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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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Mary.
    »Einen Mojito«, sage ich.
    Der andere Junge trinkt anscheinend nichts. Besser gesagt, der andere, der eigentlich für mich bestimmt wäre, scheint überhaupt nicht sprechen zu können. Mein Fluch »Wenn es zwei Typen gibt, erwische ich immer den schlechteren« hat wieder zugeschlagen.
    »Bitte sehr«, kichert Martina und stellt die drei Gläser auf die Theke.
    Sie zündet sich noch eine Zigarette an und bedient dann zwei Jungs mit Dreadlocks neben uns. Auch sie scheinen etwas zu trinken für ihre Freundinnen zu holen, zwei Blondinen, wahrscheinlich Ausländerinnen, mit wehenden Röcken und Blusen. Der Vergleich drängt sich auf: Wenn ich mir unsere Verehrer so angucke – ein bisschen zu groß, ein bisschen zu muskulös, mit T-Shirts, die ein wenig zu eng anliegen, und dazu etwas zu ernsten Mienen –, dann würde ich liebend gern tauschen. Die beiden Rastas lachen die ganze Zeit, was wahrscheinlich auch an dem dicken Joint liegt, den einer der beiden in der Hand hält, und quatschen ohne Punkt und Komma.
    Plötzlich wird die Musik lauter, und über Mikrofon fordert jemand die Menge auf, die Hände in die Höhe zu recken. Ich drehe mich zum Mischpult um und sehe Daniele, die Dreads über der verschwitzten Stirn und den Kopfhörer leicht schief. Ich muss wieder an meine dritte Vorstellung vom Verlauf des Abends denken, meine »Idealvorstellung«.
    »Los, gehen wir tanzen!«, ruft Mary und zieht mich an einem Arm mit.
    Ich lasse mich von ihr mitten auf die Tanzfläche zerren, durch die erhobenen Hände kann ich sehen, wie Martina zu Daniele geht und sich ihm in die Arme wirft. Er hat eine Hand nach oben gereckt und für einen kurzen Moment kreuzen sich unsere Blicke. Eine Sekunde später tanze ich schon neben Mary.
    »Und die zwei Typen?«, schreie ich ihr ins Ohr.
    »Phhh«, meint sie achselzuckend.
    »Die haben dir doch gefallen, oder?«
    Sie antwortet nicht, nimmt den Strohhalm zwischen die Lippen und trinkt einen langen Schluck. Das reicht mir als Antwort.
    Wir tanzen. Ich fühle mich seltsam leicht. Es ist heiß und mir perlen Schweißtropfen von der Stirn, wir sind mitten in der Menge eingequetscht, aber ich mag es, mich ganz fallen zu lassen. Ich habe das Gefühl, wenn ich jetzt einfach aufhören würde, mich zu bewegen, würde ich nach dem Trägheitsgesetz trotzdem einfach unter den anderen weitertanzen.
    Eigentlich tanze ich nicht gern, in Mailand war ich dieses Jahr höchsten fünf- oder sechsmal in der Disko, und das auch nur, weil dort Partys stattfanden. Hier ist es anders, ich denke nicht darüber nach, wie ich mich bewege oder wer neben mir ist. Ich denke überhaupt nicht, denn die Musik ist so laut, dass sie alle meine Gedanken überlagert. Die Zeit vergeht rasend schnell und Mary und ich tanzen immer weiter. Ich spüre, wie der Alkohol durch meine Adern fließt und mein Kopf ganz leicht wird. Irgendwann stößt Martina zu uns, und so stehen wir kurz im Zentrum der Aufmerksamkeit, um uns bildet sich ein richtiger Kreis, was mir bei jeder anderen Gelegenheit so peinlich gewesen wäre, dass ich am liebsten im Erdboden versunken wäre. Aber heute Abend fühle ich mich merkwürdig gelassen und selbstbewusst. So sicher, dass ich, als Martina mit einem Typen in der Menge verschwindet (und so einen entscheidenden Teil meiner Vorstellung vom Ablauf dieses Abends in die Tat umsetzt), beschließe, Mary zu verlassen und Richtung Theke und Lautsprecher zu gehen. Ich dränge mich durch die Leute und komme direkt vor Danieles DJ-Pult an. Er sieht mich und lächelt mir zu. Ich tanze wenige Meter von ihm entfernt weiter. Ich fühle mich mutig, enthemmt, ich tanze vor ihm, für ihn. Er beobachtet mich, als würde er die Vorstellung genießen, und ich merke, dass ich rot werde, aber ich höre nicht auf, und wenig später stehe ich vor dem Tisch, wo Daniele auflegt, und stütze mich dort mit den Ellenbogen ab.
    »Hast du Spaß?«, fragt er mich.
    Ich nicke und lächle ihn an.
    In dem Moment kommt Roby vorbei.
    »Roby! Löst du mich mal eine Weile ab?«

Achtundvierzig
    Ich tanze wenige Meter vom Meer entfernt mit einem Rasta. Mein Mojito-Glas hat sich auf mysteriöse Weise wieder gefüllt. Irgendwo muss ein freundlicher kleiner Zauberer sitzen, der die leeren Gläser wieder füllt. Auch hier ist die Musik noch sehr laut, aber es ist nicht ganz so heiß, weil die Leute sich ein wenig verteilen. Plötzlich überspült eine Welle meine Füße und ich bemerke, dass ich an der Wasserlinie bin. Keiner von uns beiden

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