Ich mag dich wie du bist
Handstand. Jeder hat so seine Spielchen, denke ich. Martina gibt gern die »Wasserleiche im Pool«, Marys Cousine macht lieber einen unschuldigen Handstand.
»Wie geht’s voran mit den Vorbereitungen?«, fragt Luca, als er uns kommen sieht.
»Mary hat uns rausgeschmissen, damit wir ihr Geheimnis nicht erfahren.«
»Ach so, sie hat ein Geheimrezept …«
»Sieht so aus.«
»Sie kann nur das eine«, meint Martina. »Wenn du ihr sagst, sie soll dir bitte zwei Eier kochen, ist sie völlig aufgeschmissen.«
»Also kochst du dann heute Abend?«, fragt Luca Daniele.
»Ja, ja, das übernehme ich.«
Anscheinend ist Daniele im Gegensatz zu Mary ein ausgezeichneter Koch. Das Abendessen war seine Idee, und ursprünglich sollte es auf dem Campingplatz stattfinden. Dann ist Martinas Mutter mit ihrem Lover weggefahren, und deshalb hat sie vorgeschlagen, dass es bei ihr zu Hause stattfindet. Wir springen in den Pool und danach sonnen wir uns auf den Liegen und blättern in Marys Klatschmagazinen. Der Himmel auf Erden, denke ich. Nicht gerade ein tiefsinniger Gedanke, ich weiß, aber genau das geht mir die ganze Zeit durch den Kopf. Ein supertolles Haus mit Pool und Garten, Abendessen im Freien und am nächsten Tag räumt jemand auf. Das ist der Himmel, Punkt.
Um halb acht kommt Roby mit einem Tablett voller Mojitos. Er wird begeistert empfangen. Das Chiringuito liegt ganz in der Nähe von Martinas Haus, aber trotzdem ist der Weg dorthin mit acht Mojitos in der Hand bestimmt nicht einfach.
Martina macht die Anlage im Wohnzimmer an und dreht die Lautsprecher Richtung Fenster. Jeder nimmt sich ein Glas, und damit eröffnen wir ganz offiziell den Abend.
Nach dem ersten Mojito auf nüchternen Magen sind wir alle schon recht fröhlich. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen fängt Roby mit Luca ein Gespräch darüber an, ob es außerirdisches Leben gibt, anscheinend haben sich die beiden schon einmal darüber unterhalten, denn irgendwann zitieren sie gemeinsam im Chor den Satz von Morgan von den Bluvertigo: »È praticamente ovvio che esistano altre forme di vita – Es ist ganz offensichtlich, dass es noch andere Lebensformen gibt.«
Martina bietet an, Gin Tonics für alle zu mixen, und so bleiben nur noch ich, Rosa und Mary übrig, die ihren Platz in der Küche jetzt Daniele überlassen hat. Ich habe ihn gefragt, ob ich ihm helfen könne, aber er meinte, das sei nicht nötig, ich könne ruhig bei den anderen bleiben und dass er lieber allein arbeitet. Meiner Meinung nach wäre die richtige Antwort gewesen: »Aber sicher, nimm dir zwei Gläser und mach eine Flasche auf, dann trinken wir beim Kochen unseren Aperitif.«
»Tja, die Ferien sind fast zu Ende«, sagt Mary, die mir manchmal vorkommt wie Donald Ducks Oma.
»Ach ja«, antworte ich wehmütig.
»Los, fassen wir gute Vorsätze für das neue Schul- und Studienjahr!«, ruft Rosa unvermittelt aus, als hätte sie gerade eine göttliche Eingebung gehabt.
Mary ist selbstverständlich von der Idee begeistert. Sie klopft sich auf die Schenkel und hüpft auf der Stelle, was der Ausdruck des höchsten Grades an Begeisterung ist – bei ihr und bei den Winx.
»Ich fang an: Ich werde mich in Mailand in einem superangesagten Fitness-Studio anmelden.«
»Und das war’s?«, frage ich erstaunt. Ich will jetzt ja nicht die kleine arrogante Streberin geben, aber ein superangesagtes Fitness-Studio als einziger Vorsatz bringt mich in moralische Verlegenheit. Ich habe zwar nicht vor, die Welt zu retten, aber, na ja …
»Nein, aber jetzt seid ihr dran, jeder nennt einen Vorsatz.«
»Bis Ende September einen festen Freund finden«, sagt Rosa, die meiner Meinung nach die besten Aussichten hat, diesen Plan noch vor Ende der Ferien zu verwirklichen.
»Nicht noch einmal sitzen bleiben …«, sage ich achselzuckend, »das muss natürlich mein wichtigster Vorsatz sein.«
Inzwischen ist Martina mit den Gin Tonics zurück und wird sofort genötigt, bei dem Spiel der guten Vorsätze mitzumachen.
»Also …«, meint sie nachdenklich, »zu Hause ausziehen, denke ich.«
»Ach Mann, ihr seid vielleicht mies drauf!«, mault Mary. »Mit euch beiden macht das keinen Spaß.«
Sie meint damit natürlich Martina und mich.
Na ja, im Vergleich zu ihrem superangesagten Fitness-Studio ist der Spaßfaktor unserer Vorsätze natürlich deutlich geringer.
»Dann eben noch eine Runde!«, ruft sie aus, aber zunächst fällt ihr nichts mehr ein.
»Drei Kilo abnehmen«, sagt Rosa.
»Nein!
Weitere Kostenlose Bücher