Ich mag dich wie du bist
besonders höflich, die ganze Zeit rumzuknutschen, wenn andere Leute dabei sind.«
»Ich finde nicht, dass wir die ganze Zeit rumknutschen. Wir müssen ja nicht ständig zusammenhängen, aber, na ja …«
Daniele lässt den Satz so in der Luft stehen und sieht mich fragend an, als warte er auf eine Antwort, die seine Befürchtungen vertreiben würde.
»Daniele, komm schon, was soll ich sagen? Mir geht es gut, und wir fühlen uns doch wohl zusammen.«
Dann schmiege ich mich an ihn und küsse ihn. Er springt nicht gleich darauf an. Er verharrt regungslos. Dann legt er eine Hand um meine Taille und erwidert meinen Kuss.
»Entschuldige«, sagt er.
»Du musst dich nicht entschuldigen. Also, wenn du meinst, dass etwas nicht stimmt …«
»Nein, nein, warte. Ich will nicht mehr darüber reden, das war dummes Zeug, du möchtest doch noch mit mir zusammen sein, oder?«
»Ja, klar, aber du wiederholst dich«, sage ich und denke an das erste Mal, als er mir diese Frage gestellt hat.
»Gut, für mich ist das nun mal so, wenn du noch mit mir zusammen sein willst, dann ist alles andere egal.«
»Ich will immer noch mit dir zusammen sein«, sage ich theatralisch, »es geht uns gut zusammen, der Hausverwalter sollte eigentlich stolz auf uns sein.«
»Willst du mich verarschen?«, fragt er lachend.
Dieses Lächeln inmitten der Dreadlockmähne fegt jede Spannung weg. Obwohl tatsächlich irgendetwas nicht stimmen kann, wenn man nach gerade mal zwei Wochen Beziehung darauf zu sprechen kommt, dass »etwas nicht stimmt«.
Einige Tage lang sehen wir uns nur noch in Gesellschaft der anderen. Wir bleiben nicht allein auf dem Campingplatz, wir machen keine Mopedausflüge mehr und vermeiden direkte Auseinandersetzungen. Wir sind nicht sauer, besser gesagt, ich bin nicht sauer. Danieles Worte haben mich dazu gebracht, ein paar Dinge zu überdenken, aber ich habe nicht die Absicht, dazusitzen und zu verzweifeln. Schließlich will er immer noch mit mir zusammen sein und ich mit ihm, und so wie es aussieht, sollte das genügen.
Einundsiebzig
Neues Posting:
Liebe Leute,
obwohl ich eigentlich beschlossen hatte, diesem Blog eine Woche Ferien zu gönnen, muss ich jetzt doch noch einmal posten, um euch zu informieren, dass ein neues Mitglied unserer Community von Lernunwilligen-mit-gelegentlichen-Disziplinanwandlungen-und-grundsätzlichen-Auswanderungsgedanken einen Blog aufgemacht hat. Dort bloggen jetzt zwei Ausnahme-Szenegirls aus dem Salento. Eine von ihnen wird nächstes Semester nach Mailand ziehen, während die andere, die im Moment neben mir sitzt, schon dort lebt. Boutiquen, Lokale, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Partys – alles wird mit Kritiken, Kommentaren, Fotos und Videos präsentiert und von den beiden Insiderinnen bewertet. Schaut mal rein.
Ich werde noch ein paar Tage hier im Salento verbringen, obwohl ich fürchte, dass es schon wieder Zeit für die Abreise ist. Neues Ziel: New Delhi, Indien. Zweck der Reise: herausfinden, warum die Inder sagen, dass sie Vegetarier sind, und das beste Gericht ihrer Küche dann doch Hühnchen ist.
»Ich kann nur das, aber das gelingt mir super, also lasst mich jetzt in Ruhe!«
Mary hat das Rührgerät in der Hand und schlägt Sahne. Sie hat eine Schürze um, die sie sich von zu Hause mitgebracht hat und auf der eine nackte Frau abgebildet ist. Sie meint, ohne die fühle sie sich nicht inspiriert und außerdem brauche sie Musik dabei. Daher hören wir jetzt schon seit einer Stunde Tarantella und andere Volkstänze aus dem Salento. Sie wippt dazu rhythmisch mit dem Kopf und werkelt in der Küche vor sich hin.
»Und dann braucht man noch richtig guten Kaffee, nicht so ein Spülwasser, wie ihr es im Norden trinkt.«
Anscheinend ist dieses besondere Tiramisu-Rezept das Einzige, was Mary mit ihren Wurzeln versöhnt, sodass sie auf einmal Lecce doch besser findet als Mailand.
Wir sind alle bei Martina zu Hause, das heißt alle außer Roby, der im Chiringuito arbeitet. Er wird später zum Aperitif zu uns stoßen. Luca, Martina und Rosa schwimmen eine Runde im Pool, während Daniele und ich Mary in der Küche Gesellschaft leisten.
»Gib mir doch mal den Mascarpone rüber, statt Däumchen zu drehen, und du die Eier.«
Mary schnaubt und schlägt weiter Sahne. Als die schön steif ist, vertreibt sie uns aus der Küche und verkündet, der Rest sei ein Familiengeheimnis.
Es ist fünf Uhr und noch so richtig heiß. Daher gehen auch wir schwimmen. Rosa macht mitten im Pool einen
Weitere Kostenlose Bücher