Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
bisschen Geld verschenken …
Auf der Arbeit könnte es auch etwas effektiver fluppen. Wer Partner, Kinder, Tiere oder Hobbys hat, darf noch andere gute Vorsätze vor sich herwälzen: mehr Zeit mit den Liebsten verbringen; netter zu allen zu sein, die eigentlich nerven… – Wer hat sich so etwas noch nie vorgenommen?
Ich habe mal ernsthaft versucht, ein besserer Mensch zu werden. Hilfe! War das ein Stress! Kaum war der eine gute Vorsatz erledigt, drohte schon die nächste Aufgabe. Und manchmal kollidierten meine Absichten so, dass eine die andere blockierte und am Ende gar nichts dabei rauskam. Gemüse essen – okay, das habe ich noch hingekriegt. Essen geht ja
immer. Aber wie soll ich gleichzeitig ausgeglichener werden, mehr Zeit mit Hunden, Kindern, Vernunftkram, Bedürftigen, Sport, Kochen, Sprachenlernen, Hirntraining und Wassertrinken verbringen, wenn ich auch noch spazieren gehen, entspannen und mehr schlafen soll?
Mein Nachbar Klaus rät in solchen Fällen zur Listenführung: »Dann kommt nichts durcheinander. Und alles, was erledigt ist, wird mit einem freundlichen Häkchen versehen.«
Bei Isi zu Hause ist die Kühlschranktür das Pinboard für gute Vorsätze. Besucher müssen nur mal unauffällig hinschlendern, um ihren Seelenzustand zu ergründen. Da kann ich dann nicht nur lesen, was sie gerade nicht essen will, sondern auch, dass sie künftig öfter »Nein« sagen möchte und sich seltener zum Affen machen lassen will. Da die Vorsätze wöchentlich wechseln wie die Mittagstisch-Karte im Restaurant um die Ecke, lohnt ein Blick immer. Ob sie davon tatsächlich je etwas umsetzt, erfahre ich allerdings nicht. Kann ich mir aber nicht vorstellen – schließlich kommt immer wieder etwas Neues nach.
»Können Veränderungen überhaupt funktionieren?« – Die Antwort auf diese Frage ist leider desillusionierend. Wer sein Leben in allen Problembereichen gleichzeitig umkrempeln will, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern. Statistisch betrachtet, stehen die Chancen schlecht, dass in Richtung Besser-Werden jemals etwas passiert: 80 Prozent aller Menschen kriegen es nicht einmal hin, einen einzigen Vorsatz Wirklichkeit werden zu lassen; mehr als ein Viertel von ihnen kapituliert schon in der ersten Woche.
Daran ist allerdings nicht unser Hirn schuld. Das ist nämlich keineswegs so eingefahren, wie es sich beim Kampf mit dem Schweinehund gerne präsentiert. Es besitzt durchaus die Fähigkeit, sich neu zu orientieren und die zu geänderten Bedingungen passenden Pläne auch umzusetzen. Doch gleichzeitig möchte es allzu gern immer wiederholen, was sich einmal bewährt hat. Weil es einfach praktisch ist, bequem, wirtschaftlich – und oft auch sehr nützlich. So etwas mögen Gehirne. Dafür schenken sie uns gute Gefühle.
Gehirne sind knallharte Kalkulatoren. Sie haben keine Lust, alles immer wieder neu lernen zu müssen. Irgendwie soll sich der ganze Stress ja auszahlen, der schon mit dem Einmal-Lernen einhergeht. Die meisten
glauben vor dem Start in ein besseres Leben, dass sie zu den wenigen gehören, die es hinkriegen werden – wie unser Matti mit seinen Henkersmahlzeiten. Wenn es um den Erfolg seiner Kuren geht, ist Matti ein unverbesserlicher Optimist. Und das ist auch gut so. Ohne Motivation brauchte man ja gar nicht erst anzutreten. Wegen Aussichtslosigkeit.
Verhaltensforscher haben sich vielfach mit der Frage beschäftigt, was die wenigen, die es schaffen, anders machen. Sie fanden verschiedene Verhaltensmuster, die, einzeln oder idealerweise miteinander kombiniert, tatsächlich zum Erfolg führen. Ein Erfolgsrezept besteht darin, das Gehirn mit seinen eigenen Mitteln auszutricksen. Weil es Gewohnheiten liebt, nimmt man sie ihm nicht einfach weg (dann wäre der Rückfall nämlich vorprogrammiert), sondern ersetzt sie möglichst unauffällig durch andere.
VERBIETEN IST VERBOTEN.
Verbote provozieren unkontrollierbare Heißhunger-Attacken auf alles, was wir eigentlich nicht dürfen. Also futtern wir in der Regel durchs Verbieten mehr Verbotenes als vorher.
Als ich mich von meinen heißgeliebten Snickers-Brötchen trennen wollte, habe ich mir erst einmal ein Paket Knäckebrot gekauft. Und immer wenn ich aufgrund sich ausbreitender Gedanken an Schokolade und Weißbrot unruhig wurde, habe ich mir schnell ein Stück Käse zwischen zwei Knäckes gestopft und mir zwischen die Kiemen geschoben. Das half. Wenigstens ein bisschen. Ein bisschen als Basis für mehr.
Natürlich lässt sich
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