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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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ins Auto zu steigen. Was es schwierig macht für Dr. und Mrs.   Marx, sein Hochzeitsgeschenk für sie zu erreichen, ein hochaufragendes Wochenendhaus aus Glas und Stahl an einem Strand auf Long Island. Hinter Stephanies Rücken schmuggelt Barry manchmal Spareribs in die kathedralenartige Küche.
    Die beiden leben jetzt übrigens fast hundertprozentig monogam. Sollte Barry in den vergangenen zwanzig Jahren mal Sex mit einer anderer gehabt haben, so weiß seine Ehefrau nichts davon, oder es ist ihr egal. Denn es hilft, so viel Geld zu besitzen, das trocknet die Tränen jederzeit. Das und die Konfliktmanagement-Stunden, die Barry auf Anraten von Dr.   Stafford gemacht hat, nachdem er Stephanie in einer gemeinsamen Therapiesitzung mal ein Buch an den Kopf geworfen und dabei geschrien hat: »Scheiße noch mal, ich würde dir nicht mal in den Mund pinkeln, wenn deine Zähne in Flammen stünden.«
    Barry gibt Stephanie die Schuld an   … etwas. Er weiß nicht mal die Hälfte, und auch sonst niemand.
    Narcissa kam bald nach Jordan. Diabetes. Delfina hat ihr ständig vorgehalten, dass sie immer dicker werde – zur Hochzeit ihres Sohnes musste sie zwei smaragdgrüne, mit Perlen bestickte Kleider zusammennähen   –, doch Narcissa hat es nie ernst genommen. Ich bin ganz gerührt, wie liebevoll sich Narcissa um Jordan kümmert. Sie hat den schlaksigen, kraushaarigen Teenager einfach an ihren üppigen Busen gedrückt, und jetzt sehe ich die beiden oft zusammen lachen und singen – Jordan oktavenumspannend in seiner Roy-Orbison-Imitation, Narcissa mit einem schönen Sopran, der ihre Körperfülle vergessen lässt. Jordan ist Narcissa zu den Wiedergeborenen gefolgt. Was für einen Freund er doch hat in Jesus!
    Mein Vater ist inzwischen auch hier. Er ist erstickt an einem saftigen Bissen Steak, medium gebraten, einen Tag nachdem ermit Lucy einen Marathon gelaufen ist. Nicht die schlechteste Art zu sterben, obwohl er erst vierundsiebzig war, seine Silberlocken hingen ihm wie einem Filmregisseur bis in den Nacken. »Daddy«, wiederholte ich wohl hundertmal, als er herkam und wir uns aneinanderklammerten. »Daddy, Daddy   …«
    »Molly, mein Liebling   …«, sagte er. »Du wurdest deines Lebens beraubt, Kind.« Doch ich bat ihn zu schweigen. Hier in der Ewigkeit nehmen wir es einfach hin, wenn die Menschen ihre biblischen siebzig, achtzig Jahre nicht erreichen. Das Bewerten überlassen wir den Lebenden. Was geschehen ist, ist geschehen.
    Mein Vater konnte es gar nicht erwarten, mir vom Prozess im Fall Molly Marx zu erzählen, samt Geschworenen, die zu keinem Urteil kamen, und allem Drum und Dran. Das heillose Durcheinander wurde bis zu einem Punkt analysiert, erfuhr ich, an dem jeder mit einem IQ über 95 lieber die Bilanz eines börsennotierten Unternehmens auswendig gelernt hätte als noch eine weitere Sekunde lang von diesen sensationsgierigen Boulevardberichten belästigt zu werden. Aber weil die Beteiligten fotogen, weltgewandt und weiß waren, brachten Fernsehen und Presse die Story immer wieder, statt über, sagen wir mal, beinamputierte Soldaten zu berichten, die traumatisiert aus dem Irak heimkehrten.
    »Jeder hatte eine Meinung zu diesem Prozess«, sagte mein Vater. »Als ich mich eines Tages bei AOL einloggte, hätte ich abstimmen können, wen ich für den Schuldigen halte. 68   Prozent der Frauen haben deinen Freund Luke übrigens für unschuldig gehalten.«
    Er nennt Luke immer meinen »Freund«, als hätten wir beide uns nie mehr als eine Erdbeerlimonade und ein Taxi geteilt.
    »Und mir hat man eine kleine Nebenrolle in dem Fernsehfilm darüber angeboten«, fügte er hinzu. »Ich sollte einen mürrischen alten Detective spielen. Kannst du dir so viel schlechten Geschmack vorstellen?«
    Kann ich. Es ist schon lange her, seit ich zuletzt als unsichtbare Spionin meine Nase in das Leben dort unten gesteckt habe, dochich höre so einiges. Ich höre eine ganze Menge. Aber ich wollte von meinem Vater viel lieber etwas über Annabel erfahren. War sie wirklich zu einer klugen, schönen Frau herangewachsen und fast 1,80   Meter groß?
    »Oh, ja. Sie hat Kittys Figur, das Gesicht deiner Mutter und Lucys Größe.«
    »Zu groß, um die Klara im ›Nussknacker‹ zu tanzen?«
    »Na ja, sie hat mit dem Ballett aufgehört, um Basketball zu spielen.«
    »Hat sie gar nichts von mir?«
    »Doch, Liebling. Dein wundervolles Haar.«
    Wusste er nicht, dass ich mein Blond den Segnungen der Chemie verdankte? Dann sah ich ihn

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