Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
Ich verstand gar nichts mehr. Noch immer umrundete der Flieger unser Haus und langsam formten sich Worte in meinem Kopf. Aus den Worten wurden Gedankenketten: Peter schickte mir eine Botschaft - und was für eine! Er liebt mich! Er liebt mich!
Ich sah auf meine Familie, die zu meiner Überraschung nun in eine ganz andere Richtung schaute. Meine Leute hatten ihre Aufmerksamkeit bereits einer neuen Geräuschquelle zugewandt. Nun drang durch den Brummton des Fliegers ein anderes Geräusch. Es klang nach Krieg! So musste es sich angehört haben, wenn die gegnerischen Truppen mit Donner und Kanonenschlag aufzogen. Es war ein martialisches Wummern und Getöse, welches von der Carportauffahrt kam. Alle hatten sich schon in Bewegung gesetzt. Was war hier bloß los heute? Ich wollte meinen Blick nicht von dem bunten Banner am blauen Himmel nehmen. Der Flieger flog nur für mich und jetzt wollte ich mich nicht davon ablenken lassen. Er flog nur für mich, für Sabrina Hartmann von Peter Hartmann!
Schon wieder wurde nach mir gerufen. Das Hämmern und Wummern auf der Auffahrt heulte noch einmal auf, das Beben der Granateinschläge war deutlich in meinem Bauch zu spüren, dann erstarb es - wie abgeschnitten. Ich war taub. Ich sah meine Leute mit aufgeregten Mundbewegungen irgendetwas zu mir rufen. »...komm schnell, los komm schnell!«
Widerstrebend, immer wieder über die Schulter zum Flieger zurückblickend, setzte ich mich in Bewegung, bog um die Hausecke und sah auf die Auffahrt…
…und hatte eine Erscheinung!
Anders konnte ich das nicht nennen. Eine Erscheinung in weißem Lack, blitzendem Chrom und langen Fransen-Büscheln an den Lenkern. Eine Traube aus bunten Luftballons tanzte träge im Windhauch an einer Schnur. Am hinteren Kotflügel war ein Wimpel befestigt. Das Gefährt hatte drei Räder - zwei hinten, eins vorn und entpuppte sich bei näherer Betrachtung, als ein Mords-Trike. Der Fahrer trug eine dunkle Sonnenbrille, einen Schnauzer, Fransenjacke, Wehrmachtshelm, Lederhose und spitze Langschäfterstiefel. Wo war der denn ausgebrochen? Der Typ grinste unverschämt. Was wollte der hier?
»Wer ist das?«, raunte ich Paps fragend zu und stieß ihm meinen Ellbogen in die Rippen. Er nahm mich bei der Hand und zog mich in Richtung des Donnergottes, der immer noch breit grinsend und Kaugummi kauend im Sitz blieb. Er machte keine Anstalten aufzustehen, sondern feixte in die Kamera, deren Auslöser fortwährend von Claudi gedrückt wurde. War die närrisch geworden? Der Angeber versaute mir gerade meinen Bannerflug. Ich sah nach oben, der Flieger überflog gerade unsere Gruppe, wackelte zum Abschied noch einmal mit den Tragflächen und entschwand in Richtung aufgehender Sonne. Das Flugzeuggeräusch verlor sich…
Der Typ nahm Brille und Helm ab und schälte sich endlich aus seinem Sitz. Als er stand und dann lachend auf mich zu kam - drohte ich in Ohnmacht zu fallen! Meine Gefühle fuhren Achterbahn - gerade ging es die steile Rampe runter - mein Herz kam oben raus!
»Peter, oh Peter...«, stammelte ich und konnte wegen des Tränenstroms nicht richtig scharf sehen. Ich blinzelte, aber er war es, ohne Zweifel. Ich hatte ihn in der Verkleidung und mit dem Schnauzer nur nicht erkannt. Er war es - das gab es doch gar nicht!
»Ich wollte dich zu einer kleinen Spritztour abholen, Brina. Ich weiß nicht, ob du Zeit hast?
Hast du Zeit für mich?«
Ich sah in sein Gesicht. Die Maske des selbstsicheren verrückten Trikers fiel in diesem Moment von ihm ab. Unsicherheit überfiel seinen Blick und ließ seine Lider nervös zucken; es hatte etwas Linkisches, Urkomisches, wie er so dastand:
Bittend, unsicher, liebend…
»Peter, ich… «, stammelte ich und konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Ich ging auf ihn zu und schloss ihn nur einfach in meine Arme. Er umfing mich. Ich roch das Leder - es roch gut! Schnüffelnd hob ich mein Gesicht bis zu seinem Halstuch, da roch ich wieder das vertraute Aroma von Haselnuss. Selig ließ ich die Augen geschlossen. Peter wollte mich noch und es war ihm nicht peinlich, hier einen solchen Mordsauftritt hinzulegen. Ich blinzelte über seine Schulter und sah, wie sich bereits einige Nachbarn auf dem Bürgersteig versammelten. Paps sprach mit ihnen.
»Du bist völlig übergeschnappt, Peter«, schluchzte ich und rieb mir die Tränen mit den Handballen aus den Augenwinkeln. Wir küssten
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