Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
Muskeltraining hält.
Sind die Dämme erst gebrochen, sind auch alle Figurvorbereitungsaktionen vergessen: »Es ist ja jetzt Urlaub!« Schon nach dem ersten Tag ist der Erfolg der vorbereitenden Vierzehn-Tage-Qual wieder zunichte gemacht. Manchmal meldet sich ein klein wenig das schlechte Gewissen. Nur bei den Frauen wohlgemerkt. Die versenken dann beim Aqua-Aerobic ein, zwei Mal eine bunte Plastiknudel im Pool, planschen etwas herum – und feiern die so abgesportelten Kalorien danach mit einem Gläschen Schampus gebührend … und doppelt und dreifach wieder drauf.
»Und du kannst sagen was du willst – die
blauen Nudeln sind eindeutig schwerer als die gelben!«
23. Von Strebern umzingelt
Wo sollen Männer den Urlaub genießen, wenn überall Fitnessfreaks herumhopsen und sie zum Wahnsinn treiben? Und dann eröffnen auch noch die eigenen Frauen das Bootcamp …
»Wir haben einen Club auf Malle gebucht, der wird selbst dich neidisch machen.« – Isis mit einem mindestens fünf Zentimeter langen knallroten Plastikspaten beklebte Fingerspitze zielte geradewegs auf meine Nase. Also war wohl ich gemeint. »Tennis, Kite-Surfen, Beach-Volleyball, Fitness, Yoga, Mountainbiking, Reiten, Trekking und tausend andere Sachen. Und das Beste: alles im Preis inbegriffen!« Erwartungsvoll sah sie mich an.
Da ich genau weiß, dass schon Yoga als potenzielle Fingernagelvernichtungsgefahr für Isi tabu ist, von allen anderen aufgezählten Sportarten ganz zu schweigen, war mir sofort klar: Hier passt was nicht zusammen. Dann erinnerte ich mich an das spezielle Gen, das Frauen immer wieder antreibt, ihren Liebsten windschnittiger zu gestalten. Besonders hartnäckige Fälle – zu denen ich auch Isi zähle – ziehen ihr »Unser Mann muss schöner werden«-Programm auch im Urlaub durch. Knallhart. Sie selbst lackieren sich entspannt die Fingernägel auf der Sonnenliege oder gönnen sich nach der Partynacht in der Hoteldisco einen ausgiebigen Schönheitsschlaf und überlassen den Sport »Schatzi« oder »Knuddel«. Damit, meinen sie, haben sie ihre Schuldigkeit getan. Nun sollte es also »Mausebär« 14 Tage lang an die Plautze gehen.
»Mausebär«, von seiner Mama und den männlichen Freunden und Kollegen im Büro, in dem er als Steuerberater arbeitet, schlicht Torben genannt, ist ein ganz normaler Kerl wie du und ich. Er spielt nach Feierabend gerne mal Fußball mit seinen Kumpels bei den Alten Herren von Grün-Gelb 48 und liegt an den restlichen Feierabenden noch lieber auf der Couch, wo er anderen beim Kicken zuguckt. Dick ist er nicht, vielleicht etwas flauschig. Sein Sixpack im Speckmäntelchen stört niemanden. Nur eine. Seine Isi.
Und da »Mausebär« sein »Prinzesschen« liebt wie keine Zweite, geht er auch schon mal joggen und isst Grünzeug, wann immer seine Holde mal wieder zum Sixpack-Bootcamp-Brüllaffen mutiert. »Lass se mal«, seufzt
Torben dann, wenn wir ihn beim Stammtisch zünftig bemitleiden: »Die kriegt sich schon wieder ein. Und gut für die Gesundheit isses ja auch.« – Recht hat er. Soll niemand sagen, dass Männern die Ernsthaftigkeit beim Training fehlt. Aber im Urlaub? Das geht eine Spur zu weit.
Wassage ich da? »Eine Spur«? – Eine Schneise! Wievoneinem Hurrikan in den deutschen Wald gefräst, wenn es nach Torben geht. Die sauer verdienten freien Tage sind ihm heiligwie seine Dauerkarte bei Schalke. Wenn sich Isi da mal nicht verrechnet hat.
Sein persönliches »Ich werde rundum besser in zwei Wochen Malle«-Paket würde ungefähr so aussehen: Ein Kreuzchen hinter dem Wort »Aktivurlaub« setzen – und die Fitness-Pflicht wäre erledigt. Morgens dann aktiv im Trainings-anzug vom Bett zum Buffet schlurfen; danach – genauso aktiv – ein Plätzchen zum Nichtstun suchen, um zwei Stunden später hyperaktiv zum Mittagessen zu stürmen; anschließend aus der Activity-Liste das Programm »Relaxen« wählen, bevor aktives Abendessen angesagt ist. Traumhaft. Torbens Welt wäre in Ordnung. Im Konjunktiv. Denn die Realität sieht anders aus.
Isi ist in Figurfragen eigentlich super sensibel. Zumindest glaubt sie das. Weil ihr »Sensibilität in Figurfragen« in den Frauenzeitschriften immer wieder attestiert wird. Aber in punkto Urlaubsplanung ist von Sensibilität meist nicht viel zu merken: Statt ihrem Torben das süße Nichtstun zu gönnen, werden schon Monate vorher Kataloge in Augenschein genommen und, mit der Lupe, unter jedem Hotel die Minisymbole gezählt und verglichen. Damit soll
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