Ich muss dir etwas sagen
was Sie wollen, aber es wird sich jedenfalls leichter mit dem Chef leben lassen.
Auf welches eigene Bedürfnis weist also die Wahrheit hin, die Sie nicht loswerden können? Die Wahrheit lautet, daß Ihr Chef zu autoritär ist und Sie das Bedürfnis haben, von ihm in Ruhe gelassen zu werden.
Mirandas Geschichte
Miranda befand sich in einer sehr ähnlichen Lage. Ihr Chef kümmerte sich nur um das Geschäft und ging die Dinge nicht sehr persönlich an. Miranda folgte ihrer Intuition und sagte ihm, sie glaube, er schätze sie nicht wirklich, und er mache es ihr damit schwer, ihn zu mögen. Sie fügte hinzu, ihr sei klar, daß sie sich nicht mehr an der Uni, sondern im Geschäftsleben befinde und daß es hier nicht darum ging, sich zu mögen, aber dennoch fände sie es einfach schade.
Wie Miranda gehofft hatte, brachte ihre Kritik den Chef ins Grübeln. Sie hatte ihm nicht erzählt, wie er seinen Job zu machen habe, aber er war sensibel genug, zu verstehen, daß es
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dem Betriebsklima nicht guttut, wenn Kollegen sich
unsympathisch sind. Obwohl er also versucht war, die Sache zu ignorieren, meinte er: „Nun, dann sollte ich Ihnen vielleicht sagen, daß ich Sie durchaus mag und daß ich Ihnen das Leben hier keineswegs schwermachen will. Ich weiß nicht, inwiefern mein Verhalten Ihnen gegenüber zu dieser Überzeugung geführt hat, aber wenn ich das ändern kann, will ich es tun.”
Daraufhin Miranda: „Nun gut, ich weiß ja nicht - aber die Art und Weise, wie Sie immer alles kritisieren und jede Kleinigkeit kontrollieren, die ich mache, gibt mir einfach das Gefühl, daß Sie mich nicht besonders schätzen. Sie würden mir allerdings Ihre Sympathie zeigen, wenn Sie nicht jeden einzelnen Schritt meiner Arbeit kontrollieren müßten.” Es funktionierte
erstaunlich gut. Indem sie ihre Kritik virtuell äußerte, erreichte Miranda genau das, was sie mit der eigentlichen Wahrheit
keinesfalls erreicht hätte. Sie sprach einfach einen Bereich an, um den ihr Chef sich zu kümmern bereit war, und nicht einen, wo er sich in Frage gestellt fühlte.
Mirandas Strategie paßte natürlich zu ihrer Situation, aber generell läßt sich aus diesem Beispiel ableiten, daß man Kritik am besten in dem Feld äußert, wo Menschen sich ändern wollen und die entsprechende Verhaltensänderung das gewünschte
Resultat wenigstens teilweise reflektiert. Interessant an
Mirandas virtueller Kritik ist übrigens auch, daß sie etwas sagte, was ihr vielleicht gar nicht so leicht fiel: „Ich glaube, Sie schätzen mich nicht besonders.” Dies konnte sie jedoch leichter äußern als die eigentliche Kritik.
Einen heiklen Wunsch äußern
Manchmal gibt es nichts Schwierigeres als die Bitte um
Information: „Liebst du mich?” „Was hältst du wirklich von mir?”
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„Möchtest du dich von mir trennen?” „Kann ich mehr von dir erwarten, als du mir gibst?” „Was willst du tun?”
In mancherlei Hinsicht sind diese Fragen vielleicht harmlos, aber eine Bitte um Information kann dem Betroffenen auch
„ziemlich auf den Keks gehen”. Man kann diesen Fragen
ausweichen oder die Antworten anzweifeln, eben weil man
darum fragen mußte. Insbesondere für eine Frau ist es oft
schwierig, Informationen darüber zu erhalten, welche Zukunft der Mann sich vorstellt, auf den sie sich gerade eingelassen hat.
Das liegt nicht daran, daß sie nicht klug und erfolgreich ist, sondern daran, daß sie befürchten muß, der Mann geriete in Panik und würde „dicht machen”, wenn sie Druck ausübt oder bedürftig erscheint. Abgesehen davon gehört es ohnehin zu
seiner Rolle, um ihre Hand anzuhalten, ohne daß sie ihm das vorsagt.
Sie will eine Information erhalten: „Denkst du über eine Ehe mit mir nach, oder würdest du das niemals in Erwägung
ziehen?” Das will sie ihn nicht fragen, aber es wäre die
eigentliche Wahrheit, und sie möchte dahinterkommen.
Lauras Geschichte
Auch schwierige Fragen kann man virtuell stellen. Laura
wohnte seit sechs Monaten mehr oder weniger bei Peter, aber sie zahlte nach wie vor die Miete für ihre eigene Wohnung, in der sie ab und zu mal ein Wochenende verbrachte. Laura fand, daß sie sehr gut zusammenpaßten, und Peter liebte sie anscheinend wirklich.
Sie war 29 und Peter 27 Jahre alt. Laura hatte das Gefühl, mit nun bald dreißig kurz vor dem Zeitpunkt zu stehen, an dem die biologische Uhr abläuft, und bekannte freimütig (allerdings nur mir und engen Freunden), daß sie ernsthaft
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