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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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alte Lady, die anständig bleiben will,
habe ich eigentlich gedacht.
    »Komm doch mit.« Er hatte sich umgezogen und trug jetzt Flip-Flops, Leinenhose und ein ausgeblichenes Hawaiihemd. Für Hemden, die laut Aloha riefen, hatte ich schon immer eine Schwäche gehabt.
    Es waren zwei Monate vergangen seit der Sache mit Treena, die sich inzwischen mit ihrem Wall-Street-Genie verlobt hatte. Luke und ich waren bei einem Shooting, diesmal an einem warmen, sonnigen Ort. Im Flugzeug plauderten wir wie zwei alte Bridge-Tanten, und ich war quietschvergnügt – bis kurz nach der Landung.Da entdeckte ich nämlich, dass die acht riesigen Koffer mit geliehenen
objets d’art
, die ich von New York mitgeschleppt hatte – konnte ja sein, dass ich mir zur Dekoration des Hauses, das wir fotografieren wollten, ein paar Alabasterstatuen aus den Rippen schneiden musste   –, allesamt fehlten. Dieses Gepäck würde mit dem nächsten Flug morgen Nachmittag zur gleichen Zeit ankommen, das jedenfalls versprach Air Banana.
    Immer auf das Schlimmste gefasst, war ich überzeugt, dass die Koffer längst im Bermudadreieck verschollen waren. Und selbst wenn sie wieder auftauchten, konnten wir morgen erst mit Verspätung anfangen. Ich fühlte mich plötzlich so müde, dass ich nicht mal mehr meine eigene Telefonnummer wusste. Luke musste mir helfen, den Nachforschungsantrag auszufüllen. Ich dankte ihm, schwieg aber verdrießlich auf der Fahrt zu dem Hotel, in dem wir die kommenden fünf Tage verbringen sollten, und sobald wir eingecheckt hatten, verschwand ich auf mein Zimmer. Nach einem Anruf zu Hause duschte ich erst einmal ausgiebig und roch danach wie ein Fruchtcocktail – das Hotelmanagement schien den Markt der papayaangereicherten Produkte vollkommen leergekauft zu haben. Ich fühlte mich jedenfalls viel besser und freute mich schon auf den Zimmerservice, als ich ein Klopfen an der Wand hörte. Bumm-bumm-di-bumm-bumm. Bumm. Bumm.
    Ich klopfte ebenfalls, und diesmal erfolgte das Antwortklopfen an meiner Tür. Vorsichtshalber ließ ich die Kette vor, und so sah ich durch den Türspalt vor allem Lukes Grinsen, das so albern wirkte wie ein Partyhut.
    »Tut mir leid, Molly Marx ist schon bettfertig«, sagte ich.
    »Ich weiß, dass du noch jung bist, aber du bist doch keine acht mehr«, erwiderte er. »Komm schon.«
    »Nein, ich habe es mir zur Regel gemacht, nichts Pinkfarbenes zu trinken«, behauptete ich und deutete auf das halb leere Glas in seiner Hand.
    »Spezialität des Hauses«, sagte er. »Viel wirkungsvoller, als es aussieht.«
    Wäre es zickig von mir, Luke sich selbst zu überlassen? Der Rest unseres Teams war bereits gestern eingetroffen und hatte uns die Nachricht hinterlassen, dass sie alle zu einem Spanferkelessen ans andere Ende der Insel gefahren waren. Luke und ich waren an diesem Abend also auf uns allein gestellt, durfte ich ihn da hängen lassen? Ich stand barfuß in der Tür und versuchte, eine Entscheidung zu treffen, als er sie mir abnahm.
    »Ich liebe Frauen im Pyjama«, sagte er und musterte mich von oben bis unten.
    Ich trug einen schlichten weißen Baumwollpyjama – meine Mutter hatte es zu einer Familientradition gemacht, Lucy und mir jedes Jahr zu unserem Geburtstag haargenau den gleichen Schlafanzug zu schenken. Die Bündchen waren mit purpurfarbenen Stiefmütterchen bestickt. Mein Haar war nass. Ich lachte und errötete.
    »Und ich liebe Frauen, die erröten. Wirst du auch gleich das Riechsalz herausholen?«
    Ich sprach nicht aus, was ich dachte:
Das ist nicht dein erster rosa Drink heute, was, Luke?
Irgendwie wirkte er verloren. Aber vielleicht redete mir das auch bloß meine Selbstrechtfertigungsmaschine ein. »In einer Viertelstunde unten in der Bar«, entschlüpfte es mir stattdessen.
    Ich rubbelte mein Haar mit dem Handtuch trocken, legte in Sekundenschnelle etwas Make-up auf und zog mir ein weißes Sommerkleid mit Lochstickerei an. Damit war mein Image als keusche Vestalin perfekt, und ich ging nach draußen an die Bar. Neben Luke wartete ein Drink in der Farbe eines Plastikflamingos, dessen Schirmchen wie ein Zeigefinger direkt auf mich zu deuten schien. Na los, Molly, schien er zu sagen.
    »Ist das nicht besser als Winterschlaf?«, fragte Luke, als ich mich auf den hohen Bambushocker neben ihm schwang.
    »Kommt drauf an, ob es zu diesem Drink was zu essen gibt oder nicht«, erwiderte ich.
    Luke gab dem Barkeeper ein Zeichen, und eine Schale kalterRiesengarnelen wurde vor uns hingestellt, zusammen mit

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