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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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Stolzes.
    Ich könnte ihn ja einfach lässig mit einem »Hallo« grüßen, nichts weiter, und sehen, wie er reagiert.
    Also schreibe ich: Hallo.
    Aber dahinter erscheint automatisch auch ein winkender Pinguin, weil ich das so eingestellt habe.
    Ein viel freundlicherer Gruß, als ich beabsichtigt hatte. Ich bin sofort versucht, eine Anmerkung zu schreiben (ich wollte nur Hallo schreiben, der winkende Pinguin ist ein Irrtum), aber das schaffe ich nicht mehr, da hat mir Luca schon geantwortet.
    Luca: Hallo.
    Offensichtlich hat Luca keine Probleme damit, seine Freundlichkeit zu dosieren. Für diese Gelegenheit hat er das Minimum gewählt: ein einfaches Hallo, nur mit einem Punkt dahinter.
    Na schön …
    Alice: Wie geht’s?
    Dieses Mal erscheinen weder Pinguine noch andere blöde Tiere. Aber Luca antwortet nicht. Nicht gleich jedenfalls, er lässt ungefähr zwanzig Sekunden verstreichen. Ja, ich weiß, ich sollte kein Riesendrama daraus machen, nur weil ein Freund ein paar Sekunden zu lang für seine Antwort braucht, aber normalerweise ist Luca einfach superschnell.
    Luca: Gut.
    Ich bereue schon, ihm geschrieben zu haben. Was heißt das denn jetzt, »gut«? Erst meldet er sich eine Woche lang nicht bei mir und jetzt sagt er, dass es ihm gut geht. Ich sollte ihn einfach zum Teufel schicken, das weiß ich selbst. Aber heute Abend fühle ich mich zu einsam und zu down für so etwas. Ich werde noch verrückt, wenn ich nicht mit jemandem reden kann.
    Alice: Ich habe nichts mehr von dir gehört.
    Luca: Ja, tut mir leid.
    Alice: Also, wie geht’s dir?
    Luca: Gut, das hab ich doch schon gesagt. Alles okay.
    Pause.
    Luca: Es ist heiß, verdammt heiß hier in Mailand.
    Alice: Fährst du denn nicht zu deinen Freunden nach Ligurien?
    Luca: Meine Mutter muss noch eine Woche arbeiten und ich muss meine Schwester hüten.
    Alice: Tut mir leid für dich.
    Pause.
    Alice: Wo bist du gerade?
    Pause.
    Luca: In meinem Zimmer.
    Alice: In welchem? Dem Oval Office?
    Pause.
    Okay, ihm ist nicht nach Scherzen zumute.
    Es vergeht fast eine Minute, bis er wieder schreibt. Er wirkt niedergeschlagen. Er antwortet lahm oder gar nicht, aber er gibt sich Mühe.
    Luca: Wie läuft’s in Apulien?
    Alice: Das Übliche. Und dazu noch dieser Tanzwettbewerb am Strand, zu dem ich meine Mutter begleiten muss … ein Elend.
    Luca: Dann geh doch nicht hin.
    Alice: Ich muss, das innerfamiliäre Gleichgewicht steht auf dem Spiel.
    Keine Antwort.
    Alice: Na ja, jedenfalls ist es ein bisschen wie immer. Ich versuche, das Beste daraus zu machen. Jetzt gehe ich auch an diesen anderen Strand, wo Martina ist. Und noch so ein Mädchen, aber na ja …
    Luca: Wirklich tragisch.
    Alice: Na ja, nein, tragisch eigentlich nicht …
    Ich will gerade weiterschreiben, doch plötzlich überkommen mich Zweifel, ob er das nicht sarkastisch gemeint hat. Das ist der Nachteil am Messenger, es gibt keinen Stimmungsalarm. Wenn jemand etwas ironisch meint, sollte neben dem Wort ein grünes Lämpchen aufleuchten. So bin ich mir nicht sicher, ob ich mich jetzt schrecklich ärgern oder weiterschreiben soll.
    Schweigen. Eine Minute geht ins Land.
    Alice: Na ja, eigentlich …
    Jetzt weiß ich nicht einmal mehr, was ich schreiben soll.
    Alice: Eigentlich habe ich etwas Trost gesucht. Tut mir sehr leid, wenn ich dich gestört habe.
    Diesmal braucht er nicht lange für die Antwort. Und er poltert los.
    Luca: Ja, das sollte es auch. Du brauchst also Trost, du willst getröstet werden, weil du am Meer bist und keinen Spaß hast, nur du hast natürlich Probleme, aber versuch auch mal ab und zu, anderen zuzuhören! Du bist nicht die Erste, die sitzen geblieben ist, und auch nicht die Erste, die nicht den Urlaub machen kann, den sie geplant hat. Und ich blödele herum, weil ich anders gestrickt bin, weil das eben meine Art ist, und erzähle dir, dass ich in Kingston bin oder in Jerusalem, aber es ist doch sonnenklar, dass ich hier festsitze, dass meine Mutter den ganzen Sommer über arbeiten muss, ich mich deshalb um meine Schwester kümmern muss und nicht einmal daran denken kann, ohne sie ins Schwimmbad zu gehen. Verdammt, und nicht einmal das ist tragisch. Wenn Leute sterben, das ist tragisch, und wir essen und schlafen und haben genügend Geld für alles, was wir brauchen. Ich hab die Schnauze voll von diesem Scheißgelaber einer dämlichen kleinen verwöhnten Wohlstandszicke!
    Verbindung beendet.

Einunddreißig
    Dämliche, kleine, verwöhnte Wohlstandszicke.
    Ich bin wütend, ich bin

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