Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
sichergestellt werden, dass fürs Geld eine tipptopp Versorgung geboten und der Mann bewegungstechnisch ordentlich ausgelastet wird.
Ihm würden die folgenden Symbole reichen, um das richtige Hotel zu finden: Längenangabe des Buffets in Meter (alles jenseits der 20 geht klar), Anzahl der Bierausschank-Plätze auf dem Hotelgelände (acht und mehr gehen klar) und eine möglichst weite Entfernung zum nächsten Shopping-Center oder Basar (20 Kilometer Luftlinie halbieren erfahrungsgemäß die Gefahr dauernden Durchlatschens und Tütentragens). Torben ist mit wenig zufrieden.
Aber angesichts von Isis Verschlankungsplänen hilft ihm nur die Flucht nach vorne. Doch wohin? Ins Büro oder in die Garage wie zu Hause geht ja nicht. Zum Pool? Da turnt die Animationstruppe. Zum Strand? Da liegen
die durchtrainierten Mädels und scannen jeden männlichen Body länger, als die Kerle den Bauch einziehen können. Obendrein würde sich Torben dem Risiko aussetzen, in Konkurrenz zu den Body-Strebern zu geraten, die alle Damen-Blicke auf sich ziehen und für die normalen »Mausebären« wandelnde Vorwürfe sind.
»Verflixt«, denkt Torben und fühlt sich in der Falle: »Hat denn noch nie jemand gehört, dass auch Relaxen schlank macht? Stressabbau. Gute Laune. Positive Motivation und so.« Mein Tipp an Männer wie ihn: Besinnt euch lieber auf die wahren Tugenden statt hinter den Alles-richtig-Machern herzuhopsen. Zum Beispiel auf eure Fähigkeit zur eingeschränkten Wahrnehmung. Sucht euch in der baywatch-freien Zone einen richtig dicken Otto, pflanzt euch daneben und findet euren inneren Frieden bei dem herrlichen Gedanken, im Vergleich zu dem doch top in Form zu sein.
24. »Eine Seefahrt, die macht hungrig …«
Total angesagt ist Urlaub auf hoher See, denn hier darf geschlemmt werden. Die Rettungsringe werden deshalb meist mit von Bord genommen
Die Begeisterung der Deutschen für einen Kurzurlaub auf hoher See ist ungebrochen. Vielleicht entspringt die Attraktivität der Traumschiffe einem Bedürfnis der Passagiere, sobald der Anker an Bord gehievt ist, im Gegenzug den Alltagsballast über selbiges zu werfen. Allem voran die Kalorientabelle.
Kaum hat der Pott die Drei-Meilen-Zone passiert, überlässt der Kreuzfahrer es den Offizieren, etwaige Eisberge im Meer zu umschiffen, während es ihn am Dessertbuffet dazu drängt, oft und gern ihre Nähe zu suchen – die der Eisberge, nicht der Offiziere. Gute Vorsätze würden dabei nur stören, hier auf dem gemütlich schaukelnden Ozeanriesen, auf dem alles Beschwerliche wunschgemäß von jedem abfällt. Nur die Problemzonen-Kilos nicht, die im schwimmenden Schlaraffenland gern ein paar neue Freunde hinzugewinnen. Aber dieses Risiko gehen all die gerne ein, die im Urlaub mal fünfe gerade sein lassen wollen.
Auf hoher See finden sie Gleichgesinnte ohne Ende, mit denen sie – offiziell – gemeinsam die geballte Verführung beklagen, um dann umso einträchtiger reinzuhauen. Vertilgt wird, was die hunderte Meter Buffet an Köstlichkeiten hergeben. Nicht zu vergessen die diversen Gourmetrestaurants. Und wie steht’s mit der Bewegung? – Die Pools sind gerade mal groß genug, um beim Cocktailtrinken gemütlich die Beine auszustrecken. Das einzige Workout ist das Wettrennen um die besten Liegestühle. Den Weg ins bordeigene Fitnessstudio finden so wenige, dass jeder, der sich dorthin verläuft, mit Enthusiasmus begrüßt wird. Nach einer Woche Traumschiff-Völlerei gehen alle Passagiere mit einem besonderen Souvenir von Bord – dem körpereigenen Rettungsring. Ahoi!
Fazit: Der Urlaub ist keine gute Zeit, um ein neues Leben zu beginnen. Wenn ich so darüber nachdenke, kenne ich nur einen, der je auf einer Reise erfolgreich abgenommen hat – allerdings unfreiwillig. Ich meine Heinzi, den Sohn eines Nachbarn, der mit seiner neuen Freundin einen Romantik-Trip nach England machen wollte, so Rosamunde-Pilcher-mäßig: große Gefühle im kleinen Zweimannzelt in Cornwall – ganz großes Kino. England und zelten – es kam, wie es kommen musste:
Es stürmte, dass dem glücklichen Paar schon beim Aufbau die Heringe um die Ohren flogen. Dann soff das Zelt im Regen ab und der mickrige Gaskocher gleich mit. Nach nur drei Tagen befand sich Heinzi auf dem Heimweg. Danach war er fünf Kilo leichter, um eine Freundin ärmer – und um die Erfahrung reicher, dass ein Urlaub, in dem man abnimmt, mit ziemlicher Sicherheit ein Scheißurlaub ist.
25. Komplett-Upgrade für die
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