Ich liebe mich
kurzatmig, lächelte wunschreich, drehte sich elfengleich — die Gästin zur Rechten beim Essen.
»Sie sind mein Johannisritter!«
Sie nimmt seine Hand, plaziert sie, wo es ihr angenehm ist, schiebt ihn zum Start, bis er anspringt und seine Beine walzen.
»Damit Sie mich nicht für einsilbig halten: Wir lassen beim Tanz nur den Körper sprechen.«
Pan ließ geschehen, wurde abenderfreut, im Gruppenreigen, im Einzelgalopp, zweisam, dreisam, vorbei an den knochigen Händen auf den Klaviertasten, polkatoll, walzerwogend rechtsherum, linksherum. Ringsherum raschelnde Faune mit ihrem Blattwerk, Sommernachtstraum in Originalbesetzung, fünfzig Jahre nach dem Abitur.
Pan dreht die Saaltöchter; Babette lehnt in seiner Hand, sperrig im Kreuz wie eine Jungfrau, die geschmeidigere Elke, die andern. Dazwischen die kräftigen Zähne.
»Recht so! Freuen und schwingen. Sie haben sich prächtig eingelebt.«
Elfenritt auf der Walzerwoge; an seiner Brust strandet Elvira.
»Endlich erwisch ich dich! Setzen wir uns!«
Pan et circenses: Elke von rechts, Babette von links, ziehn ihn in den Rundlauf, schwingen und schweben, schwatzen und schwitzen, Babette raunt:
»Jetzt ins Feuer!«
Jugend jauchzt jäh, Alter keucht zäh, hinüber, herüber, drunter und drüber, runter die Treppe, hinaus auf die Wiese zum lohenden Holzstoß, knisternde Pracht von Maiden entfacht, rund drum rum, hin und her, fern das Klavier, Jugend so nah, Elvira im Blick, es prasseln die Scheite. Ein alter Sopran girrt, daß die Schratte sich sammeln. Hinter dem Feuer die Fängerinnen im Klee. Lustvoll von grüner Sehne geschnellt, setzen die Schratte über den Stoß, funken-umgrellt in der Maiden offene Arme zu prallen. Johannissprung, der macht jung!
Tobenden Pulses spurtet auch Pan, hebt ab, kreuzt die Flamme, frontal steh’n die Knospen, er fliegt ihnen zu, schließt die Augen und landet watteweich—auf Elvira. Nur die schwingende Hand streift eine Knospe. Umtanz und Trunk, Feuer und Sprung, und noch manch jauchzender Gatte landet in Watte.
»Genug Pan! Denk an deinen Kreislauf!«
Pan denkt:
Warum soll ich jetzt an den Kreislauf denken — warum muß ich in die Jacke schlüpfen wo ich das Hemd ausziehen möchte — sie meint es ja gut — Nieren Lungen Ohren Füße — alles was anfällig ist was man sich erkälten kann hat man doppelt.
Elvira hat Pan in eine Decke gewickelt und führt ihn aus dem Feuerschein. Sie schweigen. Keine Schratte auf den Treppen. Bald lockert sie die Fürsorge; man ist aus der Zugluft; Pan schließt ihr Zimmer auf.
Wieso steht hier Wein — den muß sie nach dem Abendessen bestellt haben, als ich am Telefon war — ein Pfälzer
»Selbstverständlich, Elvira. Wir lassen den Abend ausschwingen. Wer möchte jetzt schon ins Bett...«
Ach ja — versorgt ist man bei ihr — ob die noch tanzen
»Nein Elvira, ich erkälte mich nicht. Ich mach gleich wieder zu. Muß nur noch einmal tief atmen. Diese Luft, diese Luft hier...«
Ach ja
»Elvira! Was hast du denn da an? Damit gehst du hoffentlich nicht unter die Leute. Ach so, du bist eine Bajadere!
Ja dann. Prost Elvira, prost! Auf was du willst... Gut. Auf die Johannisnacht! Ein guter Tropfen! Nein, bitte laß mich! Dafür hab ich jetzt gar keinen Sinn. Natürlich bin ich dein Pan. Das weißt du doch. Prost!«
Die tanzen immer noch da drunten—was soll das jetzt— wo will sie denn hin mit dem alten Bein
»Elvira! Bitte laß mich! Mein Kreislauf! Du hast es selbst gesagt! Laß mich hier sitzen. Der Wein ist so gut. War sehr lieb von dir...«
Ich wär noch zehnmal gesprungen — für den Kreislauf — jetzt kommt wieder das Bein
»Elvira! Prost! Nicht Elvira! Tu bitte den Zweig weg! Du kannst mich ja verletzen! Laß mich dein Pan ohne Zweig sein...«
Wie ein fetter Fisch sieht sie aus — ich geh ins Bad — was soll denn das — dafür sind wir zu erwachsen
»Elvira Vorsicht! Das Glas! Laß mich los! Bitte. Du sollst mich loslassen! Genug jetzt! Weg! Du... Ich werf das Glas an die Wand, wenn’s mir paßt! Und wenn’s dir nicht paßt, auch noch die Flasche! Schrei doch nicht so! Du... du... Elvira... laß... es... es sticht... laß mich... es sticht... das Herz... ich... was ist das nur?... Luft... Luft...«
III
»Der Herr Ministerpräsident ist schon geschminkt. Wir müssen uns beeilen...«
Der junge Mann geht voraus, die beiden älteren eskortieren den Gast: Geleitzug durch die verwirrenden Kanäle der Kommunikationsgesellschaft öffentlichen Rechts. Mädchen
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