Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
musste den Bericht noch im Auto liegen haben und beschloss spontan, ihn noch einmal aufmerksam zu lesen.
Sabrina hatte ihre gemeinsame Ehe noch nicht für beendet erklärt - aber fast!
Sie hatte ihm mit diesem Brief einen deutlichen Warnschuss vor den Bug gegeben. Wenn er sich vorzustellen versuchte, dass er in diesem Haus ohne sie leben sollte, wurde ihm bange und eng ums Herz.
Er wollte sich aber auch nicht in die Enge treiben lassen. Überhaupt, wie stellte sie sich das vor? Selbstständig machen , womit? Sie hatte von Buchhaltung, Computern, Steuern und so weiter keinen blassen Schimmer. Sie war völlig übergeschnappt.
Er stand auf, um das Magazin aus dem Auto zu holen und nahm sich auf dem Rückweg noch ein Bier mit nach draußen.
Dann begann er den Artikel noch einmal, jetzt mit verändertem Blickwinkel, zu lesen: Er las von den Träumen erfolgreicher Mittfünfziger, die plötzlich von ihrem bisherigen Leben, vom Leistungsdruck, vom Fremdbestimmtsein, die Nase voll hatten und noch einmal ganz von vorn angefangen hatten. Von Frauen in dieser Altersgruppe stand da nichts...
Nach der Lektüre kam ihm eine Idee: Er rief die Auskunft an und ließ sich die Telefonnummer von dieser Hannelore Tannhaus aus Essen geben. Er wollte mit ihr sprechen, aber nicht telefonisch, sondern persönlich und nahm sich deshalb vor, mit ihr einen Termin zu verabreden. Vielleicht würde sie sich mit ihm treffen und ihm helfen, klarer zu sehen, was mit Sabrina geschehen war? Es war immerhin eine Chance…
Nachdem er sich vorsichtshalber die automatisch angesagte Nummer von ihr notiert hatte, ließ er sich gleich von der Auskunft verbinden. Als er sich vorstellte und sein Anliegen vortrug, schien sie kurz zu zögern, sodass er schon befürchtete, einen Korb von ihr zu bekommen. Dann aber sagte sie doch zu, und sie verabredeten sich für den nächsten Abend zum Essen in einem Restaurant, das Hannelore Tannhaus aussuchen wollte. Er versprach, sie von zu Hause abzuholen. Ihre Adresse hatte er sich ebenfalls notiert.
Für den nächsten Abend hatte er sich einige Stichpunkte aufgeschrieben, über die er mit dieser Frau reden wollte. Er musste natürlich vorsichtig und diskret sein, wusste er doch nicht, wie eng die Freundschaft zwischen ihr und Sabrina war.
So saßen sie sich also nun beim Italiener gegenüber. Hannelore hatte ihm spontan angeboten, sie beim Vornamen zu nennen, war aber beim Sie geblieben, weil sich so besser reden ließe.
Es war für ihn ungewohnt, diese fremde Frau beim Vornamen, aber mit Sie anzusprechen, ließ sich aber darauf ein, um die Atmosphäre unbelastet zu halten. Nachdem sie bestellt hatten, begann er das Gespräch:
»Hannelore«, er räusperte sich, »entschuldigen Sie, aber ich möchte Ihnen erklären, warum ich Sie um dieses Gespräch gebeten habe. Ich gehe davon aus, dass Sabrina und Sie sich nahe stehen und Sie im Groben auch über private Dinge von uns wissen?«
»Ja, Peter, es bleibt nicht aus, dass man auf einer Kur intensive Gespräche miteinander führt - über Träume, über Kinder, über Liebe, über Leben, über Krankheit und Tod. Sie brauchen aber nicht beunruhigt zu sein, dass Sabrina Vertraulichkeiten ausgeplaudert hätte. Das ist nicht ihre Art. Wir haben allerdings ein wenig über unser Leben, sagen wir mal, herumschwadroniert , um es etwas salopp zu formulieren.«
»Dann wissen Sie auch, dass Brina richtungweisende Beschlüsse für ihr zukünftiges Leben gefasst hat?«
»Ja, davon hat sie mir erzählt.«
Peter räusperte sich erneut. »Verzeihen Sie, darf ich Sie fragen, wie sie darauf gekommen ist? Sie hat mir nie etwas über ihre nicht ausgelebten Jungmädchenträume erzählt. Was ist geschehen?«
»Brina war auf dieser psychosomatischen Kur wegen ihrer Beschwerden, für die die Ärzte keine organischen Ursachen finden konnten. Also tippten sie auf seelische Gründe. Man wird auf einer solchen Kur mit sehr existenziellen Fragen konfrontiert. Mit Fragen, die wir uns so konkret meist nicht selber stellen. Brina hat darauf ihre Antworten gefunden - ihre ganz persönlichen!« Mit hochgezogenen Brauen musterte Hannelore ihn abwartend.
»Hm, sie ist jetzt einige Wochen in Goslar bei ihren Eltern. Sie wissen bestimmt vom Unfall ihrer Schwester Claudia? Sie kommt jetzt aus der Reha zurück und Brina hilft ihr, sich wieder im Alltag zurechtzufinden. Sie ist allerdings etwas überstürzt abgereist. Auf dem
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