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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Foster
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schlafen - jedoch nicht in Wirklichkeit.
    Meiner Frau war klar, daß niemand seine Phantasie in dieser Hinsicht immer unter Kontrolle hat, und sie sah einen riesigen Unterschied zwischen Gedanken und Handlung. Ihr zu erzählen, daß ich mir Sex mit einer anderen Frau vorstellte, wäre in ihren Augen bestimmt ernst genug gewesen, ohne sie total zu
    verunsichern.
    Dieses Geständnis wäre auch ein Zeichen dafür gewesen, daß sie mir vertrauen konnte - schließlich erzählte ich es ihr ganz offen.
    Ein virtuelles Geständnis ist also eine Art Lüge, die die
    Wahrheit zum Ausdruck bringt (übrigens Picassos Definition für Kunst) und kein feiger Schwindel, um sich aus einer
    unangenehmen Situation herauszuwinden. Ein virtuelles
    Geständnis kann eine absichtliche Lüge sein, die auf wichtige Themen hinweist, welche untergingen, sobald man die Wahrheit erzählte.

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    Brisante Gefühle enthüllen

    Jeder hat wohl schon die Erfahrung in einer persönlichen oder geschäftlichen Beziehung gemacht, daß er eine bestimmte
    Information eigentlich enthüllen sollte. Aber man traut sich einfach nicht. Es scheint auch nie einen geeigneten Augenblick dafür zu geben, und während Tage und Wochen ins Land
    ziehen, kommt es uns einerseits weniger wichtig vor,
    andererseits fühlen wir uns immer unwohler dabei, nach wie vor nichts gesagt zu haben. Und je länger es dauert, desto
    schwieriger wird es, die Sache zu enthüllen. Eigentlich ist nur das Schuldgefühl ein Problem - obwohl es manchmal natürlich noch andere gute Gründe gibt, warum man sprechen sollte.

    Jessicas Geschichte
    Jessica war eine junge Psychiaterin, die mich mit mehreren Problemen aufsuchte. So hatte sie in ihrer Studienzeit eine Zeitlang unter paranoiden Zwangsvorstellungen gelitten und deswegen einige Monate in einer privaten Klinik verbracht. Ihr Hauptproblem waren jedoch die Mitarbeiter am Institut, wo sie seit kurzem arbeitete: Sie wußten nichts von dieser Episode. Es gab etliche professionelle und ethische Gründe, ihnen die
    Wahrheit über ihre Krankengeschichte zu erzählen, aber Jessica hatte große Angst, dies könne das Aus für ihre Karriere
    bedeuten. Es gab solide Hinweise, daß Jessica eine sehr
    talentierte und sensible Psychiaterin war und es daher ein Verlust für alle gewesen wäre, wenn sie ihre Anstellung verlöre.
    Jessica fand selber eine Lösung. Sie beschloß, ihrem
    Supervisor zu sagen, sie befinde sich derzeit wegen
    streßbezogener Probleme in Therapie. Sie sagte ihm außerdem, daß er mich anrufen könne, und bat mich, ihm alles mitzuteilen, bis auf die Tatsache, daß sie früher einmal in einer privaten Klinik in Behandlung war. Außerdem meinte sie, ich solle ihrem
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    Chef zwar keine Angst einjagen, aber wenn ich das Gefühl
    hätte, ihre Probleme könnten ihre Arbeit untergraben, brauchte ich dies nicht zu verschweigen. Jessicas virtuelle Enthüllungen bestanden darin, wichtige Information über ihren gegenwärtigen Zustand zu liefern, ohne den einstigen und - aktuell irrelevanten
    - Klinikaufenthalt zu erwähnen.
    Das hatte interessante Konsequenzen. Sowie Jessica auf diese Lösung gestoßen war, empfand sie bedeutend weniger Streß.
    Der geringere Streß führte zu einem bemerkenswerten
    Rückgang der paranoiden Gedanken, derentwegen sie die
    Therapie begonnen hatte. Nachdem wir Wege gefunden hatten, auch andere Streßquellen zu reduzieren, verbesserte sich ihr Zustand zunehmend.

    Schlechte Nachrichten überbringen
    Es liegt auf der Hand, daß es in den meisten Situationen nicht möglich ist, schlechte Nachrichten virtuell zu überbringen. Man kann niemanden virtuell kündigen oder jemandem virtuell
    erzählen, sein Hund sei gerade von einem Auto überfahren
    worden.
    Es gibt jedoch auch Situationen, bei denen die schlechten
    Nachrichten keine simplen, unabänderlichen Fakten darstellen und in denen man das Ereignis auf unterschiedliche Art und Weise betrachten kann, so daß man tatsächlich mehrere
    Optionen hat.

    Zurück zu Ronalds Geschichte
    Erinnern Sie sich noch an Ronald aus dem ersten Kapitel? Er mußte seiner Frau erzählen, daß er nicht mehr zu den
    Mitarbeitern der Firma zählte, die auf Beförderung hoffen
    konnten. Ronald platzte leider zum falschen Zeitpunkt mit seiner Wahrheit heraus, noch dazu ziemlich destruktiv.
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    Es ist aber sehr wahrscheinlich, daß er genügend Dinge über seine Frau und ihr gemeinsames Leben wußte, um ihr die
    schlechte Nachricht virtuell zu überbringen. Dazu hätte er

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