Ich mag dich wie du bist
hatte recht, dadurch, dass ich mir eine gleichgültige Haltung aufgebaut habe, bin ich stark geworden, aber ich frage mich, ob ich dadurch nicht auf lange Sicht nur mich selbst behindere. Im Übrigen kann Luca, mal abgesehen von der Story mit mir, nicht gerade viel Erfahrung in Beziehungsfragen vorweisen.
Ich schiebe also Luca mal beiseite und beschließe, nur auf mich selbst zu hören. Schließlich weiß nur ich über alles Bescheid, was abgelaufen ist, und nur ich allein kann entscheiden, was zu tun ist.
Ich mache gar nichts. Lächle nur.
»Was soll das heißen?«
»Gar nichts … ich habe keine Lust darauf, mich zu verstellen. Ich möchte dich gern wiedersehen und hatte eigentlich gedacht, dass du mich nach dieser Nacht anrufen oder wenigstens eine SMS schicken würdest …«
»Ich weiß, du hast ja recht, aber …«
»Stopp. Ich mache dir gar keine Szene. Aber das Ganze hat mich etwas runtergezogen. Ich habe nicht gewusst, was ich davon halten soll.«
»Okay, okay, ich hab’s kapiert, ich habe einen Fehler gemacht, aber sieh mal, das ist doch nicht wichtig, wirklich nicht.«
Jetzt würde ich ihm am liebsten antworten: »Das überlass mal mir«, aber ich ziehe es vor, das Kriegsbeil zu begraben und zu hören, was er mir zu sagen hat. Daher beschränke ich mich auf ein: »Und das heißt?«
»Das heißt, wenn du möchtest, dann würde ich gern mit dir zusammen sein, das hat mich in den letzten Tagen beschäftigt und ich habe eigentlich gedacht, dass ich dich im Chiringuito treffen würde und sich dann alles ergeben würde, stattdessen ist jetzt ein wenig Chaos entstanden … okay, okay, egal, hast du morgen was vor?«
Ich muss spontan auflachen.
»Du bist wirklich unmöglich«, sage ich viel zu liebevoll. Nach langen Umwegen verstehe ich endlich, wie Daniele tickt.
»Warum bin ich unmöglich?«
»Weil, na ja, es stimmt, eigentlich ist nichts passiert, aber nun möchtest du trotzdem alles wieder in Ordnung bringen … einfach so, ich weiß nicht, wie das gehen soll.«
»Jetzt denk nicht über das Wie nach, frag dich nur, ob du mit mir zusammen sein möchtest. Wenn du das möchtest, dann ist alles okay. Alles andere zählt nicht.«
Es ist gar nicht so verkehrt, was er sagt, aber das ist zu einfach.
»Das ist zu einfach.«
»Nein, es ist einfach, mehr nicht, aber das ist auch gut so, oder nicht?«
Inzwischen ist Daniele näher gekommen, und jetzt steht er direkt vor mir und redet. Und ich bin nicht mehr sauer auf ihn, wenn ich das je wirklich gewesen bin.
»Was zählt, ist nur das, was hier und jetzt geschieht …«
Er scheint es ernst zu meinen. Ich sage nicht, dass er verliebt ist, aber er möchte wieder mit mir zusammen sein. Also kann ich ihm ein wenig entgegenkommen. Und ich werde dabei seine eigenen Mittel anwenden.
»Okay, okay, ich habe verstanden, wie du das siehst. Aber sieh mal, du hättest mich schon anrufen oder eine SMS schicken müssen. So macht man das nun mal.«
»Hey entschuldige, denk mal an die Zeiten, als es noch keine Handys gab. Du wärst zum Chiringuito gekommen, um nach mir zu suchen, weil das die einzige Möglichkeit gewesen wäre, mich wiederzusehen, und dann hätte es dieses ganze Hickhack nicht gegeben.«
Ich hasse solche Argumentationen: die Zeiten, als es noch keine Handys gab. Es gibt nun mal Handys und alle Freaks dieser Welt haben sich damit abzufinden, zumindest diejenigen, die selbst eines besitzen. Und Daniele hat ein Handy.
»Und wenn wir keine Handys hätten, hättest eigentlich du zu mir kommen können …«
Er sieht aus wie ein kleiner Junge, der gerade von seiner Lehrerin ausgeschimpft wurde und jetzt nicht weiß, was er antworten soll. Ihm gegenüber fühle ich mich stark. Ich habe ganz klar die Zügel in der Hand. Aber dann küsst er mich, besser gesagt, er verschließt mir den Mund mit einem Kuss. Eins zu eins.
Neunundfünfzig
Am nächsten Tag holt mich Daniele mit dem Moped ab, genauer gesagt, mit einem ziemlich schrottreifen Motorroller, der aber wenigstens einen schönen großen Sattel hat. Wir suchen uns eine Landstraße aus und fahren ins Landesinnere, in jenes Hinterland, das ich schon so oft mit meinen Eltern gesehen habe und das mir jetzt in einem völlig anderen Licht erscheint.
Als ich Daniele frage, wohin wir fahren, zuckt er nur mit den Schultern. Wir fahren Kilometer um Kilometer unter der sengenden Sonne durch Olivenhaine und Weinberge. Ich schmiege mich an ihn, und das ist ein gutes Gefühl.
Ȇberlassen wir das der
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