Ich mag dich wie du bist
oder vier zu null, ich habe den Überblick verloren.
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wehrt sich Daniele gegen alle logischen Argumente.
Für ihn gibt es keine Aliens. Supercomputer, Marsmännchen, E.T., alles nur Quatsch. Er will nicht einmal darüber reden.
Es kommt mir vor wie eine dieser Situationen, in denen sich schließlich herausstellt, dass der, der absolut nicht über etwas reden will, in Wirklichkeit etwas weiß.
Ob Daniele etwa ein Außerirdischer ist?
Gut, meine Gedanken über den Rasta-Alien machen mir endgültig klar, was ich schon vor ein paar Minuten gedacht habe, nämlich dass ich betrunken bin – wir sind gerade erst in der Mitte unseres Essens angekommen und ich bin bereits reichlich blau.
Ich bin jetzt schon zum dritten Mal in dieser Woche betrunken, auch wenn das bislang ohne schlimmere Folgen blieb, abgesehen von einem Riesenkater am nächsten Tag. Aber toll ist das nicht. Selbst wenn ich so meinen Spaß habe und, das muss ich zugeben, Daniele gegenüber in angetrunkenem Zustand wesentlich entspannter bin. Also, ich muss mir nicht den Kopf zuknallen, weil ich ihn sonst abstoßend finde, aber wenn ich mich vom Abend treiben lasse und ein paar Cocktails trinke, fühle ich mich ihm näher und denke nicht an Probleme. Also, es ist einfach leichter, im Hier und Jetzt zu sein, wenn du einen im Tee hast. Das ist jetzt keine Riesenerkenntnis, aber trotzdem wahr.
Vielleicht sollte ich dennoch heute Abend etwas kürzertreten.
Wir beenden das Essen und stehen auf. Ich habe bis zum Schluss mein Glas nicht mehr angerührt, und jetzt geht es mir etwas besser, aber mein Kopf ist schon ein bisschen schwer. Die anderen sind alle ein wenig angeheitert und kurz darauf tanzen Mary und Rosa am Pool. Roby lässt sich sofort mitreißen, während es bei Luca etwas länger dauert, bis er sich überreden lässt. Inzwischen hat Martina Cuba Libres gemixt und so ist mein guter Vorsatz, diesen Abend nichts mehr zu trinken, im Arsch.
Ich trinke, wir trinken alle, und auf einmal tanze auch ich zwischen Roby und Mary. Roby blödelt herum, er kniet sich vor Mary hin und sie tut so, als würde sie ihn auspeitschen. Alle lachen und so werde auch ich allmählich locker. Daniele wippt wenig überzeugt mit, auch weil wir nicht seine Musik hören, sondern einen mindestens fünf Jahre alten, ziemlich abgefahrenen Remix. Ich denke nicht nach, ich fühle mich leicht, ich lache und werde in eine Art getanzten Softporno miteinbezogen. Auf einmal tanze ich neben Luca, der ebenfalls sämtliche Hemmungen fallen gelassen hat. Er hat sein T-Shirt ausgezogen und schwingt es wie ein Lasso beim Rodeo über dem Kopf. Als er zu mir hinübersieht, wirkt er einen Moment lang verlegen, aber nur kurz, denn er wird von Roby attackiert, der sich die Finger wie Hörner vor die Stirn hält und sich wie ein wütender Stier aufführt.
Ich nehme die Geräusche und Bilder nur noch als eine einzige Empfindung auf. Mein Körper bewegt sich von selbst und ich merke, wie sich meine Gedanken in einen entlegenen Winkel meines Gehirns zurückziehen und sich in ganz andere Richtungen bewegen. So kommen mir Bilder von der Schule in den Sinn, von Chiara und meinen Freundinnen in Sardinien, von Luca am Computer in seinem Zimmer, während er schreibt, dass er gerade in Las Vegas geheiratet hat, von meiner Mutter, die mit mir zusammen Limoncello in der Bar des Campingplatzes trinkt, und ich denke, dass ich ihr dieses Mal nichts sagen werde, ich werde ihr nichts über meine Abende erzählen, und dass Luca mir vielleicht nie mehr seine Blödeleien über den Messenger schicken wird, und alles ist plötzlich ganz weit weg, während sich in meinem Inneren eine riesige Leere auftut. Ein merkwürdiges Kribbeln steigt mir von den Füßen bis zum Hals hinauf und ich spüre, wie mir schwindelig wird. Ich höre auf zu tanzen, aber das macht es nur noch schlimmer, denn jetzt dreht sich alles um mich herum und will nicht aufhören, sich zu drehen. Ich sehe Daniele. Er unterhält sich mit Martina. Sie sitzen an dem Tisch, an dem ich schon mit allen beiden geredet habe. Wieder fühle ich mich ausgegrenzt, wie das Mädchen, das immer für sich bleibt und das niemand mag. Plötzlich überkommt mich ein heftiges Schwindelgefühl, alles schwankt um mich herum und ich fühle mich, als würde ich eine unendliche Rolle rückwärts machen, obwohl ich mich gar nicht bewege. Ich schüttele den Kopf, um dieses Gefühl loszuwerden, aber es geht nicht weg. Ich sehe, wie Martina auf
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