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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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so tun, als wäre nichts.
    Ich weiß nicht, warum, aber dieses Mal trösten mich seine Worte nicht. Er wirkt auf mich, als hätte er es eilig und hätte keine Lust, mit mir zu reden. Deshalb erzähle ich ihm jetzt von meiner Begegnung mit Martina, aber er stellt sich tot.
    Alice: (Fragender Smiley)
    Alice: Was meinst du?
    Alice: Luca, was ist los?
    Luca: Nichts … einfach nicht mein Tag, das ist alles. Entschuldige, aber ich muss jetzt los.
    Alice: Na dann, ciao.
    Luca: Ciao.
    Ich krieche in mein Zelt, aber vorher sorge ich noch dafür, dass mein Bruder mich sieht, der mit seinem iPod auf dem Vorplatz sitzt. So kann er wenigstens auf die Frage »Und wo ist Alice?« eine Antwort geben.
    Ich schließe das Fliegengitter und rolle den Schlafsack aus. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Luca merkwürdig verhält. Er ist immer so witzig und fröhlich, aber manchmal kapselt er sich ab und errichtet eine Mauer zwischen sich und seiner Umgebung. Und dann kann man nichts tun. Deshalb weiß ich jetzt, dass wir einige Tage nichts voneinander hören werden, denn so läuft das eben. Dann wird er sich irgendwann melden und so tun, als wäre nichts gewesen. Da kann man nichts machen. Bloß abwarten. Selbst wenn ich egoistischerweise sagen muss, dass er sich wirklich den falschen Zeitpunkt ausgesucht hat, um schlecht drauf zu sein.
    Als ich aufwache, steht die Sonne schon hoch am Himmel. Ich schalte das Handy ein und sehe nach, wie spät es ist. Zehn Uhr. Ich muss elf Stunden geschlafen haben. Niemand zu sehen. Ich öffne den Kühlschrank, der vor dem Wohnwagen steht, und hole die Milch heraus. Dann mache ich mir einen Kaffee und setze mich an den Tisch. Dort finde ich einen Zettel von meinem Bruder vor: »Ali, wir fahren an den Strand, bis heute Abend.« Da ist auch eine Zeichnung, sie zeigt einen mit Gepäck überladenen Wagen, der von einem Huhn gezogen wird. Na ja …

Zwanzig
    Ich bin noch beim Frühstück und blättere ganz gemütlich die Zeitung durch, als ich aus dem Wohnwagen ein Rascheln höre. Ich stelle die Tasse hin, bleibe reglos sitzen und lausche. Stille. Dann höre ich plötzlich ein anderes Geräusch, es klingt, als würde etwas an einer Wand kratzen. Ich sehe zum Wohnwagen. Die Tür ist offen. Dann hört man wieder einige Minuten nichts. Ich stehe auf, unsicher, ob ich nachsehen soll. Was zum Teufel kann das sein? Ein Wildschwein? Eine Maus? Eine Katze? Ich höre wieder dieses Rascheln, diesmal gefolgt von einem klickenden Geräusch (Pfoten mit langen Krallen?). So langsam mache ich mir Sorgen. Vor einigen Wochen habe ich einen Film gesehen, da war so einer, der hatte jemanden umgebracht, und als er eines Tages den Schrank öffnete, fand er dort ein schwarzes, haariges Monster. Er stand wie gelähmt da, zitterte und klapperte mit den Zähnen. Im dunklen Schrank sah man nur das rote Zahnfleisch und die weiß glänzenden Zähne. Aber später merkte man dann, dass es nicht irgendein Monster war, sondern die verkörperten Schuldgefühle des Mannes, weil er jemanden ermordet hatte. Ich weiß nicht, warum ich gerade jetzt daran denken muss, schließlich habe ich niemanden umgebracht. Ich habe ein Chaos in meiner Familie angerichtet und ich habe mich »nicht versetzen lassen«, aber das rechtfertigt in meinen Augen noch lange nicht das Auftauchen eines Schuldgefühl-Monsters.
    Ich sehe nach.
    Die Tür zum Wohnwagen, die offensichtlich über einen ungeahnten Sarkasmus verfügt, bewegt sich leicht quietschend im Wind.
    Ich gehe hinein.
    Dort höre ich weiterhin dieses leise Kratzen auf Holz. Es kommt aus dem hinteren Teil des Wohnwagens, wo das Bett meines Bruders und ein Schrank stehen. Als ich näher komme, sehe ich, dass eine Schranktür angelehnt ist. Ein Windstoß schlägt die Tür zum Wohnwagen zu. Ich schreie auf und fahre herum. Als ich mich wieder umdrehe, ist die Schranktür geschlossen.
    Das reicht. Da kann ganz sicher kein Wahnsinniger drin sein, es sei denn, es handelt sich um einen zwergwüchsigen Schlangenmenschen. Beherzt packe ich den Griff und reiße die Tür auf.
    Zwei kleine gelbe Augen starren mich zwischen sauberer Bettwäsche an. Das sind nicht die Augen einer Katze, sie sind viel kleiner. Ich weiche einen Schritt zurück und das Tier hüpft vom Regal herunter, flutscht zwischen meinen Beinen durch und sucht vermutlich einen Weg nach draußen. Aber die Tür des Wohnwagens ist geschlossen.
    Das Tier bleibt mit dem Rücken zu mir stehen und endlich kann ich es in Ruhe betrachten. Es ist ungefähr

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