wie Kino; da kannst du etwas erleben! Ich würde mich auf einer Kur nicht mit einem Mann einlassen. Die sind doch alle verheiratet, und nach der Kur ist dann der große Herzschmerz da. Nein danke!«
»Och«, meinte Angie nur, »ich wäre nicht abgeneigt. Hat ja auch seine Vorteile, wenn die Kerle nach der Kur wieder ohne Stress verschwinden. Das sind doch klare Verhältnisse: Jetzt hat jeder ein wenig Spaß miteinander, danach geht man dann seiner Wege! Übrigens, der da drüben am Nebentisch, der mit dem Schnurrbart und den dunklen zerzausten Haaren, der könnte mir auch gefallen.«
Wie auf ein gemeinsames Kommando hin, drehten wir unsere Köpfe in die angegebene Richtung. Der Observierte schien unsere Blicke zu bemerken, denn er prostete uns mit seinem Saftglas zu und lächelte sein unwiderstehlichstes Lächeln. Schnell blickten wir wieder weg, nur Angie natürlich nicht. Das nahm dieser Karl-Heinz doch glatt zum Anlass, sich bei seinen Tischnachbarn zu entschuldigen und an unseren Tisch zu kommen.
»Guten Tag, meine Damen! Ich hoffe, ich störe nicht?« Eine Antwort wartete er gar nicht erst ab, sondern nahm sich den frei gebliebenen Stuhl und setzte sich zu uns. Er mochte Ende dreißig sein, schwer zu sagen und war eine sportliche Erscheinung mit breiten Schultern und braunen Augen. An seinem Finger prangte ein Ehering. »Ich bin Holger und zum ersten Mal auf Kur und ihr?«
Auch das noch! Innerlich stöhnte ich auf. Hanne und Angie reagierten jedoch anscheinend äußerst erfreut auf diese für sie offensichtlich willkommene Unterbrechung unserer trauten Gesprächsrunde. »Das ist Brina, das Angie und ich bin die Hannelore«, beschrieb ihre rechte Hand einen eleganten Dreiviertelkreis.
»Ihr sitzt ja sehr abgeschottet von den Übrigen, da wollte ich euch mal ein wenig aus eurer Einsamkeit reißen«, grinsend fletschte er in Supermann-Manier seine künstlich geweißten Zähne. Fehlte noch, dass er gleich ein kleines Posing folgen ließ und sich anschließend wie King-Kong auf die Brust trommelte. Ich hätte speien können; das war genau die Sorte von Anmache, von der ich auf der Stelle Pickel bekam. Angies Augen hatten jedoch einen schmachtenden Glanz angenommen. »Das ist ja zu süß von dir!«, flötete sie mit gekonntem Augenaufschlag in seine Richtung.
»Na, ich bin ja in Wirklichkeit gar nicht so, wie es auf den ersten Eindruck scheint, aber da ich leider ein wenig schüchtern bin, muss ich auf bewährte Anmachsprüche zurückgreifen, sonst nimmt keine Sie Notiz von mir«, treuherzig und gekonnt komödiantisch verdrehte er die Augen und legte beide Hände theatralisch auf sein Herz. Wir taten ihm den Gefallen und lachten, aber sparsam.
»Nein, im Ernst, Spaß beiseite! Wir sind eine kleine, nette Truppe und wollen nachher noch ein wenig Volleyball spielen. Wir treffen uns eine Stunde vor dem Abendessen auf dem Sandplatz hinter dem Brunnen. Habt ihr drei vielleicht Lust, mitzubaggern?«
»Gern, ich habe nachher keine Termine und ein wenig Sport täte mir ganz gut.« Angie kam in Fahrt. »Los ihr beiden, fasste sie Hanne und mich am Arm, ihr kommt auch mit!« Oh nein, das ist nichts für mich«, klinkte sich Hannelore gleich aus.
»Aber du, Brina, lass mich jetzt nicht im Stich!«, bettelte Angie in meine Richtung. Das fehlte mir noch. »Nein, tut mir leid, Angie, Sport ist Mord! Bagger mal alleine mit Holger und den anderen.« Wenn es überhaupt andere gibt, dachte ich bissig.
»Ach,
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