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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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warte auf dich!«

Vierundfünfzig
    Ich laufe den Strand entlang zu meiner Verabredung und frage mich, wie oft ich jetzt schon diesen Weg gegangen bin seit dem ersten Mal, als ich heulend hier entlanglief. Ab und zu muss ich an die sterbende Möwe denken. Ich stelle mir vor, wie sie von der Meeresströmung hierhin und dorthin getrieben wird, obwohl höchstwahrscheinlich schon längst ein Fisch sie gefressen hat.
    Ich frage mich, wie Möwen auf den Tod reagieren. Vielleicht hat keine von ihnen bemerkt, dass sie nicht mehr da ist. Aber vielleicht war es ja ein Weibchen und hatte Junge, die es füttern musste. Füttert irgendjemand die Küken einer Möwe, wenn sie stirbt? Bilden Möwen eine Gemeinschaft? Wahrscheinlich müsste man diese Frage nur der richtigen Person stellen, um eine genaue Antwort zu erhalten. Aber eigentlich ist es eine dieser Fragen, deren wissenschaftlich korrekte Antwort einen fast immer enttäuscht. Deshalb behalte ich sie lieber für mich.
    Die Sonne geht gerade am Horizont unter, als ich das Chiringuito erreiche. Die Tische sind voll besetzt mit Jugendlichen, die Bier trinken und dazu Chips essen, aber von Daniele keine Spur. Ich bleibe am Rand der Terrasse stehen, um mich umzusehen. Es ist kurz nach halb acht, und bevor ich jetzt anfange mir auszumalen, dass er mich möglicherweise versetzt hat, beschließe ich, dass er sich einfach verspätet hat und jeden Moment da sein wird.
    Aber nach einer Viertelstunde bin ich immer noch alleine und warte auf ihn.
    Ich gehe zur Theke und frage Roby, ob er ihn gesehen hat.
    »Er wird noch auf dem Campingplatz sein und schlafen.«
    »Bist du sicher?«
    Er sieht mich fragend an und ich denke, dass er vielleicht etwas über den gestrigen Abend weiß.
    »Wolltet ihr euch hier treffen?«
    »Nein, nein«, antworte ich schnell, »ich bin nur vorbeigekommen, um zu sehen, wie es Martina geht.«
    In diesem Moment umschlingen mich zwei Arme von hinten und jemand küsst mich schmatzend auf die Wange.
    »Entschuldige, ich bin zu spät!«
    Aber die Verspätung ist momentan mein geringstes Problem, denn wer da jetzt vor mir steht und mich gerade auf die Wange geküsst hat, ist nicht Daniele. Roby, der die Szene beobachtet und meinen verblüfften Blick bemerkt hat, runzelt die Stirn, doch dann macht er sich wieder an seine Arbeit. Ich beschließe, vorerst jeden Versuch aufzugeben, das zu kapieren, und beschließe, einfach alles auf mich zukommen zu lassen.
    »Hallo! Wie geht es dir?«
    »Alles okay, ich bin wieder ganz fit. Ich hab schon gehört, dass ich für reichlich Chaos gesorgt habe und dass du und Daniele mich gerettet habt.«
    »Na ja, wir haben dich nach Hause gebracht, wo du endgültig zusammengeklappt bist.«
    »Hör mal, dann ist für heute Abend alles klar?«
    Für heute Abend alles klar? Irgendwas ist mir entgangen. Ich sage erst mal nichts.
    »Ich meine, kommst du mit zu mir? Meine Mutter und dieser Wichser sind nicht da.«
    Plötzlich begreife ich alles. Aber mir bleibt nicht die Zeit für die Gefühle, die bei einer solchen Entdeckung angemessen wären (zum einen bin ich enttäuscht darüber, dass Daniele mir überhaupt keine SMS geschrieben hat, zum anderen freue ich mich, weil ich mit Martina über das sprechen kann, was zwischen Daniele und mir passiert ist, und zudem habe ich herausgefunden, dass man zu Telefonnummern immer den jeweiligen Namen abspeichern sollte), denn das würde mindestens einige Sekunden in Anspruch nehmen. So bleibt mir nichts anderes übrig, als zu nicken, als wäre ich begeistert und mit einem euphorischen »Na klar!!« zu antworten.
    Es fühlt sich irgendwie seltsam an, wieder in Martinas Haus zurückzukommen, nach allem, was zwischen mir und Daniele passiert ist. Ich suche instinktiv beim Pool unsere Spuren von gestern Nacht. Die Tatsache, dass ich keine sehe und die Gewissheit, dass Daniele sich nicht gemeldet hat, versetzen mir einen merkwürdigen Stich in den Magen.
    Daniele hat nicht angerufen, er hat keine SMS geschrieben und schläft wahrscheinlich noch auf dem Campingplatz. Die Nachricht an sich ist nicht besonders beunruhigend. Er musste sich ja nicht unbedingt am nächsten Tag melden, aber weil ich das zumindest für kurze Zeit geglaubt habe, ist eine Enttäuschung unvermeidlich.
    Eigentlich ist ja nicht viel passiert, wir haben uns am Ende einer Party geküsst, beide nicht mehr ganz nüchtern.
    Ich bin sicher nicht das erste Mädchen, das Daniele am Ende einer Party geküsst hat. Und es ist völlig normal, dass damit

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