Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
vor Ort zu Kleinholz zerlegen. Keine Doku-Soap reicht da ran.
Was ich damit sagen will: Oft hapert’s im Eifer des Gefechts an der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, obwohl man es eigentlich besser wissen müsste. Weil das Auto für die Angebote zu klein ist – beziehungsweise der Wille zum Karottenessen, wenn man am falschen Ort sitzt, zu schwach.
Im Urlaub diszipliniert einen Bogen um verführerische Eisbecher mit Sahne und coole Cocktails am Pool zu machen und – chakka – den Wecker zur frühmorgendlichen Joggingrunde zu stellen, das schaffen nur die wenigsten. Ganz im Gegenteil. Auch wenn es einige frustrieren mag, Tatsache ist: Die meisten Leute nehmen in den Ferien zu. Wer will sich schon die schönsten Wochen des Jahres mit Vernunft vermiesen? Oder sich, statt den Alltagsstress gemütlich wegzugammeln, munter wie ein Flummi auf sämtliche Sportangebote stürzen? Ich jedenfalls kenne in meinem Freundeskreis niemanden, der das konsequent durchziehen würde – mich eingeschlossen.
Ich kenne allerdings viele, die sich vorher noch mal so richtig quälen. Mit Beginn der »Bikini-Blitz-Diät«-Zeit, die verlässlich im Mai von den sich übertrumpfenden Hochglanzblättern eingeläutet wird, geht es los. Mit der schlechten Laune. Kein Wunder. Denn die alljährlich stattfindende »Sitzen die Badeklamotten eigentlich noch?«-Fleischbeschau vor dem Flurspiegel (die immer, immer, immer mit der Vermutung »eingelaufen – die waren wohl zu oft im Wasser« endet), findet ihren Höhepunkt in 14 brutal durchgezogenen Tagen mit der »Mandarinen-Hackfleisch-Diät« sowie dem »35-Sekunden-Workout für schmale Schenkel und straffe Brüste«.
Ein Duo, das in Verbindung mit den immer auf den letzten Drücker stattfindenden Urlaubsvorbereitungen die Stimmung Richtung Gefrierpunkt absenkt. Aber egal: Die Figur muss gestretcht, gestrafft, gepimpt werden. Der Haussegen kann sich dann (mit viel Glück) im 14-Tage-All-Inklusive-Urlaub wieder gerade hängen. Wahrscheinlicher als das ist allerdings, dass sich das mühsam erkämpfte Minus auf der Waage wieder auf den Normalwert einpendelt.
Der Körper hat sich zwar trotz vehementer Gegenwehr zwei, drei Kilos abpressen lassen, aber die Phase vor dem Beach-Urlaub umgehend als lebensgefährliche Hungersnot gespeichert. Und kann es also gar nicht erwarten, mit jedem Eis, jeder Portion Pommes, Paella oder Grillwurst, die im Urlaub auf Malle, an der Ostsee oder am Gardasee verspeist werden, die verlorenen Fettreserven umgehend wieder einzulagern – mit ein paar extra Speckbrocken obendrauf, zur Sicherheit. Sie können den Notstand an sich bemerken, wenn Ihnen das pappige Brötchen mit schmierigem Aufstrich im Flieger plötzlich lecker schmeckt.
Wer es also ausgerechnet vor oder im Urlaub wissen will, sollte zumindest die Fußangeln und fiesen Fallen kennen, damit das Übergepäck möglichst im Koffer und nicht auf den Hüften zurücktransportiert wird. Denn das ist treuer als die meisten Ehemänner. – Das glauben Sie nicht? Sie denken vielleicht: »Nicht schön, aber auch nicht schlimm – den Urlaubsspeck hungere ich mir zu Hause gleich wieder weg«? Wenn Sie sich da mal nicht täuschen.
Eine Studie ergab: Wer vier Wochen schlemmt und nicht mehr als 5000 Schritte pro Tag macht, nimmt im Durchschnitt 6,4 Kilo zu und wird davon – trotz Diäterfolgen zwischendurch – zwei Jahre später mehr als drei Kilo übrig behalten …
… wie mein Freund Markus. Als ich ihn im vorigen Sommer nach seinem Drei-Wochen-Vollpension-Urlaub anrief, um mich spontan mit ihm zu verabreden, bekam ich einen Korb: »Sorry, Patric, ich kann mich erst in ein, zwei Monaten wieder unter Menschen wagen.« – Wenn ich es recht bedenke, habe ich ihn seit damals nicht mehr gesehen.
22. Ohren zu – der Berg ruft
Wenn die Luft dünn und die Füße schwer werden, gibt es nur eins: Ab in die Almhütte und sofort Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten
Es gibt Reiseziele, die das Vergessen vorher gefasster guter Vorsätze praktisch unmöglich machen: eine Atlantiküberquerung im Ruderboot beispielsweise oder eine Fahrradtour durch die Mongolei. Auch kulinarische Randerfahrungen im Dschungel-Camp oder auf dem Ökobauernhof von Schrot und Korn können durchaus dazugehören. Aber im Ernst – wer mag sich so etwas schon antun?
Realistischer ist es, einen Wanderurlaub in den Bergen zu buchen. Da hält man sozusagen mit der Buchungsbestätigung schon die Fitness-Garantie in den Händen. Man
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