Ich muss dir etwas sagen
erklären, ohne es zu
rechtfertigen, aber versuchen Sie es trotzdem. Zeigen Sie ein Motiv oder einen Umstand auf, der zu dem Fehltritt geführt hat, ohne jedoch Ihre Schuld herunterzuspielen.
Als ich meiner Frau erklärte, daß ich mich auf die andere
einließ, weil wir in unserer Ehe auseinanderdrifteten, klang das, als würde ich ihr die Schuld dafür zuschieben. Ich hätte besser sagen sollen, daß ich es tat, weil ich unverantwortlich und gedankenlos handelte und nicht in der Lage war, die
zunehmende Distanz in unserer Beziehung zu überbrücken.
Damit hätte die Schuld weiter bei mir gelegen und mein Fehltritt trotzdem einen Kontext bekommen.
► Schildern Sie die Sache nicht so, als könnten Sie eigentlich nichts dafür. Das ist zwar verführerisch, weil es Sie aus der Verantwortung entläßt, aber Sie versuchen doch, das Vertrauen zu stärken, und das geschieht nur, wenn Sie die volle
Verantwortung für Ihr Handeln übernehmen.
► Erkennen Sie die Auswirkungen an, die Ihr Geständnis auf den Betreffenden hat. Öffnen Sie sich für den Schmerz, den Sie verursachen. Das fällt uns nicht leicht, weil wir befürchten, das Leid mit unserer Anerkennung nur zu verstärken. Außerdem
haben wir Angst, uns könnte nicht vergeben werden, wenn wir
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über die Verletzungen sprechen, die wir unserem Gegenüber
zufügen. Aber das Gegenteil ist wahr. Stellen Sie sich das ganze Ausmaß - praktisch und emotional - vor, in dem Ihr Fehltritt Ihr Gegenüber verletzt hat, und schreiben Sie das und Ihr
Verständnis dafür in Ihren Brief - und entschuldigen Sie sich.
► Gebärden Sie sich jedoch nicht als Experte für den
Schmerz, den Ihr Geständnis verursacht. Erkennen Sie die
Verletzungen rückhaltlos an, aber achten Sie auch darauf, dem anderen zu signalisieren, daß der Schmerz wahrscheinlich
größer ist, als Sie es sich vorstellen können. An diesem Punkt angelangt, ist die Mitteilung sinnvoll, daß Sie offen für seine Reaktionen sind.
► Erklären Sie, was Sie mit alldem wollen. Schreiben Sie
explizit, daß Sie sich Vergebung wünschen. Geben Sie Ihrem Verständnis Ausdruck, wie schwer das für ihn sei, und Ihrer Bereitschaft, alles Nötige zu tun, um seine Vergebung zu
erlangen. Fragen Sie auch, was Sie konkret tun können.
► Vergessen Sie nicht, daß Sie vielleicht mehr als nur
Vergebung wollen, und erwähnen Sie auch das. So wollte David beispielsweise auch die Verantwortlichkeiten mit Michael neu verteilen. Äußern Sie, was immer Ihnen wichtig ist, auch wenn es egoistisch ist; Hauptsache, es ist darauf ausgerichtet, die Beziehung zu verbessern.
► Es sollte nicht so klingen, als reichten allein schon Ihre Reue und Ihr Wunsch nach Vergebung aus, damit der
Betreffende Ihnen verzeiht. Fragen Sie also explizit nach seinen Erwartungen an Sie und den Voraussetzungen für seine
Vergebung.
Beispielbriefe
Hier nun einige Briefe, wie Menschen sie in Situationen
geschrieben haben, die der Ihrigen vielleicht ähnlich sind.
Ich will gleich mit dem wahrscheinlich schlimmsten Fall
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loslegen: der Beichte einer Affäre. Der betreffende Mann war um die 30, verheiratet und hatte zwei Kinder. Er machte oft längere Reisen zum Firmenhauptquartier und verbrachte dabei, wie sich herausstellte, auch immer einige Zeit in der Wohnung einer Kollegin.
Ein schlechter Brief
„Ich schreibe Dir, weil ich Dir gestehen möchte, daß ich die letzten zwei Jahre über mit einer Frau geschlafen habe, die ich immer treffe, wenn ich in Dallas bin. Ich werde die Beziehung bei meinem nächsten Besuch dort beenden. Es war nie meine Absicht, Dir weh zu tun, und ich hoffe, daß dies alles Dich nicht zu sehr verletzt. Ich hoffe, Du machst keine Staatsaffäre daraus, weil ich - offen gesagt - glaube, daß man eine solche Sache nicht zu sehr aufbauschen sollte. Ich fand diese Frau zwar nett, aber ich habe sie keinesfalls geliebt, und man kann wohl mit Recht behaupten, daß es in der Beziehung zu ihr eigentlich nur um Sex ging. Wenigstens gilt das für mich, auch wenn sie das vielleicht anders gesehen hat. Wie dem auch sei, es ist im Grunde genommen vorbei. Ich weiß, daß ich einen Fehler gemacht habe, aber es war nicht gänzlich meine Schuld. Schließlich hast Du mich im Bett ja öfter weggeschoben und wolltest nicht die Sachen machen, über die wir mal geredet haben. Wenn man einen Mann so abweist, darf man sich nicht wundern, wenn er sich das, was er braucht, womöglich woanders sucht. Ich sage zwar, daß ich
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