Ich mag dich wie du bist
sie, dass ich es je wiedersehen würde.
»Sie hat mich auch zum Mittagessen eingeladen, Nudeln mit Tomaten und Mozzarella.«
Und da habe ich gedacht: »Jetzt kommt’s!«
»Der übliche Schnorrer!«, hat Martina lachend ausgerufen.
Damit war das Gespräch beendet. Der Typ mit den Rastalocken hat nichts von der Ankunft meiner Eltern und von seiner Flucht erzählt, vermutlich hatte er es vergessen. Und vielleicht bin ich ein wenig in Martinas Achtung gestiegen, weil ich ihren Freund Daniele zum Mittagessen eingeladen habe.
Dann haben sie mich mit dem Frettchen allein gelassen und sind irgendwohin gegangen. Als sie zehn Minuten später zurückkamen, hatten sie beide ein idiotisches Grinsen auf den Lippen und glänzende Augen.
Jetzt sitze ich auf dem Felsen in der Sonne und überlege, was für ein Verhältnis zwischen den beiden besteht. Sie haben sich nicht geküsst und berühren einander nicht einmal häufig, sie halten sich nicht an den Händen, gar nichts, aber das will nichts heißen. Daniele wirkt wie der ideale Freund für Martina: nicht zu supercool, aber schon was fürs Auge, außergewöhnlich, faszinierend und ziemlich aufgedreht. Eine männliche Version von Martina mit Dreadlocks.
Daniele möchte alles darüber erfahren, wie Dr. Marley wieder aufgetaucht ist. So habe auch ich meinen ruhmreichen Auftritt, unterstützt von der Tatsache, dass alles, was dieses Frettchen tut, anscheinend unendliches Gelächter auslöst.
Ich erzähle, wie ich ihn im Wohnwagen gefunden habe, und er hört mir amüsiert zu. Diesmal ist auch Martina aufmerksam. Ein schönes Gefühl. Einen Moment lang fühle auch ich mich wie Eine-die-mit-ihren-Freunden-im Urlaub-ist. Wie diese Mädels vor dem Autobahnrestaurant. Ich sitze am Strand mit dem tollsten Mädchen der ganzen Schule und einem Typ mit Rastalocken, und ganz in der Nähe ist sogar ein Chiringuito. Und als wäre das noch nicht genug, haben wir ein Frettchen mit Namen Dr. Marley bei uns.
Nun lege ich mich richtig ins Zeug. Ich erzähle von diesem absurden Film, an den ich denken musste, mit dem Schuldgefühl-Monster und wie ich am Anfang geglaubt habe, das Frettchen sei mein fleischgewordenes schlechtes Gewissen. Martina und Daniele prusten los.
Sie möchten die Geschichte in allen Einzelheiten erfahren. Als ich erzähle, wie der Animateur zu mir kam und ich ihm erzählt habe, es sei ein kleiner Wolf, überschlagen sie sich fast vor Lachen.
»Aber warum heißt er Dr. Marley?«, frage ich, als mein Vorrat an Anekdoten erschöpft ist.
Das ist nun offensichtlich die komischste Frage, die ich stellen konnte. Daniele verschluckt sich fast an seinem Gelächter und Martina versucht zwar, sich zurückzuhalten, aber sie hat immer noch ein idiotisches Grinsen auf dem Gesicht.
Da wird mir auf einmal alles klar – die beiden sind völlig bekifft!
Ich bin wohl doch nicht plötzlich das unterhaltsamste und lustigste Mädchen von ganz Italien geworden.
Obwohl es eben noch den Anschein hatte.
Meine Frage bleibt unbeantwortet. Daniele nähert sich immer noch lachend dem Rand des Felsens und springt ins Wasser. Martina sieht ihm zu, wie er mit der Disziplin eines Profischwimmers einen nahe gelegenen Felsen ansteuert. Perfekter Freistil, da gibt es nichts zu sagen, auch wenn dies nicht gerade zu meinem Bild von einem Rastafari passen will.
»Und?«, ruft Daniele Martina zu. »Kommst du nicht?«
Sie dreht sich um und sieht mich wortlos an.
Vierundzwanzig
È il mondo che ti dice ›tu pensa alla salute‹ e c’è chi pensa a quello a cui non pensi tu. – Und wenn alle Welt zu dir sagt, ›achte auf deine Gesundheit‹, gibt es jemanden, der an etwas denkt, an das du nicht denkst.
Vielleicht hat Ligabue ja recht in seinem Song. Es ist sinnlos, sich Sorgen zu machen, sich tausend Fragen zu stellen, zu versuchen, die Menschen zu verstehen. Man läuft immer Gefahr, sich zu irren, etwas falsch zu interpretieren. Deshalb konzentriert man sich besser auf praktische Probleme. An das Übrige wird schon jemand anderes denken.
Ich beschließe, von nun an nicht mehr auf Krawall gebürstet zu sein, einfach so, ohne Erklärungen, Ausreden oder Diskussionen. Einfach damit aufzuhören und Schluss. Und ich hoffe, der gute Ligabue hat recht damit, dass sich dann schon jemand anderes um den Rest kümmern wird.
Ich komme genau rechtzeitig auf den Campingplatz zurück.
Als ich gerade meinen Pareo auf einen Stuhl gelegt habe, taucht mein Bruder auf. Ich bin den ganzen Weg über den Strand
Weitere Kostenlose Bücher