Ich mag dich wie du bist
leben. Jeden Tag ein neuer Hafen, und wenn es kalt wird, fährt man in den Süden, und im Sommer nach Norden.«
Daniele ist ganz begeistert von Marys Boot. Ihr Vater hat uns für einen Tag eingeladen und sie hat uns versichert, dass er total nett ist. Martina ist nicht sehr angetan von den Aussteigerplänen ihres Freundes.
»Ja schön, und wovon willst du leben?«
»Vom Fischen. Es gibt doch so viel Fisch, wie du willst.«
»Und das Benzin, die Hafengebühren? Schließlich kannst du nicht nur Fisch essen.«
»Na ja, ich hätte natürlich auch einen tollen Job, den ich vom Boot aus erledigen kann.«
»Was denn zum Beispiel?«
»Ich könnte Filme von der Reise drehen und ins Netz stellen. Du bist das ganze Jahr unterwegs, erzählst, was du gerade machst, und man zahlt dir ein Heidengeld dafür. Ali, bist du dabei?«
Daniele steht auf und kommt auf mich zu.
Er küsst mich und sieht mich begeistert an.
»Das Schiff hätte selbstverständlich Internetanbindung via Satellit«, fügt er hinzu.
»Dann bin ich dabei, solange ich meinen Messenger benutzen darf. Aber lass uns gleich fahren, dann muss ich gar nicht erst wieder zur Schule.«
»Sicher, wofür brauchst du auch die Schule? Es ist sogar besser, wenn du sie nicht zu Ende machst, das wirkt viel abgefahrener.«
»Muss man für ein Leben an Bord abgefahren sein?«
»Na ja, ich habe Dreadlocks, Roby seine Tattoos …«
»Und ich bin die, die nicht über die Mittelstufe hinausgekommen ist …«
Plötzlich strahlt Martina über das ganze Gesicht.
»Wir könnten ein reisendes Restaurant aufmachen!«
»Großartig! Dann bist du auch dabei?«
»Gibt es denn reisende Restaurants?«
Daniele und ich sehen uns an. Keiner von uns beiden hat je von so einem Lokal gehört.
»Wir fahren von Hafen zu Hafen und haben einen festen Terminplan.«
»Und ich lege die Musik auf!«, ruft Daniele.
»Und was mache ich?«, frage ich lachend.
»Du übernimmst das Pressebüro«, meint Daniele weiter, »ich glaube, so was könntest du richtig gut.«
»Was denn?«
»Na, du stellst den Kontakt zu den Häfen her und kümmerst dich darum, dass Artikel in die Zeitungen kommen. Ich finde, du solltest unsere PR-Frau sein.«
»Na toll, eine PR-Frau, die nicht über die Mittelstufe hinausgekommen ist.«
»Das ist doch perfekt. Ja, genau, du bist die PR-Frau.«
Die Gin Tonic III (so heißt das Boot von Marys Vater) ist wirklich riesig. Und mehr kann ich nicht darüber sagen, da ich noch nie an Bord eines Schiffes war, wenn man mal von einem Ausflug mit dem Schlauchboot absieht, als ich noch klein war, um irgendwelche Grotten anzusehen oder so etwas in der Art. Für mich unterteilen sich Boote in »groß« und »klein«, ja, ich weiß, eine sehr differenzierte Einteilung. Die Gin Tonic III ist groß und hat keine Segel, nur einen Motor.
Nach einer knappen Stunde Bootsfahrt, die mir die Erkenntnis beschert, dass ich nicht gerade seefest bin, auch wenn ich es schaffe, nicht zu kotzen, gehen wir in einer überschaubaren Bucht vor Anker, wo schon ein paar »kleine« Boote und Segelboote liegen.
Während der Fahrt unterhält sich Luca – muss ich das noch groß erwähnen? – die ganze Zeit mit Marys Vater, einem sympathischen schnauzbärtigen Walross, der sich mit den Freunden seiner Tochter offensichtlich sehr wohlfühlt.
»Luca! Ölst du mir den Rücken ein?«
Rosa hat Luca die ganze Zeit heftig angeflirtet, aber nach unserem letzten Schlagabtausch (ich sage nur: zwei zu null) habe ich nicht mehr versucht, mich da einzumischen. Außerdem hat sie ja sogar Mary gebeten, mich zu fragen, ob sie es bei ihm probieren dürfte. Allerdings hatte ich nicht mit einer solchen Offensive gerechnet.
Luca beginnt, Marys Cousine mit Öl einzureiben, und ich male mir meine Zukunft auf dem reisenden Restaurantschiff an Danieles Seite weiter aus, wobei ich allerdings mit einem Auge Luca und Rosa weiter verfolge.
»Ich habe mir deinen Blog angesehen«, sagt Rosa. »Der ist ja echt cool! Ich habe dir auch geschrieben.«
»Heute habe ich noch nicht reingeschaut, was hast du denn geschrieben?«
»Ich habe dir alle Orte in Lecce genannt, wo man gut abhängen kann. Auf jeden Fall hast du eine Superidee gehabt!«
»Wenn du möchtest, dann setze ich dich auf die Liste der Editoren, dann kannst du auch posten.«
»Ja, gern, aber du musst mir erklären, wie man das macht, ich habe nämlich nicht den leisesten Schimmer.«
»Wann immer du willst, es ist ganz einfach.«
»Warum kommst du morgen nicht
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