Ich muss dir etwas sagen
Einzelheiten
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zu steuern. Wenn Sie Kritik äußern, müssen Sie ihnen auf eine ganz bestimmte Weise zuhören und reagieren. Weichen Sie auch nur geringfügig von den Erwartungen ab, werden sie sich alle Mühe geben, Ihre Reaktionen zu bremsen, anstatt darauf zu
achten, ob Sie ihre Wahrheit vernommen haben.
Lösungsansatz: Lassen Sie den anderen so reagieren, wie er will. Menschen handeln oft auf unkalkulierbare Art, und unsere Erwartungen sind begrenzt. Wer weiß, wohin er geht, braucht sich nicht darüber aufzuregen, wie er im einzelnen dorthin gelangt. Lassen Sie den Betreffenden sagen, tun, fühlen und fragen, was er will. Behalten Sie einfach das Resultat im Auge, das Sie erzielen möchten. Wenn Sie beispielsweise bei einer geheimen Verstrickung Vergebung anstreben, geben Sie der
betreffenden Person alles, was sie braucht, um Ihnen vergeben zu können. Es muß Sie überhaupt nicht kümmern, was
unterwegs geschieht, solange Sie nur Ihrem Ziel näherkommen.
Unkonzentriertheit
Manchen Menschen fällt es so schwer, ihre Wahrheit zu äußern, daß sie gleich eine ganze Lawine lostreten, wenn sie erst einmal angefangen haben, zu sprechen. Die einzelnen Punkte können jeweils durchaus ihre Berechtigung haben, aber der Zuhörer sieht sozusagen schon bald den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, weil er nicht erkennen kann, um welche Wahrheit es
eigentlich geht. Wer zu viele Dinge anspricht, spricht keines richtig an.
Dazu ein Beispiel: Angenommen, Sie denken darüber nach,
die Hochzeit aufzuschieben, und sagen: „Ich weiß nicht, es geht mir irgendwie alles zu schnell. Außerdem ist es nicht richtig organisiert. Ich weiß nicht, bin ich schon für die Ehe bereit?
Manchmal denke ich, es wäre ganz gut, eine Atempause
einzulegen, aber du und deine Mutter, ihr seid so darauf erpicht,
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daß… Ich weiß nicht recht. Es gibt wohl ein paar Dinge, die ich dir gerne sagen würde, aber irgendwie ist nie der richtige Augenblick dafür und - ich liebe dich, aber manchmal bin ich mir nicht sicher, ob wir auch wirklich glücklich miteinander werden - du hast bei den ganzen Vorbereitungen immer nur
deinen Willen durchgesetzt. Ich weiß nicht so recht…, aber was ich weiß, ist, daß Bob und Thomas mir eine tolle
Junggesellenparty ausrichten - nun ja, ich glaube anscheinend doch an unsere Hochzeit.”
Was soll man damit bloß anfangen? Diese Worte wurden in einer Therapiesitzung ausgesprochen, aber was sie bedeuten sollten, blieb immer ein Rätsel. Ihre Wirkung war die, die jede verwirrende und emotional brisante Mitteilung hat: Die Verlobte durchlief eine ganze Skala intensiver Gefühle und war vor allem verunsichert. Es wurde eine Menge Gefühle geweckt, und beide hörten nur, was sie hören wollten oder was ihnen die meiste angst machte. Diese chaotische Wahrheitsäußerung verursachte ein Beziehungsproblem.
Lösungsansatz: Sagen Sie immer nur eine Wahrheit auf
einmal. Im Laufe jahrelanger Erfahrung hat sich mir wiederholt diese eine der wichtigsten Grundregeln erfolgreicher
Kommunikation bestätigt. Bei Therapiegesprächen konzentriere ich mich stets auf ein einziges Thema pro Sitzung. Wenn ich Menschen aus geschäftlichen Gründen anrufe, versuche ich
lediglich, eine Sache zu regeln. Manchmal ist das unmöglich, doch wo ich mehr Dinge „abhaken” muß, bin ich weniger
effektiv, und die Erfahrung ist nicht so befriedigend.
Es ist, als versuche man, seine Flitterwochen mit einer
Geschäftsreise zu kombinieren - und beides nimmt Schaden.
Müssen Sie also jemandem eine Wahrheit erzählen, sollte es sich um eine einzige Wahrheit handeln. Das ist letzten Endes für alle Betroffenen weit befriedigender.
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Sich äußern, ohne etwas zu sagen
Was tun, wenn Sie eigentlich etwas erzählen müßten, was aber einfach zu brisant ist? Es gibt mehrere Möglichkeiten.
Angenommen, Sie sind glücklich verheiratet und haben zwei
Kinder. Sie waren zu einem Klassentreffen eingeladen. Dort tanzten Sie mit einer Frau, die Sie schon immer gerne mochten, mit der Sie aber nie zusammengewesen sind. Beim Tanzen
regten sich allerlei sexuelle Gefühle, und Sie fragten sie, ob sie nicht mit Ihnen woanders hingehen wolle, „wo es ruhiger ist”.
Sie wissen nicht mehr genau, was Sie alles gedacht haben, aber mit ihr zu schlafen, gehörte sicherlich dazu.
Die Frau gab sich zwar geschmeichelt, aber sie sagte nein, und damit hatte sich der Fall.
Nun kommen Sie nach Hause, und Ihre Frau will wissen, wie
das
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