Ich muss dir etwas sagen
litten unter dieser
Unfähigkeit. Trotz seiner jungen Jahre hatte er bereits drei Ehen hinter sich. Obwohl es in jeder Ehe legitime Gründe für Kritik gab, hatte er sich nie dazu durchringen können, sie zu äußern.
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Die Frauen konnten nicht wissen, was ihm gefiel und was nicht.
Damit raubte er ihnen die Gelegenheit, ihr Verhalten zu ändern, und so glaubten sie immer, alles sei in Ordnung, bis James etwas tat, was die Ehe beendete, wie sich beispielsweise bei einer Affäre erwischen zu lassen. Er war bereit, eine Frau zu
verlieren, die er liebte, und sich selber dafür verantwortlich zu machen, nur um sie nicht kritisieren zu müssen.
Alles änderte sich jedoch, als James wußte, wo und wie er
seine Angst entwickelt hatte. Er konnte erkennen, daß die Dinge heute anders lagen als damals. Nicht die Kritik an sich, sondern die Erfahrung mit seinen Eltern hatte seine Angst verursacht.
Als er verstand, wo seine Angst herkam, konnte er deren
Ursprung (Erfahrungen mit seinen Eltern) von den Ursachen (Kritik an anderen) trennen.
James gewann die Einsicht: „Meine Eltern hatten ein riesiges Problem mit Kritik. Aber die meisten Menschen sind vielleicht gar nicht wie meine Eltern. Möglicherweise gibt es viele
Menschen, die konstruktive Kritik willkommen heißen und sie sich ohne weiteres anhören können, wenn sie nur halbwegs
effektiv geäußert wird.” Damit verschwand seine Angst zwar nicht sofort, doch seine Einsicht ermöglichte es ihm, zu lernen, wie man Menschen kritisiert, denn nun war er frei von der
Überzeugung, sein Problem sei unüberwindbar.
Es könnte gestern geschehen sein
Die Angst, bestimmte Dinge zur Sprache zu bringen, muß
nicht immer der Kindheit entstammen. So könnte es
beispielsweise sein, daß Sie an Ihrer ersten Arbeitsstelle ein paarmal um Hilfe gebeten haben, und anstatt Ihnen beizustehen, reagierten die Kollegen oder Ihr Chef so, als hätten Sie gerade eine große Schwäche offenbart oder sich unprofessionell
verhalten. Natürlich „wissen” Sie nun, wie gefährlich es ist, um Hilfe zu bitten. Wenn Sie also das nächste Mal um Hilfe bitten,
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fällt es Ihnen schwer.
Wie gewinnt man die richtige Perspektive in bezug auf eine derartige Erfahrung? Am leichtesten ist es, wenn man mit
Freunden darüber reden kann. James hätte seine Freunde
beispielsweise fragen können, ob es ihren Eltern auch so schwer fiel, mit Kritik umzugehen. Genauso wie Freunde zum Beispiel sagen können, daß sie nie Probleme mit Hunden hatten, könnten sie auch erzählen, wie ihre Eltern ganz anders auf Kritik
reagierten, so daß die eigenen Kindheitserfahrungen nun in einem anderen Licht erscheinen. Kollegen etwa könnten sagen, daß sie öfter um Hilfe bitten, insbesondere wenn es um wichtige Aufgaben gehe.
Die Erkenntnis, selbst ganz andere Erfahrungen als seine
Mitmenschen gemacht zu haben, kann sehr befreiend sein. Das Problem liegt - wie sich dann zeigt - nicht darin, manches nicht sagen zu können, sondern darin, daß gelegentlich Wissen und Instrumente fehlen, eine unangenehme Wahrheit effektiv zu
äußern.
Angst ist ein sehr reales Gefühl. Aber Angst ist keine Aussage über einen objektiven Zustand der Außenwelt, gleichgültig, wie viele beängstigende Erfahrungen Sie bisher gemacht haben. Ihre Angst ist lediglich ein Signal dafür, daß Ihnen irgend etwas in Ihrer Trickkiste fehlt. Und es ist gar nicht so schwer, neue Tricks zu lernen.
Ein Tanz im Dunkeln
Wir alle wissen, daß wir immer wieder Fehler machen. Doch
meist sind es nicht zahllose Fehler, sondern nur zwei oder drei, diese dann allerdings nicht nur einmal.
Manche Menschen warten bis ins hohe Alter, bevor sie
darüber nachdenken, wie sie sich äußern und wie ihre Worte auf andere wirken. Wir brauchen allerdings lediglich ein bißchen
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Disziplin, um eine Brücke zu bauen - ob nun aus Stahl oder Worten -, und den Mut, genau hinzusehen, welche Fehler uns in Schwierigkeiten bringen. Gehen Sie einfach einmal die
folgenden Standardfehler durch, und fragen Sie sich, ob und welche davon Ihren Fehlern ähnlich sind. Auf eine kurze
Beschreibung folgt immer ein Lösungsansatz.
Die Angelegenheit herunterspielen
Bei diesem Fehler spielt man entweder die Wahrheit an sich oder auch ihre Wirkung auf den anderen herunter. Wäre Ihre Wahrheit eine Zahl, beispielsweise 79, spielen Sie diese
natürlich herunter, wenn Sie behaupten, sie laute 52. Im Laufe des folgenden Gesprächs, geben Sie schließlich 63 zu
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