Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
niemand Paprika andrehen, wenn der Bauch eigentlich nach Paprika-Chips ruft, doch Kauen ist Kauen – gleichgültig auf was. Der Trick besteht darin, ein wohlwollendes Zusammenspiel zwischen Kopf und Bauch zu schaffen: Die kleine Knabbersucht muss einerseits befriedigt werden; andrerseits findet dabei eine Umerziehung statt. Voraussetzung für ein Gelingen sind Willenskraft und Durchhaltevermögen.
Ich und meine merkwürdigen anderen Ichs haben uns seinerzeit heftige Gefechte geliefert. Den Anfang machte immer das Bauch-Ich – unverblümt wie eh und je:
Bauch-Ich: »Hunger! Ich brauche jetzt was – und zwar zackzack.«
Mein Kopf-Ich durchblätterte im Geiste die Anleitung »Gewohnheiten verändern« und überlegte, was zu tun ist.
Kopf-Ich (vor sich hin denkend): »Wenn ich jetzt einfach ›Halt die Klappe, es gibt nichts!‹sage, flippt der Bauch aus. Und so’ne Bauch-Revolution macht mir nur Ärger, tut weh und endet in Fressgelagen. – Nee, das vermeiden wir mal lieber.«
Bauch-Ich (ungeduldig, dazwischenquasselnd): »Ich will jetzt ein Snickers-Brötchen! Warum werde ich in diesem Lokal nicht bedient?«
Kopf-Ich (ganz vernünftig): »Ich verstehe deine Knabbersucht, mein lieber Bauch, aber ich muss dir ehrlich sagen, dass wir jetzt kein Snickers-Brötchen haben.«
Mein Bauch-Ich schnaubte wütend und holte tief Luft, um loszustänkern. Mein kluges Kopf-Ich ließ es aber gar nicht erst zu Wort kommen.
Kopf-Ich: »Bevor du jetzt ausrastest, mache ich dir ein Angebot. Du bekommst zwar kein Snickers-Brötchen, ich hätte aber ein Knäcke mit Käse.«
Bauch-Ich (entsetzt): »Das ist jetzt ja wohl nicht wahr! Was soll ich denn mit so ’nem Zeug?«
Mein Kopf-Ich wusste bereits, dass Diskussionen mit dem Bauch-Ich die Lage nur unnötig erschweren. Also hieß es: cool bleiben und schnell handeln.
Kopf-Ich (mit fester Stimme): »Bitte, Bauch, hier kommt dein Knäcke.«
Bauch-Ich (grummelnd): »Na los, gib schon her, wenn du wirklich nichts Besseres hast. Hauptsache, es kommt überhaupt was rein.«
Kopf-Ich: »Es gibt nichts anderes, sei also mal schön dankbar dafür.«
Bauch-Ich: »Bin ich ja. Haste noch mehr?«
Kopf-Ich: »Klar, so viel du willst. Und ganz ohne schlechtes Gewissen.«
Bauch-Ich (mümmelnd): »Aber morgen gibt’s wieder Snickers-Brötchen, oder?«
Kopf-Ich (listig): »Vielleicht.«
Natürlich hatte mein Kopf-Ich schon geplant, am nächsten Tag wieder nur die Ersatzbefriedigung zu bieten. Und wieder griff der Bauch nach dem Motto »Besser als nichts« zu. Das ging so weiter, bis er sich daran gewöhnt hatte. Das Snickers-Brötchen geriet langsam in Vergessenheit und wurde bald nicht mal mehr vermisst. Auch Bäuche sind Gewohnheitstiere.
Ein weiteres Erfolgsrezept lautet: Einfach machen und nicht ständig über die eigenen Befindlichkeiten nachdenken. – Wer sich erst einmal aufs Sofa packt, um herauszufinden, über welche Schwäche und welchen Schweinehund sich am besten klagen lässt, der läuft Gefahr, gar nicht mehr aufzustehen, wenn nicht zufällig jemand vorbeikommt und ihn hochzieht.
Das wiederum schafft nur ein guter Motivator, der Glücksgefühle im Zusammenhang mit besseren Gewohnheiten in Aussicht stellt. In diese Rolle kann das Kopf-Ich sich hineinfuchsen. Werfen wir mal einen Blick in Mattis Gehirn, wenn er mit sich um die Berechtigung der nächsten Henkersmahlzeit kämpft.
Mattis Bauch-Ich: »Hunger! Alarmstufe rot! Lass uns schnell die Riesenpizza holen und zum Ausgleich ab morgen Diät machen.«
Mattis Kopf-Ich: »Ich versteh dich ja … aber muss es wirklich gleich das ganz große Fressprogramm sein? Wollen wir es nicht mal mit zwei hartgekochten Eiern und Salat versuchen?«
Mattis Bauch-Ich: »Spinnst du? Das schmeckt doch scheiße.«
Mattis Kopf-Ich: »Macht aber satt.«
Mattis Bauch-Ich: »›Satt‹ reicht nicht! Ich will auch glücklich sein.«
Mattis Kopf-Ich: »Biste aber nur zehn Minuten. Danach kommt der übliche Katzenjammer. Magendrücken. Reue. Frust.«
Mattis Bauch-Ich: »Das ist halt der Preis, den ich für mein Glück zahlen muss.«
Mattis Kopf-Ich: »Wenn du’s heute mit dem Ei schaffst, bist du toll.«
Mattis Bauch-Ich (geschmeichelt): »Echt? Hört sich gut an.«
Mattis Kopf-Ich: »Ich verspreche dir: Du wirst dich nicht nur heute Abend, sondern auch morgen noch großartig fühlen. Das macht dich noch glücklicher als die
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