Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
amortisieren.
Doch auf dem Weg ins Bananenfachgeschäft läuft ihm eine Laus über die Leber. Etwas ist schiefgegangen. Er wird zur Sau gemacht wie der letzte Underperformer. Ein Kunde tobt, der Chef gleich mit – Markus soll
schuld sein und es wieder richten. Oder er kann gehen. Kriegt also sofort die career change opportunity.
Er schiebt Frust, jemand muss ihm helfen. Er kann seine Wut nicht ins Stuhlkissen boxen, keinen Mentalcoach herantelefonieren und auch keinen Baum umarmen, um wieder runterzukommen. In fünf Minuten muss er eine Lösung haben – und eine Entschuldigung.
Gut, dass er sein Brainfood immer oversized kauft. Von den fünf Freunden sind noch vier da. Die treuen Teile wirken wie Glückspillen – und zwar sofort. Ohne die wäre er jetzt auf turkey. Also rein damit. Die Folgen in Sachen Fettablage blendet Markus aus. Bis er das nächste Mal auf die Waage steigt, wird noch ’ne Menge passieren.
Eine Stunde später braucht er eigentlich kein Lunch mehr. Der Aggro-Hunger ist weg. »Wäre auch für meine Performance suboptimal, wenn ich jetzt im Bioladen verschwinden und meine Probleme allein lassen würde«, sagt Markus. Die Zeit drängt. Das Mittagessen sausen lassen, wenn der Businessplan zum Overkill zu führen droht: »Das machen sie doch alle da oben, wo die Luft dünn ist.« Zwischen zwölf und vierzehn Uhr sind die Ernährungsstreber in der Minderheit. Die meisten stopfen noch mal schnelle Snacks.
Markus auch. Gut, dass er trotz der Attacke am Vormittag noch genug hat. Die Fünf-Freunde-Ration für die kommende Woche schlummert nämlich bereits in der untersten Schublade. Eigentlich würde er die doofen Dinger jetzt lieber als Exfreunde haben. Er hat genug von ihnen. Als sich am Nachmittag wieder der Hunger meldet, greift er sich aber mangels Alternative trotzdem noch mal zwei von ihnen. Jetzt hätte er gern »was Richtiges« gehabt, aber es gibt nichts. Einen Alibi-Apfel hat er nicht dabei. Und für die bereits am Morgen angedachte Banane ist es inzwischen zu spät.
Zu Hause wird er dann vor sich selbst die Familienpackung mit vier fetten Pizzaquadraten rechtfertigen: »Ich hatte ja heute noch nichts. Da darf ich jetzt doch ruhig mal richtig.«
Irgendwann – das hat Markus auf seiner Vorsatzliste – muss was passieren mit ihm. Seine Ressourcen sind nicht unbegrenzt. Stand im letzten Management-Letter nicht auch was über »mehr Output durch weniger Input«? Also: Mehr leisten durch weniger Anstrengung, auch mal relaxen statt rackern und dadurch gleich mehrere Milestones auf einmal nehmen.
Das möchte Markus gerne. Deshalb hat er auf seinen »Projektplan Urlaub« als Nahziel ein weit geöffnetes Zeitfenster für Time-out gezeichnet. Um so richtig mit Volldampf entspannen zu können, klotzt er in den Tagen vor der Abreise noch mal rein: Schreibtisch und Geist sollen frei sein für die gebuchte Thalassotherapie, für Seidenmalerei-Kurse, den Workshop »Kreativ an der Klangschale« und für das tägliche Peeling am Healthy Hotspot. Für jede Relax-Unit gibt’s einen Dresscode. Also kommt zum Einpack-Stau-Reise-Auspack-Stress auch noch das Einkaufen. Als es endlich losgeht, ist Markus fix und fertig.
Zum Glück hat er sein Großziel Erholung in viele kleine Work-Packages zerlegt. Damit er den Überblick nicht verliert, ist das Arbeitspensum ein Drei-Säulen-Diagramm. Mit einer ausgeklügelten Balance zwischen physical, mental und emotional Wellbeing hat er jede Minute verplant. Markus wird in Sachen Relaxen so viel tun, dass ihm zum Essen gar keine Zeit bleiben wird. Da müsste das mit dem Abnehmen doch von ganz allein klappen. Schnitzel, Pommes, Bier und seine fünf Freunde? Die können ihre Career auch mal schön changen. Bei ihm sollen sie jedenfalls nicht mehr antanzen.
Ich wollte ihn noch warnen, aber Markus hörte mich nicht mehr, weil die Ohrstöpsel schon drin waren. Er hatte sich gerade die neueste Audio-Ausgabe von »Highway to success« als MP3 geloaded, um während der Autofahrt E-Learning mit Abtörning zu verbinden, bevor der Entspannungs-Terror losgehen sollte.
Zwei Wochen später traf ich ihn wieder. Er sah geschafft aus. Zum Glück waren drei seiner fünf Freunde noch da.
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