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Ich liebe mich

Ich liebe mich

Titel: Ich liebe mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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davon, wenn man sich mit jungen unerfahrenen Männern einlasse. Schon rechnet er mit einer schnippischen Antwort, aber Stephanie hört ihm offenbar gar nicht mehr zu, starrt vor sich hin und ermöglicht ihm damit, sich neuerlich zu entrüsten. Seine Tochter bekomme ein Kind! Was sie sich eigentlich denke! Was denn jetzt geschehen solle? Sie könne doch nicht im Ernst erwarten, daß er irgendwelche Gegenmaßnahmen gutheiße! Darauf laufe das Geständnis ja wohl hinaus. Man dürfe keimendes Leben nicht einfach... Man dürfe gar nicht zu Ende denken, was man nicht dürfe. Das sei, als wolle man...
    »Ich brauche keine Moraltheorien, ich brauche deine Hilfe. Solange du dich noch entrüstest, hast du nicht weiter gedacht.« Sein Traum fällt ihm ein, Stephanie im Zug, er an der Sperre, das Gespräch im Auto nach jenem Abend und er fühlt sich auf eine unerklärliche Weise zufrieden, heiter fast, auch jetzt noch, da Stephanie eine Adresse nennt und den Preis: Einen Fachmann von Ruf, der als Gegner der Übervölkerung und Menschenfreund bei verbotenen Eingriffen selbstverständlich das Risiko berechnen müsse.
    Sie steigen aus. Er empfindet die stickige Garagenluft als wohltuend nach der Ausweglosigkeit in dem engen Wagen.
    »Laß uns die Sache nicht dramatisieren, Kleines. Vielleicht irrst du dich. Wir kaufen jetzt ein. Das bringt dich auf andere Gedanken. Dann machen wir einen strammen Fußmarsch, was in jedem Fall gut sein wird. Heute abend badest du so heiß es geht, bekommst von mir eine Flasche Chateau Lauretan und dann sehen wir weiter.«
    Sie sahen weiter.
    Am vierundzwanzigsten Dezember nutzten sie die weihnachtliche Geheimnistuerei in geradezu kindischer Weise, um ganz offiziell ohne nähere Angaben in die Stadt zu fahren. Gegen elf Uhr kamen sie in die Straße. Stephanie suchte nach der Nummer.
    »Sei um eins wieder da. Aber warte um die Ecke! Und halt mir die Daumen!«
    Sie geht sehr tapfer. Er beeilt sich, weiterzukommen, weg von der verbotenen Adresse, als wüßten alle Leute auf der Straße, zu welchem Zweck er sie hier abgesetzt hat. Er fährt. Irgendwohin. Parkt irgendwo, kauft irgend etwas, läuft durch die Stadt. Nur Vergeßliche sind heute noch unterwegs, Ignoranten, die im letzten Augenblick kapituliert haben, Sparsame, die zu wenig angelegt, aber gerade noch rechtzeitig erfahren haben, wie großzügig sie bedacht werden sollen, und Junggesellen, ein paar Päckchen unterm Arm.
    Ohne es beabsichtigt zu haben, steht er vor dem Appartementhaus. In seiner Tasche finden sich die zurückgegebenen Schlüssel. Im Lift fährt er hinauf. Zum erstenmal seit Babettes Auszug. Nichts erinnert an sie. Er denkt praktisch, dreht die Heizungen auf, zieht die Läden hoch. Alles ordentlich und unpersönlich, als sei eine Putzfrau dagewesen. Auf Hilde war Verlaß.
    Hier kann sie sich hinlegen — eine gute Idee — vor vier brauchen wir nicht zurück — wer weiß in welchem Zustand — den Burschen kauf ich mir — noch anderthalb Stunden — was hab ich in dieser Wohnung gelitten
    Pünktlich wartet er um die Ecke, wartet eine halbe Stunde, wartet verhältnismäßig ruhig, der Whisky war ihm hilfreich. Als seine Tochter endlich kommt, wird er verlegen, weiß nicht was er sagen soll. Kraftlos läßt sie sich auf den Sitz fallen.
    »Bitte nicht nach Haus.«
    Was soll er reden? Fragen, wie es war? Also redet er von sich. Daß er sich schon Sorgen gemacht, und daß er ihr die Daumen gehalten hat. Ob sie das gespürt habe. Stephanie antwortet nicht, starrt vor sich hin, blaß, wie ihm scheint. Er fährt gleich in den Hof, den wohlvertrauten, vor die Garage. Im Lift tätschelt er ihr auf die Schulter und kommt sich albern vor. Die Wohnung ist warm geworden inzwischen. Er hilft ihr aus dem Mantel, geleitet sie ins Schlafzimmer, zieht ihr die Pelzstiefel aus. Stephanie legt sich aufs Bett. Er setzt sich auf die Kante. Wie lange sie diesen Windhund schon kennt, wird er fragen und ihr verbieten, ihn je wiederzusehen. Auch den Namen wird sie ihm sagen müssen, darauf wird er bestehen und sich Vorbehalten, etwas zu unternehmen. Alles muß sie ihm gestehen, alles. Jetzt.
    Aber er läßt es. Er macht Tee. Das Zimmer erscheint ihm länger, schmaler, das große Fenster weiter weg, wie am Ende eines Korridors. Er will es öffnen, wagt es aber nicht, wie schon einmal. Stephanie riecht ein bißchen nach Arzt. Vielleicht kann man doch noch etwas an die Luft, vor dem Weg nach Hause. Wenigstens ein Stündchen. Man muß ja an alles denken. Der

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