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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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so groß wie ein Eichhörnchen, aber schwarz, und wenn ich mich nicht täusche, sind Eichhörnchen braun. Es hat einen langen behaarten Schwanz, also ist es auch keine Ratte. Und, so viel steht fest, es ist auch keine Katze, denn man sieht nicht einmal die Pfoten.
    Also doch mein Schuldgefühl, das sich gerade im Wohnwagen meiner Eltern materialisiert hat.
    Ich gehe in die Knie.
    »He, psst«, rufe ich es.
    Das Tierchen dreht sich um und starrt mich an.
    Er oder es ist nicht hässlich.
    Ich könnte es sogar mit mir herumtragen. Ich stelle mir vor, wie das wäre, wenn ich dann meine Freunde treffe: »Und was ist das da?« – »Ach das? Das ist mein Schuldgefühl, du weißt ja, ich bin sitzen geblieben.«
    »Psst, kleines Tier, komm mal her.«
    Ich strecke meine Hand nach seinem Schnäuzchen aus. Es starrt mich an. Dann kommt es langsam näher. Es ist nur noch eine Handbreit von meinen Fingern entfernt. Als ich es mir genauer ansehe, bemerke ich, dass es ein kleines Halsband trägt, an dem ein Metallplättchen hängt. Daraus schließe ich, dass es sich um ein Haustier handelt, wahrscheinlich von irgendeinem Alien auf der Durchreise.
    Das Tierchen hat jetzt meine Hand erreicht, es schnuppert daran, erst misstrauisch, dann mit wachsender Begeisterung. Es stellt zwei kleine Beinchen auf mein Handgelenk und leckt mit seiner rauen Zunge an mir. Mit der anderen Hand kraule ich sein Köpfchen. Es lässt mich gewähren. Ich nehme das Tierchen auf den Arm. So, nun sind wir Freunde.
    Ich muss nur noch herausfinden, was zum Teufel es ist und wie es in unseren Wohnwagen gekommen ist.
    Dann sehe ich mir das Metallplättchen an seinem Hals an. Darauf steht »Dr. Marley«.
    Gut, wenigstens hat mein Schuldgefühl jetzt einen Namen. Und da steht auch eine Telefonnummer. Also ist mein Schuldgefühl ein richtig feiner Herr mit Medaille und eigenem Handy.
    Ich verlasse mit Dr. Marley auf dem Arm den Wohnwagen, und als wäre das nicht genug, laufe ich geradewegs dem Animateur in die Arme.
    »Alice! Hallo!«
    »Hallo …«
    »Du lässt dich ja nie bei unserem Animationsprogramm blicken, du solltest mal deine Mutter begleiten, wir haben einen Riesenspaß.«
    Er hat das Tierchen auf meinem Arm nicht bemerkt. Vermutlich hält er es für ein Handtuch.
    »Stimmt, meine Mutter fährt voll darauf ab.«
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Sie sind ans Meer gefahren.«
    »Und du? Warum bist du nicht mitgefahren?«
    »Ich …«
    »Ach, ich verstehe, du bist bei deinem Freund geblieben. Wo ist er übrigens? Du hast ihn mir noch nicht vorgestellt.«
    Während ich einem gepflegten Verhör unterzogen werde, hebt Dr. Marley plötzlich den Kopf.
    Der Animateur kreischt grell auf wie ein fünfjähriges Mädchen und ich frage mich wieder, wie ich nur mit so einem rummachen konnte.
    »Keine Bange, ganz ruhig, das ist …«
    »Was zum Teufel ist das?«
    »Das ist ein kleiner Wolf«, antworte ich mit der Sicherheit eines Zoologen.
    »Und was tust du mit einem Wolf?«
    »Er gehört meinem Freund.«
    »Ach so.«
    Seine Mundwinkel sinken nach unten. Nun sieht der Animateur wieder aus wie Pluto. Aber ich weiß genau, es dauert nur ein paar Sekunden und er hat seine gute Laune zurück.
    »Am Samstag ist der Tanzwettbewerb. Du kommst doch, oder? Also deine Mutter wird da sein!«

Einundzwanzig
    »Hallo?«
    Eine Frauenstimme antwortet mir, im Hintergrund hört man einen tierischen Lärm.
    »Hallo«, sage ich jetzt.
    »Bist du das, Roby? Warte, ich kann jetzt nicht. Ich ruf dich später an.«
    Aufgelegt.
    Die Stimme, die mir geantwortet hat, kommt mir bekannt vor. Ich glaube, ich habe sie schon mal gehört. Jedenfalls scheint Dr. Marleys Frauchen nicht gerade sehr besorgt zu sein, wenn sie auflegt, ohne zu wissen, wer am Telefon ist. Das Tierchen sieht mich fragend an. Ich probiere es noch einmal, diesmal geht niemand ran. Und was mache ich jetzt?
    Ich beschließe erst einmal herauszufinden, was für ein Tier Dr. Marley eigentlich ist. Und die einzige Möglichkeit dazu ist, es zu googeln. Ich gehe schnurstracks in den Freizeitraum und nehme das Tierchen gut in ein Handtuch eingewickelt mit.
    Dort gebe ich ein: »Kleiner Wolf«.
    Dünne, kurze Beinchen, kleine runde Pfötchen. Der Rücken ist kurz. Langgezogene dunkle Augen. Kleine, engstehende Ohren. Der Schwanz ist nach oben gebogen … und sieht aus wie ein kleiner Wolf …
    Die Beschreibung scheint beinahe zu passen, bis auf das mit dem gebogenen Schwanz. Beim Weiterlesen stelle ich allerdings fest, dass es nicht

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