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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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mich zukommt und mich so etwas fragt wie: »Geht es dir gut?«, und dann noch: »Komm mit rein.« Dann wird mir schwarz vor Augen.

Zweiundsiebzig
    Als ich aufwache, denke ich, ich bin tot. Alles um mich herum ist weiß und ich liege auf einem großen Bett unter dem Schleier eines Baldachins. Zwei gelbe Augen starren mich von meinem Bauch aus an, und einen Moment lang glaube ich, ich liege mit Daniele im Zelt, wie beim ersten Mal, als wir miteinander geschlafen haben und mich das Frettchen geweckt hat. Durch ein großes Fenster fällt Licht herein, das genau am Fußende des Bettes aufhört. Ein paar Flashbacks vom Vorabend (Roby, der wie ein Stier Anlauf nimmt und auf uns zuläuft, ich, wie ich mit Luca tanze) vermitteln mir erste Erkenntnisse, wie der Abend abgelaufen sein könnte, und ich beschließe, aus dem Zimmer zu gehen (das jetzt doch nicht mehr der Vorhof zur Hölle ist) und mir Klarheit zu verschaffen.
    Der Anblick, der sich mir im Wohnzimmer und danach draußen am Pool bietet, klärt alles. Besser gesagt, ich stelle fest, dass ich bei Martina geschlafen habe, und das macht doch vieles klarer. Ich erinnere mich, dass ich getrunken habe (offensichtlich zu viel) und dass mir plötzlich schwindelig geworden ist. Ich kann mich nicht entsinnen, gekotzt zu haben oder tote Mäuse in fortgeschrittenem Verwesungszustand zu mir genommen zu haben, doch der Geschmack in meinem Mund lässt unausweichlich auf eine dieser beiden Möglichkeiten schließen.
    Auf einem Sofa liegen sich Roby und Martina halb in den Armen, auf einem anderen liegt Mary allein, Daniele schläft auf einer Liege am Pool. Überall stehen Flaschen und schmutziges Geschirr herum und über dem Ganzen hängt ein schrecklicher Gestank nach Zigarettenrauch, obwohl die Terrassentür weit offen steht. Ich habe das Gefühl, wenn Danieles Hausverwalter in diesem Augenblick zurückkäme, wäre er nicht besonders glücklich.
    Ich sehe weder Luca noch Rosa, und meine Fantasie geht mit mir durch und malt mir aus, was ihre gemeinsame Abwesenheit bedeuten könnte. Innerhalb kürzester Zeit bin ich mir ganz sicher, dass
    1)  Luca und Rosa aufgeblieben sind, um zu reden;
    2)  die beiden sich geküsst haben, nachdem alle anderen eingeschlafen sind, und dann nackt schwimmen gegangen sind (oder umgekehrt, je nachdem);
    3)  sie danach in den Ort gefahren sind, um zu frühstücken und Rosa Luca gefragt hat: »Passiert ihr das denn öfter?«
    »Was?«, fragt darauf Luca.
    »Hat deine Freundin ein Alkoholproblem oder …«
    Ich gehe nach draußen und umrunde den Pool, während andere Bilder vom Vorabend wie defekte Glühbirnen in meinem Kopf an- und ausgehen: ich, wie ich Daniele küsse, Mary, die lacht, Luca, der etwas sagt, und da ist auch Martina, die mich stumm, ja fast vorwurfsvoll ansieht. Und da sehe ich ihn. Luca schläft auf einer Liege, über ihn ist eine Decke gebreitet und er ist allein. Dann höre ich hinter mir Schritte und einen Moment lang glaube ich, dass der Hausverwalter nun wirklich gekommen ist. Bis ich in das starre Silikongesicht von Martinas Mutter blicke und in das braungebrannte ihres Liebhabers.
    Jetzt bin ich nicht mehr Alice. Ich bin Martina, auch wenn ich nicht genau weiß, wie das passiert ist.
    Als ich den Campingplatz erreiche, ist es noch früh am Morgen, und anscheinend ist noch niemand aufgestanden. Kann es sein, dass niemand meine Abwesenheit bemerkt hat? Ich schlüpfe sofort in mein Zelt und lege mich hin. Meine Schläfen dröhnen, ich fühle mich immer noch halb bewusstlos. Ich glaube nicht, dass ich schlafen kann, daher warte ich und lausche. Nach ein paar Minuten höre ich Geräusche aus dem Wohnwagen, dann Schritte und wie sich die Tür öffnet. Nun muss ich mir eine strategische Lösung einfallen lassen. Wenn wirklich niemand mitbekommen hat, dass ich nicht da war, sollte ich das Ganze einfach weiterspielen und einen oscarreifen Auftritt als Gerade-erst-Aufgewachte hinlegen. Daher schlüpfe ich aus meinen Klamotten, die nach Rauch und Alkohol stinken, und ziehe den Overall an, in dem ich schlafe. Ich bin mir sicher, dass mein Anblick ziemlich überzeugend wirkt, aber sicherheitshalber sehe ich noch einmal in den Schminkspiegel und stelle nun auch noch fest, dass ich in einer Nacht meine ganze Urlaubsbräune verloren habe.
    Ich gehe zum Wohnwagen, setze mich an den Tisch und strecke mich.
    Kurz darauf kommt mein Vater heraus.
    »Guten Morgen«, sage ich und stelle fest, dass meine Stimme so tief klingt wie die eines

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